Page 31 - Landinfo Biodiversität
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Schwerpunktthema





       kannt waren, ergänzt bzw. erweitert werden. Ins-
       besondere bei den Nützlingen, über die in der
       Literatur recht wenig gefunden wurde, konnten
       die großen Wissenslücken deutlich reduziert wer-
       den.


         Ein praktisches Ergebnis am Beispiel
         der Blütenbewohner

       In den Blüten ließen sich, neben den typischen Blütenbesu-
       chern Fliegen, (Wild)-Bienen und Hummeln, vor allem
       Thripse und räuberische Blumenwanzen finden. Durch
       gezielte Blütenproben konnten acht Thripsarten (Tab. 1)
       sowie drei räuberische Blumenwanzen (Anthocoridae)
       (Tab. 2) gefunden und bestimmt werden. In der Literatur
       werden dagegen „nur“ sechs Thripsarten genannt. Über die
       nützlichen und für die biologische Schädlingsbekämpfung
       äußerst wirkungsvollen Blumenwanzen ließ sich lediglich
       der Gattungsbegriff  „Orius sp.“ finden (Bild 6).


       Dieses Beispiel zeigt, wie lückenhaft unser Wissen
       über das Auftreten der natürlichen Gegenspieler
       von Schädlingen ist. Aber nur was bekannt ist,
       kann auch geschützt werden. Die Schonung und
       Förderung der natürlichen Gegenspieler wird da-  Bild 6: Blumenwanze Orius majusculus beim Aussaugen eines Thripses
                                                Bild: Klaus Schrameyer
       her in Zukunft eine bedeutende Rolle im biologi-
       schen und integrierten Pflanzenschutz im Acker-
       Obst- und Gemüsebau in Baden-Württemberg
       spielen.
                                                Für zukünftige Arterhebungen im Kulturbereich
                                                Strauchbeeren gibt es nun neue Referenzlisten.
         Fazit                                  Die Darstellung der Projektergebnisse in einer
                                                Datenbank zeigt außerdem Beispielstandorte in
                                                Baden-Württemberg, an denen diese Insektenar-
                                                ten auftreten. Je nach Standpunkt sind diese Arten
                                                aus Sicht von Pflanzenschützern „schädlich“,
                                                „nützlich“ oder „indifferent“, also einfach Teil der
                                                biologischen Vielfalt. Aber auch Naturfreunde
                                                können sich über die Welt der unbekannten klei-
                                                nen Insektenarten informieren. Die Bestim-
                                                mungshilfen und Fotos sollen den Expertenbe-
                                                reich für interessierte Studierende und Strauch-
                                                beerenproduzenten öffnen. Das Smartphone
                                                kann noch keine Blattläuse, Thripse oder Blumen-  Harald Schneller
                                                wanzen bestimmen. Aber man ist durch solche   LTZ
                                                Projektvorhaben auf dem Weg dorthin. Durch   Tel.:  0721/9468-417
                                                das Projekt konnte das Arteninventar für Strauch-  mobil: 0172/1006308
                                                beeren von bisher etwa 150 bekannten Insekten-  harald.schneller@ltz.bwl.
                                                arten um ca. 250 auf nunmehr ca. 400 Arten er-  de
                                                weitert werden. Ergänzend dazu wird die Insek-
                                                ten-Datenbank für Baden-Württemberg mit ei-
                                                nem Schwerpunkt von für den Pflanzenschutz   Dr. Olaf Zimmermann
                                                relevanten Arten veröffentlicht und in Zukunft   LTZ
                                                kontinuierlich erweitert.               Tel.: 0721/9468-412
                                                                                         olaf.zimmermann@ltz.
       Bild 5: Blattlausmumien an Heidelbeerblatt                                        bwl.de



       Landinfo 3 | 2019                                                                                     31
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