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Fischereiforschungsstelle Langenargen


























       Abb. 5: Analyse der Partikelgrößenverteilung von Mikroplastik in Fischen. (A) Gemessene   Abb. 6: Mögliche Aufnahmewege von Mikroplastik bei
       Mikroplastikintensität in Fischen aus Baden-Württemberg. (B) Partikelgrößenanalyse und   Fischen.
       Extrapolation der Verteilung auf Partikelgrößen unter der Nachweisgrenze. (C) Erwartete reale
       Menge an Mikroplastikpartikel pro Fisch.



       Insgesamt wurde bei 18,8 % der 1167 untersuch-  zentration reduzieren sollte. Jedoch sind die
       ten Fische Mikroplastik im Magen nachgewie-  Verteilungswege von Mikroplastik in Gewässern
       sen. Ein Überblick über die Belastung in Baden-  bisher noch so gut wie nicht verstanden.
       Württemberg ist in Abbildung 4 dargestellt. Die
       Prävalenz der Mikroplastikbelastung in Fischen
       aus Flüssen reichte von 7,5 % (Wiese, Neckar)   Wie gelangt Mikroplastik in die
       bis 42,9 % (Jagst). In Flüssen mit mehr als einer   Fische?
       Probenahmestelle (Rhein, Donau, Jagst) gab es
       weder einen erkennbaren Anstieg der Prävalenz   Gerade bei Fischen sind die Aufnahmewege von
       entlang des Flusslaufs noch einen signifikanten   Mikroplastik noch nicht vollständig geklärt. In
       Unterschied in der Intensität zwischen den Stel-  der Literatur werden mehrere Möglichkeiten
       len. In den Seen lagen die Prävalenzen zwischen   beschrieben (Abb. 6): (1) Absichtliche Aufnah-
       12,5 % (Federsee) und 20,0 % (Ilmensee), aber   me (aktiv, z. B. aufgrund von Verwechslung mit
       wiederum ohne statistisch signifikante Unter-  Nahrung), (2) versehentliche Aufnahme (passiv,
       schiede in der Abundanz und Intensität zwi-  z. B. während der Nahrungssuche) und (3) Auf-
       schen den Probenahmestellen.             nahme über Nahrungsorganismen.

       Es gab eine statistisch höhere Belastung der Fi-  Die meisten Fischarten haben gut entwickelte
       sche aus Flüssen (20,6 %) im Vergleich zu denen   Augen und viele der planktivoren und fischfres-
       aus Seen (16,5 %). Dies steht im Widerspruch zu   senden Arten sind visuelle Räuber. Benthische
       der allgemeinen Annahme, dass die Mikroplas-  Fischarten hingegen, wie z. B. Karpfen, besitzen
       tikkonzentrationen in Flüssen niedriger ist als in   einen ausgeprägten Geschmackssinn. Dieser er-
       Seen, da die Sedimentationsraten und die   möglicht es ihnen, essbare und ungenießbare
       schnelle Verfrachtung von Partikeln die Kon-  Nahrung zu unterscheiden. Solche chemosenso-


                                                                                         Abb. 7: Übersicht zu den
                                                                                         verwendeten Plastikarten in der
                                                                                         Studie zu den Aufnahmewegen
                                                                                         von Mikroplastik bei Fischen. (A)
                                                                                         Es wurden sechs verschiedene
                                                                                         Plastikarten verwendet, welche
                                                                                         sich jeweils in der Farbe und
                                                                                         Dichte unterschieden. (B) Die
                                                                                         Versuchsfische wurden drei
                                                                                         unterschiedlichen Konzentrationen
                                                                                         an Mikroplastik ausgesetzt.









       Landinfo 3/2021                                                                                       17
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