Page 20 - Landinfo Heft 4/2017 - Schwerpunkt Ökolandbau
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Schwerpunktthema
Betrieb L A I E C F H D G K B M
Rangfolge Ökologie 1 2 3 3 4 4 5 6 7 8 8 9
Rangfolge Ökonomie 4 10 7 11 8 3 12 1 6 2 9 5
Rangsumme 5 12 10 14 12 7 17 7 13 10 17 14
Tabelle 5 10 ct und für den Melkstand bei 7 ct je kg Milch. neren Milchkuhbestand. Der Weidegang an sich
Rangfolgen der untersuchten Die Spanne bewegt sich zwischen 19 ct und 6 ct führt in diesen Betrieben im Mittel zwar zu einer
Betriebe nach Bewertung in beim AMS sowie zwischen 13 ct bzw. 4 ct beim etwas geringeren technischen Auslastung, aller-
Kriterien der Ökologie und
Ökonomie Melkstand. Bezüglich der Futterkosten wurde dings erhöht sich die Milchleistung und somit die
(Merz 2016, ergänzt) durch Weidegang eine Kostenersparnis von 1 ct je Menge an ermolkener Milch je Melkstation und
kg Milch gegenüber ganzjähriger Stallfütterung Tag gegenüber der Stallperiode. Dadurch trägt der
ermittelt. Bei Addition der beiden Kostenkompo- Weidegang nicht zu ökonomischen Nachteilen im
nenten (Melksystem und Futter), können lediglich Mittel der Betriebe bei. Die kalkulatorisch festge-
die Betriebe mit relativ hoher Milchleistung und stellten ökonomischen Vorteile eines hohen Wei-
dadurch niedrigen Kosten für die Melktechnik die degrasanteiles in der Futterration wurden konkret
Mehrkosten für das AMS durch die Ersparnis unter den Bedingungen eines stallbasiertes AMS
durch Weidegang ausgleichen. Dieses Ziel errei- durch Brocard et al. (2015) bestätigt.
chen die Betriebe D und K. Tabelle 5 zeigt die
Reihung der 12 ausgewerteten Betriebe hinsicht- Die Mittelwerte der AMS-Parameter in den Tabel-
lich der Kriterien des ökologischen Landbaus und len 3 und 4 kommen durch relativ große Bandbrei-
der Ökonomik. ten auf einzelbetrieblicher Ebene zustande. Diese
sind unter anderem durch die großen Unterschie-
Die Rangsumme in Tabelle 5 macht deutlich, dass de in der Struktur und Milchleistung (Tab. 1) sowie
Betrieb L und den beiden konventionellen Betrie- der Umsetzung des AMS-Weide-Systems (Tab. 2)
ben F und D die Kombination aus Ökonomie und bedingt. Zum Beispiel wurden technische Auslas-
Ökologie am ehesten gelingt. tungen des AMS während der Weidesaison zwi-
schen 39% und 83% gefunden. Als „Best Practi-
ce“- Beispiele eignen sich am ehesten Systeme, die
Diskussion das Potenzial haben gleichermaßen die Ziele des
ökologischen Landbaues und der Ökonomie zu
Die Status-Quo-Analyse von 25 milcherzeugen- erfüllen. eilers (2017) hat Eckpunkte dazu for-
den Betrieben in Bayern und Baden-Württemberg muliert (siehe Kasten).
mit Weidegang und automatischem Melksystem
zeigt, dass es den meisten Betrieben nicht gelingt, Aus der untersuchten Stichprobe entsprechen die-
das AMS nach konventionellen Gesichtspunkten sen Eckpunkten am ehesten die Betriebe D, L, 3
auszulasten. Die Ursachen dafür liegen in einem und 9. Deren Weide-AMS-Systeme sind mit eini-
geringeren Milchleistungsniveau sowie einem klei- gen Kennzeichen in Tabelle 6 dargestellt.
Eckpunkte für Best-Practice-Beispiele
Milchleistung 7.000 kg
• Durchschnittliches Tagesgemelk 23 kg
• Laktationsspitze max. 30 kg
• Max. 10 dt Kraftfutter je Kuh und Jahr
• Max. 7 kg Kraftfutter je Kuh und Tag
• Aktive Tierselektion nach dem Melken auf die Weide
• Mindestens 5, besser mind. 8 bis 10 Stunden tägliche Weidedauer
• Mindestens 0,06, besser mind. 0,12 ha Weidefläche je Kuh
• Portionsweide/rotierende Standweide (möglichst täglich neue Parzelle/Portion)
• Zufütterung entsprechend des Weideanteiles in der Ration in festem Tagesrhythmus
18 Landinfo 4 | 2017