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Ökolandbau






























       und Fachgeschäften überproportional erhö-  Auswirkungen der Corona-Krise und des Uk-  Abb. 1 + 2: Einkauf von Bio-
       hen. Leidtragender dieser Entwicklung ist der   rainekrieges in Form von Rohstoffknappheit,   Lebensmitteln privater Haushalte
                                                                                         nach Mengen und Einkaufsstät-
       Naturkosthandel, dessen Verkaufsanteile sich   Lieferengpässen, teureren Futtermitteln, ex-  ten.
       im Bio-Frischebereich in den letzten 5 Jahren   plodierenden Energiepreisen, kleineren Ern-  Quelle Abb. 1,2,4,5,6: AMI nach
       halbiert haben. Die Ursache dieser Entwick-  ten, höheren Lohn- und Personalkosten so-  GfK-Haushaltspanelteile für
                                                                                         frische Bio-Lebensmittel der
       lung sind in der Hinwendung der Verbraucher   wie anziehenden Preisen auf den vorgelager-  verschiedenen Geschäftstypen
       zu günstigeren Bioprodukten zu finden.   ten Stufen waren die Ursachen.           von 2017-2022; Quelle: AMI

       Regional findet man die höchsten Bio-Anteile   Die Verbraucher reagierten mit einer deutli-
       an den Ausgaben für frische Lebensmittel in   chen Verunsicherung und Nachfragezurück-
       Hamburg, Hessen, Berlin und Bremen. Ba-  haltung für höherpreisige Lebensmittel. Da-
       den-Württemberg und Bayern folgen in wei-  bei hatten neben Bio-Produkten auch Mar-
       tem  Abstand.  Unterdurchschnittlich  ist  der   kenprodukte zugunsten von Billigmarken des
       Bio-Anteil im Norden und Osten der Repub-  Handels Nachfrageeinbußen zu verzeichnen.
       lik, da ein wichtiger Bestimmungsgrund der   Oft sind die Einkaufsentscheidungen nicht
       Bio-Nachfrage das verfügbare Netto-Ein-  nachvollziehbar, wenn z.B. Markenprodukte
       kommen ist. In Baden-Württemberg sind die   neben Billigmarken stehen bleiben, obwohl
       Bio-Anteile an den Verbraucherausgaben für   das Markenprodukt günstiger verkauft wird.
       Lebensmittel und Getränke in den meisten
       Warengruppen etwas höher als im Bundes-  Tab. 1: Anteil der Verbraucherausgaben für Bio-Frischprodukte in Deutschland und Baden-Würt-
       durchschnitt.                            temberg
                                                 Bio-Anteile an den Verbraucherausgaben ausgewählter Frischeprodukte in %
       Bezogen auf die Produkte liegen im Land   2021                            Deutschland  Baden-Württemberg
       Eier, Speiseöl, Gemüse, Milch und Kartoffeln   Eier                          25,7            22,1
       beim Anteil der Verbraucherausgaben vorne.   Margarine und Speiseöl           17,1           21,1
       Ganz hinten rangieren Fleischwaren. In Sum-
       me sind die Umsatzanteile bis auf Eier noch   Gemüse                         13,7            15,5
       weit von dem gesteckten politischen Ziel von   Milch, Milchprodukte          11,7            14,3
       30 % (bis 40 %) entfernt. Da Bio-Produkte   Kartoffeln                       12,4            14,1
       i.d.R. preislich über konventionellen Produk-  Obst                          10,1            10,4
       ten liegen, ist der Abstand bezogen auf die   Rindfleisch                     8,2             8,3
       Mengenanteile noch größer.
                                                 Brot und Kleingebäck                7,2             8,2
                                                 Schweinefleisch                     4,0             7,5
         Preisanstieg bremst Wachstum            Käse                                6,1             7,3
                                                 Geflügel                            6,9             7,1
       2022 war für den Biomarkt schließlich ein   Fleischwaren                      3,7             4,8
       Jahr der Zäsur und der Konsolidierung. Die
       Verbraucher mussten erheblich mehr für fri-  Quelle: AMI nach GfK Haushaltspanel
       sche Lebensmittel bezahlen als 2021. Die



       Landinfo 1 | 2023                                                                                     29
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