Page 47 - Landinfo 2/2020 Landeszentrum für Ernährung
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Gartenbau und Sonderkulturen
Gartenbau und Sonderkulturen
kommunizieren. Über 450 Studien und rund
900 wissenschaftlich publizierte Artikel kom-
men zum Schluss, dass Glyphosat keine erb-
gutverändernden Eigenschaften aufweist und
es keine Anhaltspunkte für eine krebserzeu-
gende Wirkung gäbe. Die wissenschaftliche
Risikobewertung stellt also fest, dass alle
Grenzwerte eingehalten werden und kein Ri-
siko besteht. Aber die Verbraucher glauben es
nicht. Die Ursachen hierfür können vielfältig
sein. Von unklarer Kommunikation über
Vorurteile bis hin zur medialen Berichterstat-
tung mit Skandalisierungsinteressen und wei-
teren Faktoren können Gründe dafür sein. So „In einer repräsentativen Umfrage des BfR wurde folgende Frage gestellt: „Wie schätzen Sie das
Verhältnis von Risiko zu Nutzen von Pflanzenschutzmitteln ein? Quelle: BfR-Verbrauchermonitor
muss bei aller sachlicher Kommunikation im- 2016 Spezial Pflanzenschutzmittel“
mer auch die emotionale Seite sowie die Vor-
stellungskraft des Menschen berücksichtigt
werden.
Auf der anderen Seite hat der Mensch auch
das Werkzeug der Risikokompensation. Dies
kann ebenfalls ein Risikofaktor sein, wenn
zum Beispiel bei eigenem gesundheitsschäd-
lichem Verhalten (Völlerei, Bewegungsman-
gel, Rauchen) das persönliche Risiko zu er-
kranken unterschätzt wird. Des Weiteren gibt
es auch das Phänomen der Überschätzung
der eigenen Handlungsmöglichkeiten zur Ri-
sikovermeidung (zum Beispiel im Autover-
kehr).
„In einer repräsentativen Umfrage des BfR wurde folgende Frage gestellt: „Welche der folgenden
Einrichtungen oder Gruppierungen sollten Ihrer Meinung nach bei der gesetzlichen Regulierung
von Pflanzenschutzmittel¬rückständen eine wichtige Rolle spielen? Quelle: BfR-Verbrauchermoni-
Herausforderungen der tor 2016 Spezial Pflanzenschutzmittel“
Risikokommunikation
Fazit
Wie in den meisten Bereichen eines jeden pri-
vaten und dienstlichen Alltags, ist eine gute Damit von Vornherein Missverständnisse gar
Kommunikation sehr viel wert. So auch bei nicht erst entstehen, sind vier Punkte bei der
der Kommunikation hinsichtlich des Einsat- Kommunikation sehr wichtig:
zes von Pflanzenschutzmitteln (sowohl bei
der integrierten als auch bei der ökologischen 1. Offenheit
Produktion). Transparenz und eindeutige 2. Transparenz
Aufklärung von Fakten auf der einen Seite 3. Unabhängigkeit
und der Interpretation dieser Fakten auf der 4. Reaktionsschnelligkeit
anderen Seite ist ein wichtiger Punkt. Auch
die Arbeit und Entscheidungen der Behörden Mit Hilfe einer ganzen Reihe an Maßnahmen
müssen für den Verbraucher nachvollziehbar und Formaten komme das BfR seiner gesetz-
und verständlich sein. Der Zugang zu den lichen Aufgabe nach, die Verbraucher auf
Originalstudien sowie Bewertungsergebnis- rein wissenschaftlicher Basis über Risiken zu
sen müsse verbessert werden. Letztlich soll- unterrichten. Wenn alle Akteure an einer
ten wir uns immer wieder die unterschiedli- sachlichen Kommunikation arbeiten, kann
chen Interessen der verschiedenen Akteure die Wahrnehmung und die Wirklichkeit in der
bewusstmachen: Medien, Politik, Verbände, Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln Christian Bühler
Behörden, Wissenschaft und Industrie haben in Übereinstimmung gebracht werden. MLR
zum Teil andere bzw. kontroverse Ziele. Tel. 0711/126-1040
Weitere Informationen unter christian.buehler@mlr.
www.bfr.bund.de. bwl.de
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