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Gartenbau und Sonderkulturen
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       kommunizieren. Über 450 Studien und rund
       900 wissenschaftlich publizierte Artikel kom-
       men zum Schluss, dass Glyphosat keine erb-
       gutverändernden Eigenschaften aufweist und
       es keine Anhaltspunkte für eine krebserzeu-
       gende Wirkung gäbe. Die wissenschaftliche
       Risikobewertung stellt also fest, dass alle
       Grenzwerte eingehalten werden und kein Ri-
       siko besteht. Aber die Verbraucher glauben es
       nicht. Die Ursachen hierfür können vielfältig
       sein. Von unklarer Kommunikation über
       Vorurteile bis hin zur medialen Berichterstat-
       tung mit Skandalisierungsinteressen und wei-
       teren Faktoren können Gründe dafür sein. So   „In einer repräsentativen Umfrage des BfR wurde folgende Frage gestellt: „Wie schätzen Sie das
                                                Verhältnis von Risiko zu Nutzen von Pflanzenschutzmitteln ein? Quelle: BfR-Verbrauchermonitor
       muss bei aller sachlicher Kommunikation im-  2016 Spezial Pflanzenschutzmittel“
       mer auch die emotionale Seite sowie die Vor-
       stellungskraft des Menschen berücksichtigt
       werden.

       Auf der anderen Seite hat der Mensch auch
       das Werkzeug der Risikokompensation. Dies
       kann ebenfalls ein Risikofaktor sein,  wenn
       zum Beispiel bei eigenem gesundheitsschäd-
       lichem Verhalten (Völlerei, Bewegungsman-
       gel, Rauchen) das persönliche Risiko zu er-
       kranken unterschätzt wird. Des Weiteren gibt
       es auch das Phänomen der Überschätzung
       der eigenen Handlungsmöglichkeiten zur Ri-
       sikovermeidung  (zum  Beispiel  im  Autover-
       kehr).
                                                „In einer repräsentativen Umfrage des BfR wurde folgende Frage gestellt: „Welche der folgenden
                                                Einrichtungen oder Gruppierungen sollten Ihrer Meinung nach bei der gesetzlichen Regulierung
                                                von Pflanzenschutzmittel¬rückständen eine wichtige Rolle spielen? Quelle: BfR-Verbrauchermoni-
         Herausforderungen der                  tor 2016 Spezial Pflanzenschutzmittel“
         Risikokommunikation
                                                  Fazit
       Wie in den meisten Bereichen eines jeden pri-
       vaten und dienstlichen Alltags, ist eine gute   Damit von Vornherein Missverständnisse gar
       Kommunikation sehr viel wert. So auch bei   nicht erst entstehen, sind vier Punkte bei der
       der Kommunikation hinsichtlich des Einsat-  Kommunikation sehr wichtig:
       zes von Pflanzenschutzmitteln (sowohl bei
       der integrierten als auch bei der ökologischen   1.  Offenheit
       Produktion).  Transparenz  und  eindeutige   2.  Transparenz
       Aufklärung von Fakten auf der einen Seite   3.  Unabhängigkeit
       und der Interpretation dieser Fakten auf der   4.  Reaktionsschnelligkeit
       anderen Seite ist ein wichtiger Punkt. Auch
       die Arbeit und Entscheidungen der Behörden   Mit Hilfe einer ganzen Reihe an Maßnahmen
       müssen für den Verbraucher nachvollziehbar   und Formaten komme das BfR seiner gesetz-
       und verständlich sein.  Der Zugang  zu den   lichen  Aufgabe  nach,  die  Verbraucher  auf
       Originalstudien sowie Bewertungsergebnis-  rein wissenschaftlicher Basis über Risiken zu
       sen müsse verbessert werden. Letztlich soll-  unterrichten. Wenn alle Akteure an einer
       ten wir uns immer wieder die unterschiedli-  sachlichen Kommunikation arbeiten, kann
       chen Interessen der verschiedenen Akteure   die Wahrnehmung und die Wirklichkeit in der
       bewusstmachen: Medien, Politik, Verbände,   Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln   Christian Bühler
       Behörden, Wissenschaft und Industrie haben   in Übereinstimmung gebracht werden.   MLR
       zum Teil andere bzw. kontroverse Ziele.                                           Tel. 0711/126-1040
                                                Weitere Informationen unter              christian.buehler@mlr.
                                                www.bfr.bund.de.                        bwl.de



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