Page 40 - Landinfo 2/2020 Landeszentrum für Ernährung
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Pflanzen- und Tierproduktion





                                                                            Ernteguts war nicht vorhanden, sodass sich
                                                                            kein Schwellenwert für eine befallsfreie Möh-
                                                                            renproduktion ableiten ließ. Anhand der vor-
                                                                            liegenden Daten konnten sowohl die Boden-
                                                                            art als auch die Vorfrucht als mögliche Ein-
                                                                            flussfaktoren auf den Chalara-Befall ausge-
                                                                            schlossen werden.



                                                                              Einflussfaktoren auf eine Chalara-
                                                                              Infektion



                                                                            Einflussfaktor Verletzungen
                                                                            Dass trotz hoher Belastung des Bodens be-
                                                                            fallsfreie Möhren produziert und geerntet
                                                                            werden können, zeigen Labor-, Container-
                                                                            und Freilandversuche. Es stellte sich heraus,
                                                                            dass für eine erfolgreiche Infektion mit  C.
                                                                            elegans und  C. thielavioides Verletzungen der
                                                                            obersten Zellschichten erforderlich sind. Ver-
                                                                            letzte Möhren, die im Labor in eine Sporen-
                                                                            suspension getaucht wurden, wurden im Ge-
                                                                            gensatz zu unverletzten Möhren befallen.
          Bild 2: Transport der Möhren in der Aufarbeitungsanlage auf Transportbändern, hier nach dem
          Polieren, Foto: LTZ/Jan Hinrichs-Berger                           Verletzte und unverletzte Möhren, die in Lei-
                                                                            tungswasser getaucht wurden, zeigten keine
                                   schen Bodenbesatz zur Saat bzw. zur Ernte   Infektion (Tab. 1).
                                   und dem Befall bei der Anlieferung einen
                                   Schwellenwert zu ermitteln, bis zu dem eine   In Containerversuchen, in denen Möhren in
                                   nahezu befallsfreie Möhrenproduktion mög-  Chalara-belasteter Erde produziert wurden,
                                   lich wäre. Die Untersuchungen zeigten, dass   wurde bei schonender Handernte kein oder
                                   die Belastung zur Saat relativ gering war und   allenfalls ein sehr geringer Befall ermittelt. Bei
                                   bis  zur  Ernte  allenfalls  leicht  anstieg.  Sehr   maschineller, praxisüblicher Ernte mittels
                                   hoch war dagegen die Belastung der Erde, die   Roder und anschließendem Umladen in einen
                                   am Erntegut anhaftete. Vermutlich hat die   Anhänger ist die mechanische Belastung des
                                   Belastung nach der Ernte während des Trans-  Ernteguts dagegen sehr viel höher. Während
                                   ports und der Lagerzeit bis zum Waschen zu-  bei der Handernte und vorsichtigem Waschen
                                   genommen, weil die Temperaturen während   und Bündeln, wie es bei Bundmöhren üblich
                                   Transport und Lagerung über 20 °C lagen   ist, kaum Verletzungen entstehen, treten Mi-
                                   und der Boden mit Möhrenwurzelbruchstü-  kro- und Makroverletzungen bei maschineller
                                   cken ein ideales Substrat für Chalara darstell-  Ernte von Waschmöhren regelmäßig auf und
                                   te. Eine Korrelation zwischen der Belastung   in dessen Folge auch Chalara-Befall (Tab. 2).
                                   des Bodens und der Chalara-Belastung des   Im weiteren Verlauf kommt es beim Entla-



                Tab. 1: Chalara-Befall an Möhren nach Inokulation in Spo-  Tab. 2: Chalara-Befall an Möhren [%] nach Handernte bzw.
                rensuspension bzw. in Leitungswasser mit und ohne Ver-  maschineller Ernte mittels Roder.
                letzung (+ = Befall; - = ohne Befall).

                                                                                    Chalara-Befall in %
                                                                     Fläche
                                              Chalara-                        Handernte   Maschinelle Ernte
                    Möhre        Inokulum
                                               Befall                   A         0             100
                   verletzt      Sporen         +                       B         1             91
                   verletzt   Leitungswasser     -                      C         0              0
                  unverletzt     Sporen          -                      D         0             78
                  unverletzt  Leitungswasser     -                      E         0             100



          40                                                                                        Landinfo 2 | 2020
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