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Aktuelles





       Dr. Monika Riedel


       Weinbau in Zeiten des

       Klimawandels —

       Bodenpflege, Begrünungs-,


       Wasser- und Nährstoff-

       management



       Durch den Klimawandel sind in Süddeutschland
       längere  warme,  trockene  Phasen,  aber  auch
       mehr Gewitterschauer und Starkregen zu erwar-
       ten.  Deshalb  werden  Erosionsschutz,  Boden-
       pflege,  Begrünungs-  und  Wassermanagement
       noch bedeutender. Bei der Optimierung der Bo-
       denpflege, Wasser- und Nährstoffversorgung in
       Rebanlagen können Zielkonflikte, beispielswei-
       se zwischen Erosions- und Artenschutz, Ertrags-
       sicherung  und  Qualitätsoptimierung,  Boden-
       und Wasserschutz auftreten, die für verschiedene Standorte unterschiedlich zu bewerten sind. Dies
       wird im folgenden Beitrag an einigen Beispielen aufgezeigt.


           as Weinbauinstitut Freiburg unterstützt   Dolden-Milchstern, Traubenhyazinthe und   Bild 1 und Bild 2: Vogelmiere
       Ddie weinbauliche Beratung und Praxis bei   Weinbergstulpe früher oft als typische Pflan-  (Stellaria media) kann flächende-
       der standort- und witterungsangepassten Bo-  zen der „Hackflora“ der Weinberge anzutref-  ckende Bestände bilden. Sie stirbt
                                                                                         bei Trockenheit ab und schützt den
       denpflege und untersucht seit den 1980er Jah-  fen. Heute sind diese Pflanzen nur noch selten   Boden vor weiterer Austrocknung;
       ren unter anderem den Einfluss von Boden-  zu finden und stehen mancherorts auf der   Quelle: WBI Freiburg, Schies
       bearbeitung, Begrünungsmanagement und    Roten Liste der gefährdeten Arten. Sie werden
       Bodenbedeckung auf das Rebenwachstum,    durch eine gelegentliche flache Bodenbearbei-
       die Weinqualität, die Nitratdynamik im Boden   tung ab Mai oder Juni in der Fläche verbreitet,
       und die Weinbergsflora. Außerdem werden   da sie Tochterzwiebeln bilden. Für diese Geo-
       Bewässerungs- und Düngungsstrategien wei-  phyten aus der Familie der Liliengewächse ist
       terentwickelt.                           es oft schwieriger in einer grasreichen Begrü-
                                                nung, die nur gemulcht wird, zu überleben als
                                                den Einsatz von Herbiziden zu überstehen.
         Bodenbearbeitung kann Erosion, aber
         auch seltene Pflanzenarten fördern
                                                  Spontanbegrünung nach Bodenbear-
       Weinberge wurden im letzten Jahrhundert bis   beitung
       in die 1980er Jahre üblicherweise mehrfach
       bearbeitet, zunächst mit der Handhacke, spä-  Wenn der Boden mehrmals bearbeitet wird,
       ter mit Maschinen und nicht aktiv begrünt. In   tritt oft eine Naturbegrünung mit Vogelmiere
       Hang- und Steillagen ist die Erosionsgefahr   auf (Bild 1 und 2). Diese bildet einen lockeren
       besonders groß, wenn der Boden zwischen   grünen Teppich, stirbt bei Trockenheit ab
       den Rebzeilen nicht bedeckt ist. Starknieder-  und schützt  dann  den  Boden vor  weiterer
       schläge führten häufig zu Bodenerosion. An-  Austrocknung. Die Pflanze blüht ganzjährig
       dererseits waren einige Frühjahrsblüher, wie   und kann viele Samen bilden, die über Jahr-



       Landinfo 1/2022                                                                                       29
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