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Pflanzen- und Tierproduktion
Dr. Peter Fischer und Dr. Margarete Finck
Das Jagst-Projekt
Feld- und Modellierungsstudien zur Erfassung von Phosphor-Austrägen aus der Landwirtschaft
Der gute ökologische Zustand von Gewässern nach EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) kann in einer
effizienten Art und Weise nur erreicht werden, wenn Maßnahmen zur Reduzierung der Nährstoffein-
träge in Gewässer gezielt durchgeführt werden. Dabei ist es essenziell, dass die Anteile der relevanten
Verursacher Siedlungsabwasser und Landwirtschaft, korrekt erfasst und insbesondere im Bereich der
Landwirtschaft Maßnahmen standortangepasst durchgeführt werden.
Bild 1: Landwirtschaftliche Acker- m Rahmen des Aktionsprogramms Jagst ische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Richt-
nutzung in Hanglagen: Hot spots Iwurde unter Federführung des Regier- werte sowohl für Biodiversität als auch für
erhöhter landwirtschaftlicher P- unspräsidium Stuttgarts - Referat 33, in Zu- Phosphor (P)-Konzentrationen im Gewässer
Einträge in Gewässer über den
Oberflächenabfluss. sammenarbeit mit dem LTZ Augustenberg festgelegt. In Baden-Württemberg verfehlen
Foto: Dr. Peter Fischer, LTZ und den Unteren Landwirtschaftsbehörden über 60% der Fließgewässer bezüglich der
(ULB) Schwäbisch Hall und Heilbronn, ein biologischen Qualitätskriterien für Wasser-
Projekt zur Erfassung und Reduzierung land- pflanzen- und Algenzusammensetzung (Ma-
wirtschaftlicher Phosphor (P)-Einträge etab- krophyten und Phytobenthos) den von der
liert. Finanziert durch das Ministerium für WRRL geforderten guten ökologischen Zu-
Ländlichen Raum und Verbraucherschutz stand. In den betroffenen Gewässerabschnit-
(MLR) werden an der Jagst in drei Untersu- ten sind meist gleichzeitig die gewässertypi-
chungsgebieten die landwirtschaftlichen P- schen Orientierungswerte für gelösten Phos-
Austräge durch Feldmessungen quantifiziert, phor und/oder Gesamt-Phosphor über-
ihre Relevanz für den ökologischen Zustand schritten. Es besteht also weiterhin
der Oberflächengewässer bewertet und ein Handlungsbedarf die P-Einträge in die Ge-
Konzept für die Erarbeitung gebietsspezifi- wässer zu minimieren.
scher Maßnahmen zur effizienten Reduktion
der P-Einträge in Baden-Württemberg erar- Neben Einträgen aus Punktquellen, verur-
beitet. Damit werden über das Projekt hinaus sacht vor allem durch Kläranlagen und Misch-
für das Erreichen der Ziele der WRRL und wasserentlastungen der Kanalisation, gelangt
den Umgang mit Phosphatgebieten gemäß P über die Landwirtschaft in die Gewässer
Düngeverordnung (2017, mit Änderung (Bild 1). Hierbei dominieren P-Einträge über
v.28.4.2020, §13a) wichtige Erkenntnisse für den Oberflächenabfluss und Drainagen.
eine effektive landwirtschaftliche Maßnah- Messwerte liegen seitens der Wasserwirt-
menplanung gewonnen. schaft bislang nur an Gewässerabschnitten
vor, an denen bereits P-Einträge sowohl von
Seiten der Landwirtschaft als auch durch
Kriterien zur Bewertung des Siedlungsabwasser stattgefunden haben. Eine
ökologischen Zustands exakte Quantifizierung der anteiligen P-Ein-
träge der beiden Hauptverursacher anhand
Für die Bewertung des ökologischen Zustan- der vorhandenen Messstellen ist dementspre-
des der Fließgewässer sind durch die europä- chend nicht möglich. Hier setzt das Jagst-
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