Page 32 - Landinfo Biodiversität
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Schwerpunktthema
Vanessa Schulz, Kerstin Stolzenburg
Steigerung der biologischen Vielfalt in
Silomaisbeständen durch blühende Gemengepartner
Mais ist das Hauptsubstrat in Biogasanlagen und ein wichtiger Bestandteil der Futterration in der
Milchviehfütterung, was auf seine hohe Energiedichte, Flächeneffizienz und Wirtschaftlichkeit
zurückführen ist (Wurth & Nußbaum, 2002, Daniel-Gromke et al., 2017). Durch seinen hohen Anteil in
der Fruchtfolge, besonders in Gebieten mit einer hohen Konzentration an Biogasanlagen und tierischen
Veredelungsbetrieben, können mit seinem Anbau ungünstige Wirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit,
auf die Erosion aufgrund des späten Reihenschlusses und auf den Verlust der Biodiversität durch den
großflächigen Reinanbau einhergehen (Vogel et al., 2016; ECPA, 2010). Eine mögliche Steigerung der
Biodiversität im pflanzenbaulich effizienten und praxiserprobten Silomaisanbau kann beispielsweise
durch die Einsaat eines blühenden Gemengepartners in die Maisbestände erreicht werden.
Bild 1: Blühende Kapuzinerkresse ährend der Leguminosen-Getreide-Mi- für die Regionen in Baden-Württemberg mit einer
kann die Biodiversität in Wschanbau (z.B. Hafer-Erbse, Sommergers- hohen Nitratbelastung im Grundwasser wie das
Maisfeldern verbessern
Bild: Vanessa Schulz te-Ackerbohne) früher weit verbreitet war und in Markgräfler Land, Bruchsal-Mannheim-Heidel-
den letzten Jahren eine Renaissance erlebt (MLR, berg, Kraichgau, Stuttgart-Heilbronn, Main-Tau-
2019), ist der Mais-Mischanbau in Europa noch ber-Kreis und Oberschwaben kann dieses Anbau-
relativ unbekannt. Jedoch ist das traditionelle An- system interessant sein (LUBW, 2017). Zudem
baukonzept für Mais der Mischanbau. Das soge- könnten die Gemengepartner für blütenbesu-
nannte MILPA-System wird bereits seit Jahrhun- chende Insekten eine Nahrungsquelle bieten und
derten in Mesoamerika praktiziert. Dabei wird der somit die Biodiversität in der Fläche erhöhen. Ziel
Mais mit Bohnen, Kürbissen und anderen Pflan- der Untersuchungen ist den herkömmlichen Silo-
zen gemeinsam auf einem Feld angebaut, wobei maisanbau zu optimieren und attraktiv für Mensch
die einzelnen Pflanzen voneinander profitieren und Umwelt zu gestalten.
(Van Dusen, 2000).
Der Transfer dieser Anbauform auf die süddeut- Feldversuche zur Steigerung der
schen landwirtschaftlichen Verhältnisse kann dazu biologischen Vielfalt
beitragen, die negativen Auswirkungen des Mais-
anbaus zu verringern. Beispielsweise könnte durch Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum
bodenbedeckende Gemengepartner die Auswa- Augustenberg (LTZ) und die Hochschule für
schungsgefahr von Stickstoff in Form von Nitrat Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen
ins Grundwasser verringert werden. Besonders (HfWU) testen dazu im Rahmen des Sonderpro-
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