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Fischereiforschungsstelle Langenargen





       Samuel Roch, Dr. Christian Friedrich, Dr. Albert Ros, Thomas Walter, Lukas Ittner und Dr. Alexander
       Brinker

       Mikroplastik in heimischen Fischen –


       Höhe der Belastung, Aufnahmewege und Verweildauer



       Mikroplastik in der Umwelt wird seit einigen Jahren als ernsthafte Bedrohung für die globale Umwelt
       anerkannt. Man findet es in Flüssen, Seen und Ozeanen auf der ganzen Welt. Neben vielen anderen
       aquatischen Tieren wird Mikroplastik regelmäßig in Fischen nachgewiesen. Die Fischereiforschungs-
       stelle untersuchte in einem vierjährigen Projekt, wie hoch die Belastung der Fischfauna Baden-Würt-
       tembergs mit Mikroplastik ist. Zudem wurde in kontrollierten Laborexperimenten erforscht, wie die
       Plastikpartikel überhaupt von Fischen aufgenommen werden und wie lange sie in den Tieren verwei-
       len. Dabei konnten spannende Erkenntnisse gewonnen werden – es stellten sich aber auch einige
       neue Fragen, welche zukünftig noch genauer untersucht werden müssen.


          lastik ist aus unserem heutigen Alltag nicht   Belastung durch Plastik seit längerem bekannt   Quelle aller Abbildungen:
       Pmehr wegzudenken. Es bietet im Vergleich   und wird intensiv untersucht. Bereits 1972 wur-  FFS Langenargen
       zu anderen Materialien viele Vorteile, so dass   de in dem renommierten Wissenschaftsjournal
       die Plastikproduktion heute rund 300 Millionen   „Science“ erstmals auf die Problematik hinge-
       Tonnen pro Jahr beträgt. (Abb. 1A). Leider hat   wiesen.
       Plastik auch einen wesentlichen Nachteil: Es
       besitzt eine sehr langsame Abbaurate. Gelangt
       es in die Umwelt, so kann es meist noch mehre-  Problematik von Mikroplastik
       re 100 Jahre lang nachgewiesen werden. Hinzu
       kommt, dass es durch verschiedenste Prozesse   Trotz der seitdem steigenden Anzahl an Nach-
       wie z. B. mechanische Reibung, UV-Licht oder   weisen auf der ganzen Welt, blieb das Thema
       biologische Zersetzung zu immer kleineren   Mikroplastik lange Zeit ein von der Öffentlich-
       Fragmenten zerfällt. Erreichen die Partikel (be-  keit unbeachtetes Thema. In den letzten Jahren   Abb. 1 A und 1 B: Plastikprodukti-
       stehend aus Fragmenten, Fasern, Kügelchen,   kamen immer mehr Studien jedoch zu dem   on und Nutzung.
       Folien) eine Größe von kleiner 5 mm, so spricht   Schluss, dass nicht nur die Meere, sondern auch   (A) Welt- und europaweite Produk-
                                                                                         tion von Plastik zwischen 1950
       man in der Regel von Mikroplastik. In der Natur   Seen und Flüsse von der Thematik betroffen   und 2012.
       besitzen die Plastikfragmente meistens eine   sind und dass verschiedenste Tierarten, die Par-  (B) Hauptnutzungsarten von
       Größe von wenigen Zehntelmillimetern     tikel aufnehmen,  dadurch  geschädigt  werden   Plastik.;
                                                                                         Quelle Abb. 1A und 1B: Plastic
       (50 - 500 µm). Vor allem in den Meeren ist die   können. Man konnte zudem feststellen, dass   Europe - The Facts (2013)




























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