Page 24 - Landinfo Heft 4/2017 - Schwerpunkt Ökolandbau
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Schwerpunktthema
bio
€/ Kuh und Jahr ohne bio konventionell konventionall
hoch
mittel
Kraftfutter
Summe Leistungen 3.791 4.068 3.484 3.917
Summe variable Kosten 1.201 1.686 1.699 1.812
Deckungsbeitrag I 2.590 2.382 1.786 2.105
(vor Grundfutterkosten)
Grundfuttervollkosten 1.142 958 826 878
Deckungsbeitrag II 1.450 1.427 929 1.196
Deckungsbeitrag II €/ kg Milch 0,26 0,24 0,12 0,13
Feste Kosten und Lohnansatz 1.594 1.641 1.509 1.541
(o. Fubau)
Kalkulatorisches Betriebszweigergebnis -144 -214 -580 -345
Erreichter Stundenlohn inkl. Futterbau €/ h 13,04 10,63 5,32 9,92
Kostendeckender Milcherlös brutto €/ kg 0,55 0,56 0,43 0,39
Differenz zum erzielten Milchpreis €/ kg -0,02 -0,03 -0,07 -0,03
Tabelle 4 sich durch die höchste absolute Grundfutterleis- tionellen Varianten 630 bzw. 698 € je Kuh und
Betriebswirtschaftlicher Vergleich tung und einen mit 94% überdurchschnittlichen Jahr. Jürgens et al. (2016) erhoben ebenfalls Ein-
verschiedener Milchproduktions- Anteil an Milch aus dem Grundfutter aus. Seine kommensvorteile für Milchviehbetriebe mit redu-
formen 2015
Wirtschaftsweise als reiner Grünlandbetrieb mit ziertem Kraftfutteraufwand. Bestätigt werden
35 % Weideanteil ist durch täglich 10 bis 24 Stun- diese Zusammenhänge auch durch Ergebnisse aus
den Weidegang im Sommerhalbjahr, Kurzrasen- der Schweiz (gaZZarin et al. 2011). Dies trifft
weide und einen Viehbesatz von 2,5 GV je ha insbesondere zu, wenn tiefere Milchpreise nicht
Weide bei den Milchkühen geprägt. Die Wiesen durch tiefere Einkaufspreise für Kraftfutter oder
werden mit vier Schnitten genutzt und er füttert Dienstleistungen (Lohnunternehmen) kompen-
als einer von lediglich zwei Betrieben der Studie siert werden können.
Grassilage im Winter. Das Kraftfutter wird leis-
tungsabhängig mit maximal 3 kg je Tag und Tier
eingesetzt. Betrieb 1 ist seit 2010 sowohl bezüglich Schlussfolgerungen
des Milchkuhbestandes (+7, 27%) als auch der
Grünlandfläche (+15 ha, 54%) am stärksten ge- Die 10 untersuchten Milchviehbetriebe sind im
wachsen. Die Weidefläche hat jedoch lediglich um Mittel seit 2010 in der bewirtschafteten Fläche, im
3 ha (25%) zugenommen. Außerdem wurde in Kuhbestand und in der Milchleistung kaum ge-
dieser Zeit mit dem Kraftfuttereinsatz begonnen wachsen. Die Weidehaltung wurde ausgedehnt.
(vgl. Tab. 3). Aus der Untersuchung folgt, dass über 6.400 kg
Milch aus dem Grundfutter in ökologischer Wirt-
Die untersuchten Betriebe fallen insgesamt durch schaftsweise erzeugt werden können. Durch eine
geringe Veränderungen hinsichtlich der bewirt- ökologisch-extensive Milcherzeugung bestehen
schafteten Fläche und des Tierbestandes zwischen vor allem durch geringere Kraftfutterkosten und
2010 und 2015 auf. Die strukturelle Stagnation höhere Milchpreise sehr gute Bedingungen für ei-
Uwe Eilers kann mindestens zum Teil auf die von den Be- ne vergleichsweise wirtschaftliche Produktion.
LAZBW triebsleitern geäußerte Einstellung „weniger ist Die dargestellte Produktionsweise führt zu einer
Tel. 07525/ 942-308 mehr“ zurückgeführt werden. Der Schwerpunkt geringeren Produktionsmenge und hat dadurch
oder -300 wird eher auf qualitatives Wachstum gelegt. Die außerdem erzeugerpreisabsichernde Wirkungen.
uwe.eilers@lazbw.bwl.de ökonomischen Vorteile der biologischen Milch-
produktion ohne Kraftfutter beruhen zu einem Literatur
großen Teil auf dem großen Preisabstand zwi-
A. Reyher & schen biologisch und konventionell erzeugter
M. Müller-Lindenlauf Milch (17 ct) sowie deutlichen Kostenvorteilen
Hochschule für Wirtschaft durch fehlende Kraftfutterkosten. Letztere betra-
und Umwelt Nürtingen gen für die Variante bio 504 € und für die konven-
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