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Fischereiforschungsstelle Langenargen

























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                                                                    Verweildauer von Mikroplastik in Fischen verwendet wurde. (B) Unter
                                                                    Schwarzlicht sind die einzelnen Plastikpartikel zu erkennen.



          Abb. 8: Ergebnisse der mathema-  rischen  Fähigkeiten  sind  besonders  relevant,   Somit können Beobachtungen aus der Natur,
          tischen Modelle, welche den   wenn die Suche nach Nahrung auf oder direkt   in denen Mikroplastik aktiv aufgrund von Ver-
          Einfluss von unterschiedlichen
          Faktoren auf die Aufnahme von   im Sediment des Gewässers stattfindet. Es er-  wechslung mit Nahrung aufgenommen wurde,
          Mikroplastik bei Fischen   scheint daher logisch, dass benthische Arten   bestätigt werden. Dies ist vor allem bei visuel-
          untersuchen. (A) Anteil an   besser in der Lage sind, unverdauliche Plastik-  len Räubern der Fall, die wie oben gezeigt nicht
          Fischen, welche Mikroplastik im
          Magen-Darm-Trakt aufwiesen   partikel zu erkennen als visuelle Räuber. Im   die Möglichkeit besitzen, zwischen verdauli-
          (Prävalenz). (B) Anzahl an   Rahmen des Projekts wurden vier Fischarten   cher und nicht verdaulicher Nahrung zu unter-
          Partikeln pro Fisch (Abundanz).   ausgewählt, welche sich in der Art der Futtersu-  scheiden.
          (C) Anzahl an Partikeln pro Fisch,
          welcher nachweislich Mikroplastik   che (visuell oder chemosensorisch) unterschei-
          aufgenommen hatte (Intensität).   den. Zudem gab es Unterschiede in der Her-  Auch die Mikroplastikkonzentration im Wasser
          Sternchen geben statistisch   kunft der Fische: Sie stammten entweder von   hatte einen Einfluss auf die Aufnahme von Mi-
          signifikante Unterschiede an, n =
          Anzahl an Mikroplastikpartikeln.  Zuchtfischen oder Wildbeständen ab.   kroplastik bei den untersuchten Fischarten
                                                                            (Abb. 8A - C). Des Weiteren spielte es auch ei-
                                   Die Laborexperimente konnten aufzeigen, dass   ne wichtige Rolle, ob das Mikroplastik absank
                                   mehrere Faktoren einen Einfluss auf die Auf-  oder auf der Wasseroberfläche trieb. Dabei
                                   nahme von Mikroplastik bei Fischen haben   wurden abgesunkene Partikel wesentlich häufi-
                                   (Abb. 8). Fische, die sich hauptsächlich auf visu-  ger gefressen.
                                   elle Reize bei der Futtersuche verlassen, nah-
                                   men Mikroplastikpartikel signifikant häufiger   Abschließend gab es zumindest Hinweise da-
                                   (und auch in größerer Menge) auf als Arten, die   für, dass die Herkunft eine Rolle bei der Auf-
                                   sich vor allem auf chemosensorische Reize ver-  nahme von Mikroplastik spielen könnte (Abb.
                                   lassen (Abb. 8A). Es scheint sich also die These   8B). Aus der Zucht stammende Fische hatten
                                   zu bestätigen, dass ein ausgeprägter Geschmacks-  tendenziell mehr Mikroplastik im Magen, auch
                                   sinn die Wahrscheinlichkeit einer Aufnahme   wenn der Anteil an betroffenen Fischen statis-
                                   von unverdaulichen Plastikpartikeln reduziert.   tisch nicht signifikant erhöht war.
                                   Des Weiteren erhöhte sich der Anteil von Fi-
                                   schen mit Mikroplastik im Magen, wenn gleich-
                                   zeitig Futter zu Verfügung gestellt wurde (Abb.   Wie lange verweilt Mikroplastik in
                                   8A). Dadurch konnte klar gezeigt werden, dass   Fischen?
                                   Fische passiv während der Futteraufnahme Mi-
                                   kroplastik aufnehmen. Interessanterweise war   In einem weiteren Laborexperiment wurde die
                                   jedoch die Anzahl an aufgenommenen Partikeln   Verweildauer von Plastikpartikeln in zwei
                                   pro Fisch höher, wenn kein Futter zu Verfügung   Fischarten untersucht. Die beiden Fischarten
                                   gestellt wurde (Abb. 8B). Es scheint somit, als   unterschieden sich dabei grundsätzlich im Auf-
                                   hätten die Fische auch aktiv Plastikpartikel auf-  bau ihres Magen-Darm-Trakts und besaßen ent-
                                   genommen.                                sprechend einen echten Magen  oder einen
                                                                            Darm ohne ausgeprägte Unterteilungen. Beide
                                   Partikel mit ähnlicher Farbe wie das Futter wur-  Arten bekamen ein speziell entwickeltes Fut-
                                   den deutlich häufiger gefressen wurden (Abb. 8).   ter, welches Mikroplastik verschiedener Grö-



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