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Schwerpunktthema: Schafe
























       Bild 4: Wollproben eines Auktionsbocks; Quelle: Natascha Zimmer-  Bild 5: Wollfasermessgerät ofda2000 Wollfasermessgerät
       mann / HSWT                                               ofda2000; Quelle: Natascha Zimmermann / HSWT
       bewertet. Sie ist ein Sammelmerkmal aus Fa-  Schneller Zuchtfortschritt bei
       sermerkmalen (Farbe, Länge, Ausgeglichen-  Wollqualität möglich
       heit und Kräuselung) und Vliesmerkmalen
       (Dichte, Besatz und Wollfehler). Um die   Derzeit werden Verfahren der  deskriptiven
       Dichte des Vlieses bei feiner werdender Wol-  Statistik zu den Phänotypen abgeschlossen
       le zu erhalten und sogar noch zu verbessern,   und quantitativ-genetische Analysen der
       muss die Bewertung bei der Herdbuchauf-  Wollqualitätsmerkmale durchgeführt. Popu-
       nahme und Körung beibehalten werden. In   lationsspezifische Parameter und Erblichkeit
       der Schafnation Australien werden bei den   werden für die Wollqualitätsmerkmale mittels
       Wollschafrassen die objektiven Vlies- und Fa-  gemischter linearer Modelle geschätzt. Die
       sermerkmale,  Vliesgewicht  roh und  gewa-  erste Sichtung der Ergebnisse zeigt, dass die
       schen, Faserdurchmesser mit Varianz, Bruch-  Wollfeinheit im Mittel zwar dem Zuchtziel
       festigkeit und Stapellänge in den Zuchtwerten   der Rasse entspricht, jedoch sehr breit streut.
       Wollmenge und -qualität vereint. Ähnlich   Ähnlich verhält es sich mit den anderen Fa-
       könnte der bestehende deutsche Zuchtwert   sermerkmalen, wie Kräuselung und Stapel-
       „Wollqualität“ um die Bewertung der Faserei-  länge. Eine große Varianz dieser Phänotypen,   Natascha Zimmermann
       genschaften ergänzt werden.              also Merkmalsausprägungen, ist für die Ver-  Hochschule
                                                marktung zwar hinderlich, für die Zucht bie-  Weihenstephan-Triesdorf
                                                tet sie jedoch vielversprechende Möglichkei-  Tel.: 09826 / 654 - 101
         Folgeprojekt zur Analyse von           ten. Zudem wird die Erblichkeit der Wollfein-  natascha.zimmermann@
         Wollproben                             heit in der Literatur bisher als moderat bis   hswt.de
                                                hoch erblich mit Heritabilitäten von 0,187 ±
       Im aktuellen Folgeprojekt der HSWT wurden   0,014 bis 0,54 ± 0,04 beschrieben.
       Fasermerkmale, wie Wollfeinheit, Faserkräu-
       selung und Stapellänge, von mehr als 2.600   Schon vor Vollendung der statistischen Ana-
       männlichen und weiblichen Zuchttieren im   lysen kann daher davon ausgegangen werden,
       Alter zwischen einem halben Jahr und zehn   dass über konsequente Selektion nach objek-
       Jahren erfasst. Die Tiere wurden auf Herd-  tiven Wollqualitätsparametern  schnell ein
       buch-Zuchtbetrieben in Baden-Württem-    großer Zuchtfortschritt möglich ist.
       berg, Bayern, Thüringen und Rheinland-Pfalz
       beprobt. Von jedem Tier wurden mit einer
       gebogenen Schere drei Wollproben an den    Ausblick
       Körperstellen Schulter, Flanke und Keule aus
       dem Vlies geschnitten (Bild 4). Alle Wollpro-  Zum Ende des Projekts hin sollen die Ergeb-
       ben wurden mit einem ofda200 („Optical Fi-  nisse praktische Empfehlungen für das deut-
       ber Diameter Analyser“), einem optischen   sche Merino-Zuchtprogramm geben. Bis da-
       Fasermessgerät für Schweißwolle und gewa-  hin sind jedoch weitere Untersuchungen er-
       schene Wolle von Schafen, vermessen (Bild   forderlich. Um die in Zukunft verbesserten   Prof. Dr. Wilhelm Pflanz
       5). Zusätzlich wurde eine Stichprobe von   Qualitäten auch besser vermarkten zu kön-  Hochschule
       1.700 der phänotypisierten Tiere mit dem   nen, sollen außerdem zum Ende des Projektes   Weihenstephan-Triesdorf
       OvineSNP50 Genotyping BeadChip von Il-   hin praktische Workshops zur Wollsortierung   Tel.: 09826 / 654 - 101
       lumina genotypisiert.                    bei der Schur der Tiere angeboten werden.   wilhelm.pflanz@hswt.de


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