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Schwerpunktthema: Bio und Regional





       Julia Schneider


       Forschungs-

       programm

       Ökologischer


       Landbau Baden-

       Württemberg



       Der ökologische Landbau unterliegt
       den  gesellschaftlichen Transformati-
       onsprozessen  wie  der  Digitalisie-
       rung,  Veränderung  der  Bevölke-
       rungsstruktur,  zunehmender  Technologisierung  der  Lebensumwelt  usw.  Wie  sich  diese
       gesellschaftlichen Veränderungen auf den Ökologischen Landbau auswirken, welche Chancen und
       Risiken  sie  für  den  Öko-Sektor  bieten,  ist  bisher  unklar.  Das  Forschungsprogramm  Ökologischer
       Landbau Baden-Württemberg hat daher das Ziel gemeinsam mit den Akteuren des Öko-Sektors For-
       schungsfragen  zu  den  aktuellen Transformationsprozessen  zu  entwickeln  und  zu  bearbeiten.  Das
       Zentrum  Ökologischer  Landbau  an  der  Universität  Hohenheim  koordiniert  das  Forschungspro-
       gramm. Insgesamt werden vier Projekte gefördert, die hier vorgestellt werden.


         Projekt „AgroBioDiv“ - Ökosorten für   In ausgewählten Gebieten, der Bio-Region   Bild 1: Wechselwirkungen
         Biodiversität und Klimaschutz          am Bodensee sowie an den Standorten der   zwischen den Öko-Sorten und der
                                                Landessortenversuche und der Stadt Heidel-  Biodiversität in Agrarlandschaften
                                                                                         werden im Projekt AgroBioDiv
       AgroBioDiv ist ein interdisziplinäres Projekt-  berg  wird  die  Biodiversität  der  Kulturland-  untersucht; Bildquelle: pixabay
       vorhaben, welches biologische und politik-  schaft mit interessierten Akteuren aus Land-
       wissenschaftliche Expertise zusammenbringt,   wirtschaft und Naturschutz erhoben. Zwei
       um  das  Potential  von  Biodiversitätskartie-  Forschungsstränge mit einem Beobachtungs-
       rungsdaten als planerische Bewertungs- und   zeitraum von 3 Jahren werden zusammenge-
       Monitoring-Grundlage zu nutzen und um    führt: Arten- und Sortenvielfalt der gezüchte-
       damit zu helfen, Konzepte zur Förderung der   ten und angebauten Kulturpflanzen mit dem
       biologischen Vielfalt in größeren zusammen-  Schwerpunkt Getreide und die Vielfalt der
       hängenden Landschaftsräumen weiter zu ent-  begleitenden Ackerwildkrautflora. Der Pro-
       wickeln. Im Mittelpunkt des Projekts stehen   zess der Datenerfassung ist zentraler Be-
       folgende Fragestellungen: Welche Wirkungen   standteil des partizipativen Forschungspro-
       und Wechselwirkungen zeigen Öko-Sorten   jektes. Er baut auf kompetente Ansprech-
       und ganz generell die ökologische Landwirt-  partner für alle Schritte dieser Kette (Züchter,
       schaft auf die Biodiversität in der Agrarland-  Vermehrer, Landwirte, Produzenten, Ver-
       schaft? Wie wird die Biodiversität in Politik   markter und Verbraucher) und versucht in
       und öffentlicher Verwaltung wahrgenom-   einem interdisziplinärem Ansatz zwischen
       men? Welche Interessen werden im politisch-  Politik- und Naturwissenschaften sowie der
       administrativen Prozess vertreten? Was sind   Einbeziehung von Bürgerwissenschaftlern
       die Effekte der verschiedenen Politikinstru-  insbesondere der Frage nach zu gehen, ob das
       mente, um eine Transformation der Agrar-  Bewusstsein für die Förderung der biologi-
       Ökosysteme in Baden-Württemberg in Rich-  schen  Vielfalt  in  dem  Transformationspro-
       tung Nachhaltigkeit zu erreichen?        zess in Richtung ökologische Landwirtschaft
                                                eine tragende Rolle spielen kann und soll.



       Landinfo 4 | 2020                                                                                     31
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