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Fischereiforschungsstelle Langenargen
Abb. 2: Quellen, Nachweise und Flüsse wichtige Verteilungspfade für Plastikab- roplastik in den Fisch gelangen. Ob die aktuel-
Verbreitung von Mikroplastik in fall in der Umwelt sind. Generell nimmt die len Konzentrationen von Mikroplastik hoch
Seen, Flüssen und im Meer
Häufigkeit von Mikroplastik in der Umwelt mit genug sind, um einen signifikanten Effekt her-
Abb. 3: Beispiel für mögliche abnehmender Partikelgröße exponentiell zu, vorzurufen, wird derzeit jedoch noch unter-
Transportwege von Mikroplastik durch die derzeit verfügbaren Methoden und sucht.
in einem Gewässer, bzw. in der
Nahrungskette Identifizierungstechniken konzentriert man sich
jedoch oft nur auf größere Partikel.
Wie stark sind Fische in Baden-Würt-
Auch Fische sind weltweit von der Problematik temberg belastet?
betroffen. Dabei wird Mikroplastik vor allem im
Abb. 4: Übersicht zur Mikroplas- Magen-Darm-Trakt der Tiere nachgewiesen. Die Das Projekt der Fischereiforschungsstelle um-
tikbelastung von heimischen
Fischen in Baden-Württemberg. aktuell verfügbaren Untersuchungen müssen fasste eine systematische Bewertung der Mikro-
Angegeben ist der Anteil an derzeit noch mit Vorsicht behandelt werden, da plastikbelastung in Süßwasserfischen aus Baden-
belasteten und unbelasteten es bisher keine standardisierten Methoden zum Württemberg, mit Schwerpunkt auf der Parti-
Fischen (in Prozent). Die Größe
des Kreisdiagramms deutet den Nachweis von Plastikpartikeln gibt. Je nach Par- kelanzahl und -größe. Es wurden eine Reihe von
Stichprobenumfang an. tikelgröße kann das Mikroplastik unterschiedli- relevanten Gewässern und Fischen aus verschie-
che gesundheits- denen Lebensräumen untersucht. Die gewon-
schädliche Auswir- nenen Daten wurden dazu verwendet, um rele-
kungen auf die Fi- vante Faktoren, welche die Belastung beeinflus-
sche haben. sen können, zu identifizieren und zu bewerten.
Größere Partikel Schlussendlich wurde eine Partikelgrößenanaly-
können direkte se durchgeführt, welche die Extrapolation der
mechanische Schä- Partikelgrößenverteilung über die derzeitige
den verursachen Nachweisgrenze von 40 µm erlaubte. Insgesamt
oder bei Jungfi- wurden 16 Probestellen in Flüssen und 7 Probe-
schen zur Verstop- stellen in Seen in ganz Baden-Württemberg zwi-
fung des Magen- schen 2014 und 2018 beprobt. Der gesamte
Darm-Traktes füh- Magen-Darm-Trakt der gefangenen Fische wur-
ren, wohingegen de auf eine Mikroplastikbelastung hin unter-
kleinere Partikel sucht. Die Extraktion des Mikroplastiks wurde
die Darmwand pas- nach einer an der Fischereiforschungsstelle ent-
sieren können und wickelten Methode durchgeführt (Roch & Brin-
so in Organe und ker 2017). Diese erlaubt die komplette Zerset-
das Gewebe gelan- zung des Magen-Darm-Trakts mit Hilfe von ba-
gen. Des Weiteren sischen und sauren Chemikalien innerhalb kur-
können Additive, zer Zeit. Die Anzahl an belasteten Fischen
wie Weichmacher (Prävalenz), Anzahl der Plastikpartikel pro Fisch
oder oberflächen- (Abundanz) und Anzahl der Partikel pro belas-
akkumulierte per- teten Fisch (Intensität) wurden berechnet. Da
sistente organische Partikel kleiner 40 µm nur unregelmäßig nach-
Schadstoffe gewiesen werden konnten, wurde diese Größe
(POPs), über Mik- als Nachweisgrenze festgelegt (Roch et al. 2019).
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