Page 52 - Landinfo 2/2020 Landeszentrum für Ernährung
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Gartenbau und Sonderkulturen

































                                   Bild 2: Abgesteckte Boniturfläche (1,2m x 1,2m) mit verschiedenen Pflanzen als Ausschnitt eines Vorgartenbeetes. Der
                                   Bestäuberzuflug wird pro Fläche 15 Minuten lang erfasst. Foto: LVG Heidelberg





                                   schiedlichen Standorten nachgewiesen wer-  durchgeführt, um das Bestäubervorkommen
                                   den können, hängt in hohem Maße von den   an den verschiedenen Standorten auf Artebe-
                                   Umgebungsbedingungen ab (Penell 2019).   ne ansprechen zu können. Unter Miteinbezie-
                                   Sowohl von öffentlicher als auch von gewerb-  hung ökologischer, physikalischer und anth-
                                   licher Seite besteht ein hoher Bedarf an fach-  ropogener Standortparameter werden die
                                   lich  fundierten Empfehlungen  zur  Umset-  verschiedenen Versuchsflächen klassifiziert.
                                   zung  bestäuberfreundlicher  Bepflanzungen
                                   und der Gestaltung von geeigneten Habitaten
                                   im urbanen Raum.                           Vertikale Pflanz-Nist-Module

                                                                            Mit Hinblick auf den herrschenden Platz-
                                     Zuflugbonituren im urbanen Raum        mangel in hochurbanen Gebieten werden an
                                                                            zwei Standorten vertikale Pflanzkonzepte in
                                   Zwischen 2019 und 2021 werden über zwei   Kombination mit Wildbienennisteinheiten
                                   Blühperioden hinweg umfassende Praxisver-  auf ihre Attraktivität für Bestäuber hin boni-
                                   suche durchgeführt. Hierbei werden Zuflug-  tiert und evaluiert. So soll neben der Eignung
                                   verhalten, Menge und Zusammensetzung     bestäuberfreundlicher Pflanzkombinationen
                                   von Bestäuberinsekten auf Pflanzflächen er-  für vertikale Systeme auch ein besonderes
                                   fasst. Die bereits angelegten Pflanzkombina-  Augenmerk auf mögliche Höheneffekte ge-
                                   tionen befinden sich im urbanen Raum in den   legt werden.
                                   Regionen Stuttgart und Heidelberg und be-
                                   treffen Flächen im privaten, gewerblichen
                                   und öffentlichen Bereich. Für die Erfassun-  Nisthabitatversuch
                                   gen werden standardisierte Ausschnitte der
                                   ausgewählten Flächen alle zwei Wochen für je   Um Bestäubern einen Lebensraum zu bieten
                                   15 Minuten auf den Bestäuberzuflug boni-  ist nicht nur das Vorhandensein von langblü-
                                   tiert. Differenziert wird zwischen Honigbie-  henden und attraktiven Trachtpflanzen zur
                                   nen, Hummeln, weiteren Wildbienen,       Nahrungssicherung von Bedeutung, sondern
                                   Schwebfliegen, Schmetterlingen und sonsti-  auch von passenden Niststrukturen. Da ¾
                                   gen Insekten. Die Zahl der offenen Blüten   der  nestbauenden  Bienenarten in  Deutsch-
                                   wird ebenfalls erfasst. Die Bonituren finden   land Bodennister sind, werden im Rahmen
                                   bei sonnigem, trockenem Wetter statt. Ver-  des Projektes verschiedene Substrate und Bo-
                                   einzelt werden auch Fänge der Bestäuber   denstrukturen auf ihre Eignung als Niststät-



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