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Pflanzen- und Tierproduktion





       Dr. Jan Hinrichs-Berger et al


       Chalara-Fäule an Möhre





       Die  Chalara-Fäule  ist  die  am  häufigsten
       auftretende Lagerfäule der Möhre. Sie wird
       von  den  bodenbürtigen  Pilzen  Chalara ele-
                                                                  Foto: Martina Ehrentreich, LEL
       gans und Chalara thielavioides hervorgerufen.


                                                kungen bezüglich der Chalara-Belastung
           ei Befall bildet sich auf den Möhren ober-  (Abb. 1), die mit den einwirkenden Parame-
       Bflächlich grau-schwarzes, leicht pelziges   tern Verletzungen, Temperatur und Feuchtig-
       Myzel (Bild 1). Zwar kann der Belag durch   keit zu erklären sind. So stieg nach dem Wa-
       Schälen entfernt werden - der Pilz bildet nach   schen der Anteil befallener Möhren um etwa
       bisherigem Kenntnisstand keine Giftstoffe -,   10 Prozentpunkte an, was darauf schließen
       dennoch sehen die befallenen Möhren unap-  lässt, dass es zu einer Verteilung der Schader-
       petitlich aus. Bereits gekaufte Ware wird nicht   reger über das Waschwasser kommt. Das an-
       mehr verzehrt bzw. die in der Ladentheke aus-  schließende Polieren trägt die obersten Zell-
       liegende Ware nicht gekauft. Chalara-Befall   schichten und die daran anhaftenden Pilzspo-
       an Möhren stellt daher sehr häufig einen Re-  ren ab; es kommt
       klamationsgrund von Seiten des Handels und   hierbei zu einer
       der Verbraucher dar, wobei dies ausschließ-  Abnahme des Be-
       lich gerodete Waschmöhren betrifft. Bund-  falls. Bis zum Ab-
       möhren sind aufgrund der schonenden Ernte   packen der aufge-
       und Aufarbeitung kaum betroffen. Die durch   arbeiteten Möhren
       Chalara bedingten Ausfälle an marktfertig   kommt es jedoch
       aufbereiteten und verpackten Möhren haben   zu einem erneuten
       in den letzten Jahren in allen wichtigen An-  Befallsanstieg auf
       baugebieten Mitteleuropas stetig zugenom-  bis zu 75 %. Eine
       men. Um Lösungsansätze zu erarbeiten, wur-  Kontamination
       de von der Bundesanstalt für Landwirtschaft   von Oberflächen
       und Ernährung (BLE)  ein Projekt mit dem   der Aufarbeitungs-
                           1
       Titel  „Untersuchungen zu  Verbreitung  und   anlage mit Sporen,
       Ausbreitungswegen der Chalara-Fäule an   beispielsweise auf
       Möhren in Produktions- und Aufbereitungs-  Transportbändern   Bild 1: Chalara-Fäule an Möhren, Foto: LTZ/Jan Hinrichs-Berger
       betrieben in Südwestdeutschland als Grund-  (Bild 2), ist als
       lage für die Entwicklung von Maßnahmen zur   Quelle für  die er-
       Befallsreduzierung“ gefördert, welches das   neute Chalara-Be-  80                            77,3
       LTZ Augustenberg in Kooperation mit dem   lastung in Betracht   70           63,7
       DLR Rheinpfalz bearbeitet.               zu ziehen.           60    54,8              57,4

                                                Aufgrund der ho-     50
         Auftreten der Chalara-Erreger          hen Ausgangsbe-      40
                                                lastung der noch    Anteil Chalara-befallener Möhren [%]  30
       Bei den einzelnen Prozessschritten im Rah-  nicht aufbereite-
       men der Aufarbeitung zeigten sich Schwan-  ten Möhren wurde   20
                                                die Chalara-Belas-   10
       1  Gefördert durch das Bundesministerium
       für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)   tung des Bodens      0
       aufgrund eines Beschlusses des Deutschen   näher  betrachtet.      Abladen  Waschen  Polieren  Verpacken
       Bundestags im Rahmen des Bundespro-      Ziel war, über eine   Abb. 1 : Anteil Chalara belasteter Möhren im Aufarbeitungsprozess in
       gramms Ökologischer Landbau und andere   Korrelation zwi-  % (n = 119).
       Formen nachhaltiger Landwirtschaft.

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