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Schwerpunktthema: Bio und Regional





       Im Rahmen des WertKalb-Projektes werden  Kooperation zu
       innovative und wertschöpfende Lösungsstra-  unterstützen, die
       tegien für dieses „Kälberproblem“ entlang  breit getragene und
       der Wertschöpfungskette untersucht und ent-  pragmatische  Lö-
       wickelt. Hierfür werden                  sungsansätze er-
                                                öffnen.
       1.   Das Adoptionspotenzial der Strategien im
          Bereich der Tierhaltung, Tierzüchtung  Am Beispiel der
          und Verarbeitung für Bio-Landwirte und  Bio-Musterregio-
                                                nen Enzkreis und
       2.   Das Marktpotenzial der ethisch und öko-  Heidenheim plus
          nomisch fairen Bio-Produkte qualitativ  geht es darum, die
          und quantitativ bewertet.             Bedeutung    von
                                                Werten und Nor-
       Für die gemeinsame Entwicklung der Strate-  men für transfor-
       gien mit Landwirten, Verbrauchern und  mative Verände-
       Marktakteuren liegt der Fokus auf den Bio-  rungen besser zu
       Musterregionen Ravensburg, Biberach und  verstehen: Braucht
       Hohenlohe sowie der Region Südschwarz-   es für diese Verän-
       wald. Die erwarteten Ergebnisse sollen Ant-  derungen einen
       worten auf die drängende Frage liefern, wie  „Wertewandel“
       eine tierethisch vertretbare, nachhaltige und  und wie wäre die-
       den Prinzipien des ökologischen Landbaus  ser zu gestalten? In
       konforme Entwicklung der Branche gestaltet  welchem wechsel-
       werden kann.                             seitigen Verhältnis
                                                stehen materielle,
       Das Projekt wird von Instituten der Universi-  praktische  und
       tät Hohenheim und der Hochschule für Wirt-  normative Aspekte
       schaft und Umwelt (HfWU) Nürtingen  von Transformati-
       durchgeführt. Die insgesamt 12 Praxispartner  onsprozessen? Ne-
       kommen aus den Bereichen Tierzucht, Milch-  ben wissenschaftlichen Erkenntnissen sollen   Bild 3: Entwicklung und
                                                                                         Förderung von artgerechten
       und Fleischproduktion sowie Verarbeitung  dabei konkrete Kooperationen zwischen   Kuh-Kalb-Systemen ist eines der
       und Marketing und Handel. Weitere Partner  landwirtschaftlichen Betrieben, Verarbeitern,   Ziele des Projekts WertKalb;
       der Bio-Verbände und Bio-Musterregionen  Handel und Verbraucher*innen ermöglicht   Copyright Anja Frey
       geben strategische Unterstützung.        werden, die das gesamte regionale Ernäh-
                                                rungssystem stärker ökologisch ausrichten.
                                                Darüber hinaus soll das Projekt Kenntnisse,
         Projekt „Öko-Valuation“ - Zur Bedeu-   Fähigkeiten und Werkzeuge erarbeiten, die
         tung von Werten und Normen in          sich auch in anderen Regionen zur Förderung
         gesellschaftlichen Transformations-    des ökologischen Landbaus nutzen lassen.
         prozessen
                                                Das Projekt wird von den Universitäten Ho-
       Ausgangspunkt des Vorhabens ist die aktuelle  henheim und Tübingen zusammen mit der
       gesellschaftliche Debatte um die Zukunft der  Stuttgarter Agentur Ökonsult in den Bio-
       Landwirtschaft – allem voran die Frage: Wie  Musterregionen Enzkreis und Heidenheim
       kann die Erzeugung von Nahrungsmitteln  plus durchgeführt. Gemeinsam mit
       ökologischer werden, ohne bäuerliche Exis-  Akteur*innen vor Ort wird untersucht, ob
       tenzen zu gefährden? Die Debatte ist emoti-  und wie die Verständigung über ethische Fra-
       onal aufgeladen und häufig von gegenseiti-  gen den ökologischen Landbau stärken kann.
       gem Unverständnis geprägt. Solche Konflikte                                       Dr. Julia Schneider
       sind durch bloße „Versachlichung“ nicht zu  Die im Rahmen des Forschungsprogramms   Zentrum Ökologischer
       lösen. Vielmehr müssen die verschiedenen  stattfindenden öffentlichen Veranstaltungen   Landbau
       Bedürfnisse, Interessen und Moralvorstellun-  werden rechtzeitig auf der Internetseite     Universität Hohenheim
       gen, die den Konflikten zugrunde liegen, aus-  https://oekolandbauforschung-bw.uni-hohenheim.  Stuttgart
       drücklich zur Sprache kommen. Hierfür will  de/                                   Tel.: 0711 / 459 - 23296
       das Forschungsprojekt einen Raum und  bekanntgegeben.                            julia.schneider@uni-
       Werkzeuge anbieten, um Verständigung und                                          hohenheim.de



       Landinfo 4 | 2020                                                                                     33
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