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Pflanzen- und Tierproduktion
Milchmenge pro Laktationstag
Die energiekorrigierte Milchmenge pro Lak-
tationstag war in beiden Gruppen gleich
hoch. Wegen der niedrigeren Grobfutterauf-
nahme erreichte Gruppe 6,5/250 folglich ei-
ne signifikant geringere Grobfutterleistung.
Die Tiere in Gruppe 6,5/250 erzeugten 51 %
der ECM aus dem Grobfutter, die Tiere in
Gruppe 6,5/150 glänzten mit 73 %. Weder
der Fett-, noch der Eiweißgehalt in der Milch
waren unterschiedlich. Der durchschnittliche
tägliche Energiesaldo und der BCS in der
Laktation waren in der Gruppe 6,5/250 sig-
nifikant höher als in Gruppe 6,5/150, das
Körpergewicht nicht.
Bild 3: Verlauf des Energiesaldos beider Versuchsgruppen in Laktation und Trockenstehphase
In der Trockenstehphase nahmen die Tiere in
Gruppe 6,5/150, bei gleicher Fütterung, täg-
lich durchschnittlich signifikant mehr Tro-
ckenmasse und folglich signifikant mehr
durchschnittlich 53 % der TM und in Gruppe Energie auf (Tab. 2), was einen signifikant
6,5/150 79% der TM. Dies war notwendig, höheren Energiesaldo zur Folge hatte. Für die
um bei geringeren Kraftfuttermengen die ökonomische Betrachtung wurde von Frank
Proteinversorgung sicherzustellen. Während Gräter (LEL) die futterkostenfreie Leistung
der Trockenstehperiode wurden beide Grup- pro Kuh und Jahr berechnet (Laktation und
pen gleich gefüttert (Phase 1: Ration TR1; Trockenstehperiode wurden hierfür berück-
Vorbereitungsfütterung: Ration TR2 = R2). sichtigt). Sie war in beiden Kraftfutterstufen
nahezu gleich und betrug unter den getroffe-
nen Preisannahmen 1827 € in Gruppe
Ergebnisse 6,5/250 bzw. 1827 € in Gruppe 6,5/150.
Signifikante Gruppenunterschiede wurden in
der Laktation bei der täglichen Energieauf- Schlussfolgerung
nahme (IE, in MJ NEL), der Grobfutter- und
der Kraftfutter-Trockenmasseaufnahme fest- Die Reduktion des Kraftfutteraufwands von
Elisabeth Gerster gestellt, wie Tab. 2 zeigt. Gruppe 6,5/250 250 g auf 150 g/kg ECM minderte die Leis-
LRA Schwäbisch Hall nahm signifikant mehr Energie und signifi- tung der Fleckviehkühe nicht bei der guten
Tel.: 07904/7007-3102 kant mehr Kraftfutter auf, aber signifikant Grobfutterqualität. Wenn Grobfutter mit ho-
e.gerster@lrasha.de weniger Grobfutter. Die Grobfutterverdrän- her Energiedichte vorliegt, kann ohne ökono-
gung sagt aus, wie sich die Energieaufnahme mische Nachteile erheblich Kraftfutter einge-
aus Grobfutter mit zunehmender Kraftfut- spart werden (ca. 750 kg/Kuh und Jahr). Ein
teraufnahme reduziert. Die Grobfutterver- reduzierter Kraftfuttereinsatz bewirkt bei
drängung war deutlich und betrug durch- Kraftfutterzukauf geringere Nährstoffim-
schnittlich -0,70 MJ NEL/MJ NEL KF. Bis porte und entlastet so die Stickstoff- und
zum 165. LT war Grobfutterverdrängung mit Phosphor-Salden in der Stoffstrombilanz.
durchschnittlich -0,51 MJ NEL/MJ NEL KF
geringer als in der zweiten Laktationshälfte Die Gruppe, die in der Laktation mit weniger
(-0,86 MJ NEL/MJ NEL KF). Eine Ursache Kraftfutter gefüttert wurde, füllte ihre Kör-
für die steigende Grobfutterverdrängung im perreserven erst später in der Laktation, auch
Laktationsverlauf liegt laut Literatur im beob- noch während der Trockenstehphase, wieder
achteten höheren Energieüberschuss in der auf. Die Verteilung der Energie in Leistung
Dr. Thomas Jilg zweiten Laktationshälfte (Bild 3 [8; 9]). Dies statt in Ansatz wurde durch den geringeren
LAZBW Aulendorf unterstreicht, dass mehr Kraftfutter insbe- Kraftfuttereinsatz begünstigt. Erst die Ge-
Tel.: 07525 / 942-302 sondere bei altmelkenden Kühen weder die samtbetrachtung von Laktation und Trocken-
thomas.jilg@lazbw.bwl. Futteraufnahme noch die Milchleistung er- stehphase ermöglichte es die Dynamik der
de höht. Energieversorgung abzubilden.
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