Page 22 - Landinfo Biodiversität
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Schwerpunktthema
Bild 2: Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) an Blauem Natternkopf Bild 1: Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana) an Acker-Wittwenblume
(Echium vulgare). Der Blaue Natternkopf ist Nahrungspflanze für über 100 (Knautia arvensis). Die Knautien-Sandbiene ist eine wahre
verschiedene Wildbienenarten (Bild: Sandra Mann) Nahrungsspezialistin und sammelt Pollen nur von Acker-Wittwenblumen
und Tauben-Skabiosen (Scabiosa columbaria) (Bild: Sandra Mann)
Blühflächen als Lebensräume hauptsächlich für Honigbienen und eine geringere
Zahl von Wildbienen. Sie werden im Herbst wie-
Glücklicherweise haben wir die Möglichkeit, die der umgebrochen und dann durch eine Folgekul-
Lebensbedingungen von Wildbienen aktiv zu ver- tur ersetzt. Einer ihrer Vorteile ist, dass sie sich
bessern und dadurch ihrem Rückgang entgegen- einfach in die Fruchtfolge integrieren lassen.
zuwirken. Auf Ackerflächen stellt die Anlage von
Blühbrachen und Blühstreifen eine sehr gute Mehrjährige Blühstreifen oder Blühflächen hinge-
Möglichkeit dar, um wieder mehr Blühpflanzen- gen verbleiben fünf Jahre am gleichen Standort.
vielfalt in die Landschaft zu bringen. Jedoch ist Die verblühten Pflanzen bleiben auch über den
Blühmischung nicht gleich Blühmischung. Aus Winter auf der Fläche stehen. Mehrjährige Mi-
Sicht der Wildbienen bestehen große Unterschie- schungen sind vielfältiger und enthalten meist ei-
de bezüglich der Qualität von unterschiedlichen nen hohen Anteil an Wildpflanzen, auf welche
Blühmischungen und deren Artenzusammenset- viele Wildbienen spezialisiert sind. Besonders
zungen. Einjährige Blühmischungen enthalten in wertvoll sind Mischungen, welche aus gebietseige-
Bild 3: Mehrjährige Blühmischung
Mitte Juli. Wildkräuter wie der Regel vorwiegend kurzlebige und wenig aus- nem Saatgut bestehen. Die verschiedenen Wild-
Färber-Hundskamille, dauernde Kulturarten und sind eher artenarm. Sie pflanzen haben sich über Generationen hinweg
Königskerzen, Färber-Resede und werden meist zwischen April und Mai ausgesät an regionale Klimabedingungen und Ökosysteme
Schafgarbe prägen das Bild
(Bild: Sandra Mann) und liefern über den Sommer Nahrungsangebot vor Ort angepasst; daher sollten Wildpflanzen in
Blühmischungen immer aus der Region stammen
(Bild 3).
Nistmöglichkeiten anbieten
Etwa drei Viertel aller Wildbienenarten sind Bo-
denbrüter und benötigen offene und ungestörte
Bodenflächen. Andere nisten in den hohlen Stän-
geln von abgeblühten Pflanzen. Die langen Stand-
zeiten von 5 Jahren, der ungestörte Boden und die
stehenbleibenden Pflanzenstängel sind deshalb
für Wildbienen von großer Bedeutung. Für viele
besonders kleine Wildbienen, welche nur einen
Flugradius von bis zu 100 m haben, ist die Mög-
lichkeit in unmittelbarer Nähe des Nahrungsange-
bots zu nisten und zu überwintern essentiell. Be-
sonders in strukturarmen Landschaften benötigt
die Tierwelt Zeit, um neue Habitate für sich zu
erschließen. Über eine Standzeit von 5 Jahren
22 Landinfo 3 | 2019