Page 26 - Landinfo Biodiversität
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Schwerpunktthema
Matthias Strobl, Kathrin Schultheis
Mäh statt Mulch
Handlungsleitfaden zur Pflege und Nutzung naturschutzfachlich hochwertiger Schafweiden
Passend zum Themenschwerpunkt des Landschaftspflegetages 2018 in Heidenheim „Schäferei und
Artenvielfalt auf der Schwäbischen Alb“ wurde der Handlungsleitfaden für Landschaftserhaltungs-
verbände zur nachhaltigen Sicherung und Bewirtschaftung von naturschutzfachlich hochwertigen
Schafweiden von Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann vorgestellt.
urch die jahrhundertelange extensive Schaf- mer unwirtschaftlicher gestaltet, ist es sehr schwer,
Dbeweidung sind vor allem auf der Schwäbi- für alle naturschutzfachlich hochwertigen Flächen
schen Alb Wacholderheiden und artenreiche eine zielgerichtete Bewirtschaftung zu finden.
Kalkmagerrasen entstanden. Extreme Bedingun-
gen wie Trockenheit, nährstoffarme Böden und
teils felsige Hanglagen zeichnen diese Lebens- Ausarbeitung des Handlungs-
raumtypen aus. Einige Arten wie Orchideen oder leitfadens – ein Modellprojekt
der für den Lebensraumtyp Wacholderheide na-
mensgebende Wacholder (Juniperus communis) Um diesem Trend entgegenzuwirken und alle Flä-
haben sich an diese extremen Bedingungen ange- chen einer geeigneten Bewirtschaftungsweise zu-
passt (Bild 1). zuführen, hat die Landesanstalt für Landwirt-
schaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL) in
Eine maschinelle Offenhaltung ist bei den oft stei- Kooperation mit den Landschaftserhaltungsver-
len Hanglagen nur eingeschränkt oder mit hohen bänden (LEV) Ostalb und Heidenheim ein Mo-
Handlungsleitfaden für LEV
Kosten möglich. Zudem fällt bei einer Bewirt- dellprojekt zur nachhaltigen Sicherung der Be-
schaftung mit Maschinen der selektive Verbiss der wirtschaftung von naturschutzfachlich hochwerti-
Schafe und die Samenverbreitung in Fell, Klauen gen Schafweiden in die Wege geleitet. Daraus
und Kot bei Wanderschafhaltung, die zu dieser wurde ein Handlungsleitfaden erarbeitet, der als
Bild 1: Entstehung der charakteristischen Florenzusammensetzung führ- Arbeitshilfe landesweit den LEV sowie weiteren
Lebensraumtypen ten, weg. Um einer Verbuschung entgegen zu wir- Verbänden und Behörden bei der Erstellung von
Kalkmagerrasen und ken, ist die Beweidung mit Schafen (und Ziegen) Schäfereirevierkonzepten behilflich sein soll. Fi-
Wacholderheiden
Bild: C. Fabricius/LEL unerlässlich. Da sich der Beruf der Schäferei im- nanziert wurde das Projekt von der Stiftung Na-
turschutzfonds Baden-Württemberg.
Ziel des Leitfadens ist es zum einen, unbewirt-
schaftete und naturschutzfachlich interessante
Flächen zu identifizieren und diese nach Möglich-
keit in bestehende Schäfereireviere einzubeziehen.
Zum anderen sollen wirksame Verbesserungs-
maßnahmen unterschiedlichster Art in Schäferre-
vieren aufgezeigt und mit Unterstützung durch
den LEV umgesetzt werden.
Dafür werden naturschutzwichtige Weideflächen
sowie sonstige Betriebsflächen, Triebwege,
Pferchflächen, Tränken, Ställe und weitere wichti-
ge Ausstattungen der Schäfereireviere aufgenom-
men und kartographisch dargestellt. Außerdem
findet eine Aufnahme von Problemen innerhalb
des Schäfereireviers statt. Dazu können fehlende
Triebwege oder Pferchflächen, aber auch zusätz-
lich benötigte Herbstweiden oder Winterfutterflä-
26 Landinfo 3 | 2019