Page 8 - E-paper Landinfo 1_2024
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Schwerpunktthema: Kartoffel





                                                                            – je nach Krautzustand auf bis zu 40 bis 50
                                                                            °C. Das kann die Lagereignung der Kartof-
                                                                            feln verschlechtern. Hohe Bodentemperatu-
                                                                            ren und Trockenheit beschleunigen die Alte-
                                                                            rung. Im Extremfall kann die Keimruhe nach
                                                                            dem trockenheißen Sommer zur Ernte be-
                                                                            reits aufgehoben sein beziehungsweise kön-
                                                                            nen die Knollen im Lager viel schneller anfan-
                                                                            gen zu keimen. Knollen, die mindestens drei
                                                                            bis vier Tage bei 25 °C oder mehr im Damm
                                                                            „kochen“, wachsen durch und neigen zu Kin-
                                                                            del- und Kettenwuchsbildung.

                                                                            Bei stark fortgeschrittener Alterung kann in
                                                                            bestimmten Fällen im Folgejahr beim Pflanz-
                                                                            gut das Phänomen der Knöllchensucht auf-
                                                                            treten, bei der die Kartoffeln nicht auflaufen,
                                                                            sondern an der Mutterknolle nur kleine
          Bild 3: Feldtag mit Probero-  Die Auswahl der Wirkstoffe zur Blattlausbe-  Knöllchen ausbilden. Aufgrund der Trocken-
          dung in Donaueschingen;   kämpfung ist zukünftig sehr begrenzt. Gleich-  heit werden die Dämme rissig. Rissige Däm-
          Quelle: Jörg Jenrich / LTZ  zeitig war 2022 ein derart früher und hoher   me bedeuten viele grüne Knollen, die nicht
                                   Blattlauszuflug unterwegs, wie ich es in den   vermarktungsfähig sind. Unter extremer Tro-
                                   vergangenen 35 Jahren noch nicht erlebt ha-  ckenheit ist eine höhere Beschädigungsemp-
                                   be.  Die  explosionsartige  Vermehrung  der   findlichkeit bei der Ernte die Folge. Bei sehr
                                   Vektoren fördert das Auftreten des Y-NTN-  starken Schwankungen in der Wasser- und
                                   Virus, das in den Knollen befallener Kartof-  Nährstoffversorgung reagieren manche Sor-
                                   felpflanzen unschöne Ringnekrosen  hinter-  ten sehr stark auf Verformungen durch eine
                                   lässt, die die Ware unverkäuflich machen. Ein   verstärkte Ausprägung von Wachstumssymp-
                                   aktives  Resistenzmanagement  ist eigentlich   tomen wie zum Beispiel Zweitwachstum,
                                   nicht mehr möglich und das Problem der In-  Kettenwuchs und Zwiewuchs und auf ein
                                   sektizidresistenz wird deutlich zunehmen.   vermehrtes Auftreten von Wachstumsrissen.
                                   Regional traten Junikäfer, Spinnmilben und   Die Gefahr von Zwiewuchs an der Knolle
                                   Erdraupen (Wintersaateule) auf. Die Zunah-  steigt besonders, wenn auf sehr warme Peri-
                                   me des Kartoffelkäfers – 2022 mit einer zwei-  oden mit Tagestemperaturen von über 28 °C,
                                   ten Generation – und vor allem von Zikaden,   in denen  das  Knollenwachstum  zum  Still-
                                   die die Stolburkrankheit fördern, sind die Fol-  stand gekommen ist, feuchteres Wetter folgt.
                                   ge des Klimawandels.
                                                                            Die letzten milden Winter haben die Proble-
                                                                            me mit Durchwuchskartoffeln verschärft.
                                     Welche Auswirkungen hat der            Der Besatz kann sehr unterschiedlich sein. Je
                                     Klimawandel auf den Kartoffelanbau?    nach Situation beträgt er bis zu 40.000 Knol-
                                                                            len/ha. Relativ einfach ist der Durchwuchs in
                                   Frühsommertemperaturen setzen vor allem   Mais, schwieriger in Getreide zu bekämpfen.
                                   Kartoffeln unter Vlies oder Folie unter Stress.   Auch nach Kartoffeln ist eine angemessene
                                   Hochsommerliche Temperaturen während     Bodenbearbeitungsmaßnahme wichtig. Ein
                                   der  Vegetation führen  zu  einer verfrühten   Pflugeinsatz verschärft zusätzlich die Proble-
                                   Ernte, was die Lagerhaltung erschwert. Sehr   me. Eine flache Bodenbearbeitung mit Grub-
                                   hohe Dammtemperaturen in Verbindung mit   ber bei Frost ist am effektivsten!
                                   starken Schwankungen im Wasserangebot
                                   während des Knollenwachstums kann Ernäh-  Trockene Jahre sind hinsichtlich der Kraut-
                                   rungsstörungen zur Folge haben, beispiels-  fäule, der wichtigsten Krankheit im Kartof-
                                   weise Calciummangel. Dies führt zur physio-  felbau,  weit  weniger  dramatisch  als  nieder-
                                   logischen Eisenfleckigkeit. Auch die Gefahr   schlagsreiche Jahre. Andere Pilzkrankheiten,
                                   von  Gefäßbündelverbräunungen  und Na-   wie zum Beispiel die Alternaria ssp., sind in
                                   belendnekrosen durch Trockenstress und ho-  trockenen Jahren das größere Problem. Die
                                   he Bodentemperaturen nimmt deutlich zu.   Dürrfleckenkrankheit, verursacht durch die
                                   Die Dämme können sich sehr stark erhitzen   Erreger Alternaria alternata oder Alternaria so-


                                                                                                  Landinfo 1 | 2024
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