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Schwerpunktthema: Schafe





         Schafe sorgen für mehr Arten- und
         Strukturvielfalt im Weinberg
       Als Ergebnisse des Projekts ergab sich, dass
       positive ökologische Effekte auf den Weide-
       flächen sowohl durch den direkten Einfluss
       der Schafe entstehen können, als auch durch
       das Wegfallen bzw. die Reduktion der mecha-
       nischen und gegebenenfalls chemischen Be-
       arbeitung (Bild 2). Schafe schaffen durch ih-
       ren Dungeintrag, ihr selektives Frassverhalten
       und der Schaffung von Offenbodenstellen (z.
       B. an Liegeplätzen im Schatten der Reben)
       eine höhere Anzahl an Lebensraumstruktu-
       ren und ökologischen Nischen und können
       so eine größere Artenvielfalt ermöglichen.
       Der Eintrag von Diasporen (Sämereien) (z. B.
       von benachbarten alternativen Weideflächen
       oder Böschungen) kann sich ebenfalls direkt
       auf die Artenvielfalt der Pflanzen und die
       Vielfalt der Bodenmikroorganismen auswir-  Shropshire erprobt und praxistauglich ge-  Bild 2: Schafe schaffen
       ken.  Eine Verringerung  der  mechanischen   macht. Exemplarisch wurde die Leistungsfä-  wertvolle Mikrohabitate – Re-
       und chemischen Arbeitseinsätze in den Re-  higkeit und Qualität der Beweidung für ein-  sultat nach Frühjahrsbewei-
       ben wiederum führt direkt zu einem verrin-  zelne weinbauliche Arbeitsschritte erfasst, z.   dung. Die mechanischen
                                                                                         Bodenbearbeitungspuren
       gerten CO -Ausstoß und einer verminderten   B. die Entblätterung der Traubenzone, das   wurden egalisiert und in
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       Bodenverdichtung – je nachdem wie stark die   Entfernen von Stockausschlägen und die Re-  wertvolle Offenbodenstellen
       Anzahl der Überfahrten reduziert wird. Das   gulierung des Unterwuchses. Begleitend fan-  verwandelt. Quelle: Jakob
       Auslassen von Mulchvorgängen hat darüber   den ökonomische Betrachtungen (Zeit- und   Hörl
       hinaus direkte positive Auswirkungen auf die   Kostenaufwand) statt. Außerdem wurde ein
       im Gras lebende Insektengemeinschaft, die   Verkaufstest und eine Marketingstudie für
       durch den Mulcher dezimiert werden (Mul-  den eigens angefertigten Schafwein aus den
       chen gilt als tierschädlichste Art der Grün-  beweideten Parzellen durchgeführt.
       landpflege). Die Bodenbearbeitung der Reb-
       gassen, für Einsaaten oder zum Brechen der   Aus ökonomischer Sicht ist zunächst der mit
       Kapillaren (wobei letzteres je nach Witterung   der Beweidung von Rebflächen verbundene
       wohl auch trotz Schafbeweidung nötig sein   Arbeitszeitbedarf  relevant.  Durch  umfang-
       kann), zerstört die Nisthöhlen bodenbrüten-  reiche Zeitstudien im Rahmen einzelner Be-
       der Insekten (wie die Feldgrille und viele   weidungseinsätze konnten Grundlagendaten
       Wildbienenarten). Fällt dies durch die Schafs-  erfasst und Arbeitsvorgänge übersichtlich
       beweidung  weg, hat  dies  ebenfalls  positive   dargestellt werden. Die Verteilung der Ar-
       Effekte auf diese Insektengruppen. Für   beitsvorgänge folgt einem ähnlichen Muster:
       Wildbienen nachteilig wäre jedoch eine Ver-  vor allem zu Beginn und zum Ende eines Be-
       ringerung des Blütenreichtums durch das   weidungsdurchgangs fällt durch den Aufbau
       Ausbleiben von blütenreichen Einsaaten in   und respektive Abbau des Zaunsystems sowie
       Folge der Dauerbeweidung.  Wie sich diese   durch das Umstellen der Tiere ein erhöhter
       beiden widerstreitenden Effekten zueinander   Arbeitsaufwand an. Während der Beweidung
       verhalten, ist aktuell noch Gegenstand der   der Fläche hält sich der täglich notwendige
       Forschung.                               Arbeitszeitbedarf in Grenzen. Je nach Jahres-
                                                zeit (Winter- oder Sommerbeweidung) und
                                                Beweidungsziel schwankte der Arbeitszeitbe-
         Ökonomische Betrachtung der Schafe     darf durchschnittlilch zwischen 15 – 30 Akh
         im Weinberg                            / ha. Neben der Arbeit auf der Fläche, muss
                                                bei umfassender Betrachtung auch die Wege-
       Parallel wurde die effektive Umsetzung der   zeit mitberücksichtigt werden, da diese je
       Beweidung und Integration in den laufenden   nach Distanz zu den Weideflächen einen nen-
       Weinbaubetrieb durch die Haltung der rund   nenswerten Anteil am Zeitbedarf in An-
       40 eigenen Schafe der Rassen Ouessant und   spruch nehmen kann.


       Landinfo 2 | 2024                                                                                     43
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