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Schwerpunktthema: Kartoffel





       Fortschritten in Form von Pflanzenzucht,
       Düngung und Pflanzenschutz profitieren
       konnten. Von 1960 bis heute hat sich das Er-
       tragsniveau im Land nur um unterdurch-
       schnittliche 50 % gesteigert. In den letzten
       Jahren ist sogar wieder ein Rückgang der Er-
       träge festzustellen. Andere Feldfrüchte, wie
       Getreide, Mais, Zuckerrüben, Raps, haben
       Steigerungsraten von z. T. über 200 % zu ver-
       zeichnen. Auch fruchtfolgetechnisch ergaben
       sich durch aufkommenden Maisanbau und
       chemischen Pflanzenschutz andere Möglich-
       keiten, um die Hackfrucht und Sommerung
       zu ersetzen.

       Die regionalen Schwerpunkte des Kartoffel-
       anbaus im Land lagen 1970 in den Landkrei-
       sen Alb-Donau-Kreis (4.700 ha / 2020 noch
       330 ha), Biberach (4.400 ha / 243 ha), Sigma-
       ringen (3.800 ha / 169 ha), Main-Tauber-
       Kreis (3.600 ha / 36 ha), Ostalbkreis (3.500
       ha / 98 ha), Ortenaukreis (3.300 ha / 85 ha)
       und Heilbronn (2.700 ha / 1.309 ha).

       Damals spielten auch sogenannte „Gesundla-
       gen“ auf der Schwäbischen Alb, im Kreis Sig-
       maringen und auf der Baar, für den Pflanz-  Die Vermarktung erfolgt entweder über spe-  Abb. 6: Kartoffelanbau in den
       kartoffelanbau eine wichtige Rolle. Diese   zialisierte Erfassungs- und Vermarktungsun-  Gemeinden Baden-Württem-
       waren sommerkühle und windige Regionen   ternehmen oder in Form des Ab-Hof-Ver-   bergs 2020; Quelle: LEL
       mit geringem Blattlausbefall und geringerem   kaufs und der Direktvermarktung. Im Kreis   Schwäbisch Gmünd
       Risiko für die Kraut- und Knollenfäule. Blatt-  Sigmaringen und auf der Schwäbischen Alb
       läuse sind als Vektoren für die Verbreitung   haben sich spezialisierte Betriebe herausgebil-
       von Virusinfektionen im Kartoffelbestand   det, die weiterhin Saat- und Speisekartoffeln
       hauptverantwortlich  und  verhinderten die   für den überregionalen Markt erzeugen. Eini-
       Produktion virusfreien Pflanzguts.       ge wenige Betriebe produzieren Stärkekartof-
                                                feln für bayerische Fabriken.
       Heute spielt sich der Kartoffelanbau im Land
       schwerpunktmäßig im Kraichgau und entlang   Von 1960 bis heute sind damit 96 % des ehe-
       des Neckars, im Einzugsgebiet eines großen   maligen Kartoffelanbaus im Land verschwun-
       Kartoffelverarbeiters, ab. Darüber hinaus hat   den. 1971 bauten noch 151.000 Betriebe im
       sich der Anbau hauptsächlich in die klimatisch   Schnitt 0,4 ha Kartoffeln an, 2020 waren es
       günstigen frühen Lagen in der Nähe der grö-  noch 4.105 Betriebe mit im Schnitt 1,35 ha
       ßeren Städte im Land zurückgezogen, wo auch   Kartoffeln, davon nur 279 Betrieb über 5 ha
       Frühkartoffeln angebaut werden können.   bzw. 142 Betriebe über 10 ha. 



          Kartoffeln spielten übrigens auch in der Geschichte der LEL eine wichtige Rolle:
         1949 wurde nach dem kriegsbedingten Verlust der ostelbischen Kartoffelanbaugebiete in Pommern und Ostpreußen
         und dem Zustrom von Flüchtlingen das Staatliche Forschungs- und Beratungsinstitut für Höhenlandwirtschaft auf
         dem Wartenberg bei Donaueschingen gegründet. Es sollte dazu beitragen, die höher gelegenen Gebieten des Lan-
         des intensiver für die Nahrungsmittelproduktion zu nutzen und dafür die notwendigen Beratungsaktivitäten zu bün-
         deln. 1962 wurde das Institut in Staatliches Beratungsinstitut umbenannt, 1968 erfolgte die Umwandlung zur Landes-
         anstalt für die Anpassung der Landwirtschaft. 1972 kam der Umzug von Donaueschingen nach Ostfildern-Kemnat   Richard Riester
         und die Umbenennung in Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume. 1995 schließ-  LEL - Abt. 4
         lich die Verlagerung nach Schwäbisch Gmünd und 2018 die Umbenennung in die heutige Landesanstalt für Landwirt-  Tel.: 07171 / 917 - 205
         schaft, Ernährung und Ländlichen Raum.
                                                                                         richard.riester@lel.bwl.de

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