Page 17 - Landinfo_3_2021
P. 17
Fischereiforschungsstelle Langenargen
Abb. 5: Analyse der Partikelgrößenverteilung von Mikroplastik in Fischen. (A) Gemessene Abb. 6: Mögliche Aufnahmewege von Mikroplastik bei
Mikroplastikintensität in Fischen aus Baden-Württemberg. (B) Partikelgrößenanalyse und Fischen.
Extrapolation der Verteilung auf Partikelgrößen unter der Nachweisgrenze. (C) Erwartete reale
Menge an Mikroplastikpartikel pro Fisch.
Insgesamt wurde bei 18,8 % der 1167 untersuch- zentration reduzieren sollte. Jedoch sind die
ten Fische Mikroplastik im Magen nachgewie- Verteilungswege von Mikroplastik in Gewässern
sen. Ein Überblick über die Belastung in Baden- bisher noch so gut wie nicht verstanden.
Württemberg ist in Abbildung 4 dargestellt. Die
Prävalenz der Mikroplastikbelastung in Fischen
aus Flüssen reichte von 7,5 % (Wiese, Neckar) Wie gelangt Mikroplastik in die
bis 42,9 % (Jagst). In Flüssen mit mehr als einer Fische?
Probenahmestelle (Rhein, Donau, Jagst) gab es
weder einen erkennbaren Anstieg der Prävalenz Gerade bei Fischen sind die Aufnahmewege von
entlang des Flusslaufs noch einen signifikanten Mikroplastik noch nicht vollständig geklärt. In
Unterschied in der Intensität zwischen den Stel- der Literatur werden mehrere Möglichkeiten
len. In den Seen lagen die Prävalenzen zwischen beschrieben (Abb. 6): (1) Absichtliche Aufnah-
12,5 % (Federsee) und 20,0 % (Ilmensee), aber me (aktiv, z. B. aufgrund von Verwechslung mit
wiederum ohne statistisch signifikante Unter- Nahrung), (2) versehentliche Aufnahme (passiv,
schiede in der Abundanz und Intensität zwi- z. B. während der Nahrungssuche) und (3) Auf-
schen den Probenahmestellen. nahme über Nahrungsorganismen.
Es gab eine statistisch höhere Belastung der Fi- Die meisten Fischarten haben gut entwickelte
sche aus Flüssen (20,6 %) im Vergleich zu denen Augen und viele der planktivoren und fischfres-
aus Seen (16,5 %). Dies steht im Widerspruch zu senden Arten sind visuelle Räuber. Benthische
der allgemeinen Annahme, dass die Mikroplas- Fischarten hingegen, wie z. B. Karpfen, besitzen
tikkonzentrationen in Flüssen niedriger ist als in einen ausgeprägten Geschmackssinn. Dieser er-
Seen, da die Sedimentationsraten und die möglicht es ihnen, essbare und ungenießbare
schnelle Verfrachtung von Partikeln die Kon- Nahrung zu unterscheiden. Solche chemosenso-
Abb. 7: Übersicht zu den
verwendeten Plastikarten in der
Studie zu den Aufnahmewegen
von Mikroplastik bei Fischen. (A)
Es wurden sechs verschiedene
Plastikarten verwendet, welche
sich jeweils in der Farbe und
Dichte unterschieden. (B) Die
Versuchsfische wurden drei
unterschiedlichen Konzentrationen
an Mikroplastik ausgesetzt.
Landinfo 3/2021 17