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Gartenbau und Sonderkulturen
Bild 2: Abgesteckte Boniturfläche (1,2m x 1,2m) mit verschiedenen Pflanzen als Ausschnitt eines Vorgartenbeetes. Der
Bestäuberzuflug wird pro Fläche 15 Minuten lang erfasst. Foto: LVG Heidelberg
schiedlichen Standorten nachgewiesen wer- durchgeführt, um das Bestäubervorkommen
den können, hängt in hohem Maße von den an den verschiedenen Standorten auf Artebe-
Umgebungsbedingungen ab (Penell 2019). ne ansprechen zu können. Unter Miteinbezie-
Sowohl von öffentlicher als auch von gewerb- hung ökologischer, physikalischer und anth-
licher Seite besteht ein hoher Bedarf an fach- ropogener Standortparameter werden die
lich fundierten Empfehlungen zur Umset- verschiedenen Versuchsflächen klassifiziert.
zung bestäuberfreundlicher Bepflanzungen
und der Gestaltung von geeigneten Habitaten
im urbanen Raum. Vertikale Pflanz-Nist-Module
Mit Hinblick auf den herrschenden Platz-
Zuflugbonituren im urbanen Raum mangel in hochurbanen Gebieten werden an
zwei Standorten vertikale Pflanzkonzepte in
Zwischen 2019 und 2021 werden über zwei Kombination mit Wildbienennisteinheiten
Blühperioden hinweg umfassende Praxisver- auf ihre Attraktivität für Bestäuber hin boni-
suche durchgeführt. Hierbei werden Zuflug- tiert und evaluiert. So soll neben der Eignung
verhalten, Menge und Zusammensetzung bestäuberfreundlicher Pflanzkombinationen
von Bestäuberinsekten auf Pflanzflächen er- für vertikale Systeme auch ein besonderes
fasst. Die bereits angelegten Pflanzkombina- Augenmerk auf mögliche Höheneffekte ge-
tionen befinden sich im urbanen Raum in den legt werden.
Regionen Stuttgart und Heidelberg und be-
treffen Flächen im privaten, gewerblichen
und öffentlichen Bereich. Für die Erfassun- Nisthabitatversuch
gen werden standardisierte Ausschnitte der
ausgewählten Flächen alle zwei Wochen für je Um Bestäubern einen Lebensraum zu bieten
15 Minuten auf den Bestäuberzuflug boni- ist nicht nur das Vorhandensein von langblü-
tiert. Differenziert wird zwischen Honigbie- henden und attraktiven Trachtpflanzen zur
nen, Hummeln, weiteren Wildbienen, Nahrungssicherung von Bedeutung, sondern
Schwebfliegen, Schmetterlingen und sonsti- auch von passenden Niststrukturen. Da ¾
gen Insekten. Die Zahl der offenen Blüten der nestbauenden Bienenarten in Deutsch-
wird ebenfalls erfasst. Die Bonituren finden land Bodennister sind, werden im Rahmen
bei sonnigem, trockenem Wetter statt. Ver- des Projektes verschiedene Substrate und Bo-
einzelt werden auch Fänge der Bestäuber denstrukturen auf ihre Eignung als Niststät-
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