Page 27 - Landinfo Heft 4/2017 - Schwerpunkt Ökolandbau
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Schwerpunktthema
Rasse Mastendgewicht Tageszunahmen Besondere Eigenschaften Tabelle 3
ml. 365 Tage * (Auswahl) Übersicht über die wichtigsten
Hornlos, sehr gute Marmorierung, intensiveren Fleischrinderrassen
Angus 600-650 kg 1.077-1.500 g
frühreif
Gute Zunahmen in der Ausmast,
Hereford 600-700 kg 1.121-1.600 g
teilweise genetisch hornlos
Blonde 750-800 kg 1.415-1.800 g Beste Zunahmen in der Ausmast,
d´Aquitaine sehr gute Bemuskelung
Beste Zunahmen in der Ausmast,
Charolais 750-800 kg 1.156-1.800 g sehr gute Bemuskelung, teilweise
genetisch hornlos
Hornlos, hohe Milchleistung, sehr
Fleckvieh-Fleisch- 650-750 kg 1.368-1.700 g gute Zunahmen, auch in der
nutzung
Ausmast
Sehr gute Bemuskelung und Aus-
schlachtung (über 60%) und güns-
Limousin 700-750 kg 1.103-1.500 g
tiges Fleisch/ Knochenverhältnis,
teilweise genetisch hornlos
*365-Tage Lebendtagszunahmen auf Mutterkuhbetrieben (eher extensiv) – mögliche Masttagszunahmen bei
Intensivmast
Zum Beispiel sollte ein Holsteinbetrieb, welcher Fazit
bei den reinrassigen Kälbern ohnehin niedrigere
Mastendgewichte hat, eher Angus einsetzen, um Zusammenfassend gilt, dass die Genetik zur Füt-
homogene Mastgruppen zu erzielen. Ein Fleck- terung passen muss. Ziel ist, den gewünschten
viehbetrieb, welcher eine bessere Ausschlachtung Schlachtkörper im richtigen Alter mit möglichst
und eine noch bessere Bemuskelung wünscht, viel betriebseigenem (Grund-)Futter zur
sollte z.B. Limousin einsetzen – sofern die Futter- erzeugen.
qualität den hohen Ansprüchen gerecht wird. Ist
dies nicht der Fall, sind auch Angus oder mittel- In ökologisch wirtschaftenden Betrieben sind mit
rahmige Vertreter der Rasse Fleckvieh – gutem Grundfutter (Grassilage + 2 kg Kraftfutter)
Fleischnutzung eine Option. Es macht bei hohen 1.000-1.100 g Tageszunahmen möglich, was mit
Remontierungsraten wenig Sinn, Kreuzungen zu Milchviehrassen erreicht werden kann. Da insbe-
erzeugen. Es werden anteilig sehr viele reinrassige sondere bei Fleckvieh die Wachstumskapazität
Anpaarungen benötigt, um die Nachzucht zu stel- weitaus höher ist, muss hier auf das Alter bei Er-
len. Dementsprechend werden zu wenige Kreu- reichen des Mastendgewichts geachtet und bei
zungen erzeugt, um sinnvoll Mastgruppen zusam- Bedarf eine intensivere Endmast mit höheren
men zu stellen. Zudem ist in Milchviehbetrieben Kraftfutter bzw. Getreidegaben betrieben werden,
die kontinuierliche Abkalbung üblich, was dies damit mehr als Fettklasse 1 erreicht wird. Ist dies
weiter erschwert. dauerhaft nicht möglich, kann mit mittelintensi-
ven und frühreiferen Fleischrinderrassen, ge-
Zur Verdeutlichung: Liegt die Remontierungsrate kreuzt werden. Andererseits ist eine Kreuzung mit
über 30%, ist es kaum möglich, homogene Mast- intensiven Rassen möglich, wenn bestes Grund-
gruppen zusammen zu stellen. Bei 100 Kühen futter, evtl. zusätzlich Maissilage zur Verfügung
müssen mindestens 60 Kühe mit der Milchvieh- steht. Voraussetzung für die Kreuzung ist eine
rasse angepaart werden und höchstens 40 mit der niedrige Remontierungsrate in der Milch-
Fleischrinderrasse. Dies ergibt nur 20 Bullenkäl- viehherde.
ber aus der Kreuzung und 30 reinrassige. Diese
20 Kreuzungskälber werden zudem noch übers Stehen zusätzlich geeignete, günstige Stallplätze Martin Piecha
Jahr verteilt geboren, also nur eines alle zwei bis zur Verfügung, ist eine Bullenmast für einige LAZBW
drei Wochen! Bei 25% Remontierung steigt der Milchviehbetriebe eine sinnvolle Option zur Di- Tel. 07525/ 942-315
Anteil der Kreuzungen schon auf 50%, damit lässt versifizierung des Betriebes. martin.piecha@lazbw.
sich mehr anfangen. bwl.de
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