Page 23 - Landinfo Biodiversität
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Schwerpunktthema





       kann sich das Artenspektrum entwickeln und die   erfolgreiche Keimen der Samen ist eine feuchte
       Individuenzahlen der einzelnen Arten ansteigen.  Periode von etwa drei Wochen wichtig. Das Saat-
                                                gut kann mit Sand, Sägemehl oder geschrotetem
       Mehrjährige Blühmischungen haben noch einen   Korn auf 5-10 g/m² gestreckt werden, um eine
       weiteren Vorteil. Durch ihre hohe Artenvielfalt   leichtere und gleichmäßige Aussaat der feinen Sa-
       und dem Vorhandensein von Wildpflanzen, wel-  men zu gewährleisten. Wird bei der Anlage der
       che den Winter als Rosetten überdauern, bieten sie   Blühflächen auf die obengenannten Aspekte Wert
       bereits sehr früh im Jahr ein umfangreiches Nah-  gelegt, entwickeln sich Blühmischungen in der Re-
       rungsangebot. Viele Bienenarten sind bereits sehr   gel ohne größere Probleme durch Unkräuter, so-
       früh im Jahr aktiv und haben nur einen kurzen   dass Pflegemaßnahmen nicht nötig sind. Sollte in
       Zeitraum, in dem sie Pollen für die Verproviantie-  Extremfällen doch ein hoher Unkrautdruck auf-
       rung ihrer Brutnester sammeln. Die Gehörnte   treten, kann die Fläche geschröpft, gemulcht oder
       Mauerbiene etwa schlüpft bereits im März und   neu eingesät werden.
       benötigt genau dann Pollen für ihr Brutnest. Ab
       Mitte Mai ist sie dann für den Rest des Jahres in-
       aktiv. Durch die Vielfalt der enthaltenen Arten   Überjährige Blühmischung E7
       liefern die mehrjährigen Mischungen Pollen und
       Nektar während der gesamten Insektensaison für   Eine  Möglichkeit,  um  der  Verunkrautung  von
       eine Vielzahl auch sehr spezialisierter Bienen.   Blühflächen entgegenzuwirken, bietet die jährlich
                                                gestaffelte Neueinsaat eines Teils der Blühfläche.
                                                Diese Methode wird in der seit 2019 im FAKT
         Erfahrungen mit mehrjährigen           Programm geförderte Maßnahme E7 „Blüh-,
         Blühflächen                            Brut- und Rückzugsflächen“ angewandt. Die
                                                Blühmischung bleibt fünf Jahre auf demselben
       Aus landwirtschaftlicher Sicht eignen sich für die   Schlag, wobei jedes Jahr ein Teil der Fläche umge-
       Anlage von mehrjährigen Blühbrachen Flächen,   brochen und neu eingesät wird. Dadurch werden
       auf denen die landwirtschaftlichen Erträge einge-  mehrjährige mit einjährigen Vegetationsstruktu-
       schränkt sind oder die schwierig zu erreichen oder   ren kombiniert und ideale Lebensbedingungen für
       zu bewirtschaften sind. Bereits kleinere Blühflä-  eine Vielzahl unterschiedlicher Tiere geschaffen.
       chen oder Ackerrandstreifen können eine große   Obwohl die Maßnahme mit dem Fokus entwickelt
       Wirkung haben. Blühstreifen bilden im besten Fall   wurde, Brut- und Lebensraum für Niederwild zu
       den Übergang zwischen Feld und Waldrand oder   schaffen, fördert sie außerdem das Bodenlebewe-
       ziehen sich entlang von Hecken, Wegen oder Ge-  sen und ist Brut- und Lebensraum für Vögel, an-
       wässern. In diesem Fall bilden sie ideale Lebens-  dere Kleintiere und Insekten. Mit ihrem breiten
       räume für Insekten und Vögel. Blühstreifen soll-  Angebot von 32 Pflanzenarten und vielen heimi-
       ten in der Regel zwischen 10 und 20 m breit sein.   schen Wildpflanzen bietet sie unterschiedlichste
       Vor der Ansaat werden gezielt Flächen ausge-  Pollen- und Nektarquellen und sichert somit die
       wählt, auf denen kein hoher Unkrautdruck be-  Ernährung vieler Wildbienenarten.
       steht. Ein hohes Nährstoffangebot im Boden för-
       dert das Wachstum von Gräsern und Problemun-  Durch das Anlegen von überjährigen und mehr-
       kräutern und schafft dadurch Konkurrenz für die   jährigen Strukturen werden Ökosystemdienstleis-
       blühenden Kräuter. Flächen mit einem hohen   tungen gefördert und somit ein Beitrag zur biolo-
       Nährstoffangebot werden bestenfalls im Vorjahr   gischen Schädlingsbekämpfung geleistet. Die ge-
       ohne Düngereinsatz mit stark zehrenden Feld-  schlossene Bodendeckung im Winter verringert
       früchten bestellt, um den Boden so etwas auszu-  die Gefahr von Erosion und der Blütenreichtum
       magern. Auch das Durchführen einer Schwarz-  über die Vegetationsperiode erhöht den Erho-
       brache, kombiniert mit einer flachen Bodenbear-  lungswert der Kulturlandschaft. Die neue E7 ist
       beitung, reduziert den Unkrautdruck und stellt   eine wahre Alleskönnerin! Neben der neuen Maß-
       eine geeignete Vorbereitungsmaßnahme dar.   nahme E7 gibt es viele weitere Möglichkeiten zur
                                                Förderung der biologischen Vielfalt auf landwirt-
       Vor der Ansaat ist eine feinkrümelige Bodenstruk-  schaftlich genutzten Flächen. Einige davon wer-
       tur herzustellen, auf die das Saatgut oberflächlich   den im FAKT Programm gefördert. Der Erhalt   Leon Wurtz
       aufgebracht und angewalzt wird. Die Bodenvor-  der Biodiversität auf einem möglichst hohen Ni-  RP Stuttgart
       bereitung vor der Ansaat ist sehr wichtig für den   veau sollte unser aller Anliegen sein. Somit ist es   Referat 33- Biodiversität
       erfolgreichen Aufgang. Die Aussaat erfolgt entwe-  wichtig, dass möglichst jeder von uns einen Bei-  und Bienen
       der im Frühjahr zwischen Februar und Mai oder   trag dazu leistet. Schaffen wir also gemeinsam   Tel.: 0711 904-13332
       im Herbst zwischen August und Oktober. Für das   Vielfalt für die Vielfalt!      Leon.Wurtz@rps.bwl.de



       Landinfo 3 | 2019                                                                                     23
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