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Schwerpunktthema






























       Bild 1: Einsatz des Insektensaugsammlers in einer   Bild 2: Schlupfwespe auf einem Brombeerblatt  Bild 3: Aufbau der Malaise-Falle am
       Himbeeranlage                                                                 Obstversuchshof des LTZ Augustenberg
       Bildautor 1-5: Olaf Zimmermann



       Rahmen dieses Strauchbeerenprojekts mit Erfolg   ausgewertet. In der Abbildung 1 wird das zeitliche
       eingesetzt werden. Größere Insekten sind in der   Auftreten  im  Jahr  2017  von  Schlupfwespen  im
       Regel sehr beweglich. Sie entkommen daher leicht   Naturraum II (Mittlerer Neckar) sichtbar. Dabei
       bei einer Klopfprobe oder beim Sammeln von   fällt auf, dass diese in der Hauptsache in den Som-
       Blüten. Einzeltiere von Wildbienen oder größere   mermonaten Juni, Juli und August (Anfang Mai
       Fliegen konnten gut mit einem Kescher gefangen   bis Anfang September) gefangen wurden.
       werden. Der im Rahmen des Projekts erworbene,
       motorbetriebene Saugsammler (Vortis insect suc-
       tion sampler) war gut geeignet, um aus den ver-  Beprobung von Pflanzenteilen
       schiedenen Habitaten Insekten zu sammeln (Bild
       1). Insbesondere die für die biologische Schäd-  Mit der Beprobung von Pflanzenteilen, wie Blü-
       lingsbekämpfung wichtige, aber auch riesige   ten, Triebspitzen und Blättern, konnten gezielt
       Gruppe der „Schlupfwespen“ (parasitoide Hyme-  bestimmte Insektenarten und Milben erfasst wer-
       noptera) ließen sich so gut erfassen (Bild 2).  den. Beispielsweise wurden mittels Blütenproben
                                                die Blütenthripse (Thripidae) und ihre Gegenspie-
       Auch verschiedene Fallensysteme kamen zum   ler die Blumenwanzen (Anthocoridae) ermittelt und
       Einsatz und wurden auf ihre Eignung geprüft. Mit   bestimmt. Auch Schadmilben und vor allem die
       jeweils einer Malaise-Falle an zwei Standorten   für die biologische Schädlingsbekämpfung wichti-
       wurden eher nicht kulturspezifische Insekten-  gen Raubmilben als Gegenspieler konnten mit
       gruppen gefangen (Bild 3). Besonders flugaktive   Hilfe  von Blattproben nachgewiesen werden.
       Insekten wie Schwebfliegen oder Netzflügler,   Blattläuse ließen sich ebenfalls an Blättern und an
       konnten so erfasst und bestimmt werden. Dage-  Trieben feststellen.
       gen dienten Pheromonfallen zum Fang spezieller
       Schädlinge, wie dem Johannisbeerglasflügler Syn-
       anthedon tipuliformis oder dem Himbeerglasflügler   Mikroskop und Sequenziermaschine gehen
       Pennisetia hylaeiformis. Auch die äußerst schwierig zu   Hand in Hand
       bestimmende Himbeerrutengallmücke  Resseliella   Es macht wenig Sinn, die Bestimmungsmethoden
       theobaldi konnte mit Pheromonfallen gefangen, be-  bei Insekten gegeneinander auszuspielen. Auch in
       stimmt und die genetische Referenz hinterlegt   Zukunft muss eine neue Art immer erst einmal am
       werden. Gelbe Leimtafeln dienten zu Überwa-  Mikroskop bestimmt werden. Am besten durch
       chung von schädlichen Kleinzikaden. Mit Saftfal-  einen „Taxonomen“. Dies sind in der Regel Hob-
       len wurden Taufliegen (Drosophilidae) und insbe-  by-Insektenkundler, die diese Arbeit meist seit
       sondere die Kirschessigfliege  Drosophila suzukii   Jahren ehrenamtlich in ihrer Freizeit durchführen.
       erfasst. Die Saftfallen wurden gleichzeitig auf das   Auf der anderen Seite steht die molekulare Artbe-
       Vorhandensein etwaiger Schlupfwespen (Parasito-  stimmung durch DNA-Untersuchungen im La-
       ide) von D. suzukii und deren zeitliches Auftreten   bor, verbunden mit der Aufschlüsselung eines



       Landinfo 3 | 2019                                                                                     29
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