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Klimawandel





                                                                                         Bild 4: (links): Trockenstress an
                                                                                         jungen Reben auf einem
                                                                                         steinreichen Standort; Quelle: WBI
                                                                                         Freiburg, Riedel



                                                                                         Bild 5: Mit Tropfbewässerung wird
                                                                                         wesentlich weniger Wasser
                                                                                         gebraucht als bei Überkronenbe-
                                                                                         regnung, sie kann aber nicht zur
                                                                                         Frostschutzberegnung genutzt
                                                                                         werden; Quelle: WBI Freiburg,
                                                                                         Riedel
       nung verbessern auch die Bodenstruktur und   Wasser speichern können und in Regionen
       Infiltration und fördern die Bodenfruchtbar-  mit wenig Niederschlag im Sommer, z.B. in
       keit.                                    Tauberfranken oder in Hanglagen mit
                                                Vulkangestein am Kaiserstuhl, sollte rechtzei-
       Bei beginnender Trockenheit kann eine Be-  tig geprüft werden, ob eine Bewässerung
       grünung mit krautigen Pflanzen gewalzt wer-  möglich ist. Mit Tropfbewässerung reicht in
       den, was deren Wachstum und Wasserver-   der Regel eine Wassermenge von ca. 10 Liter
       brauch drosselt. Gräser müssen i.d.R. recht-  je Rebe und Bewässerungstermin (Bild 5). Mit
       zeitig gemulcht oder gemäht werden. In Reb-  Überkronenberegnung wird wesentlich mehr
       anlagen ohne Erosionsrisiko kann der Boden   Wasser gebraucht. Diese kann jedoch auch
       flach bearbeitet werden, beispielsweise mit   zur Frostschutzberegnung eingesetzt werden
       einer Kreiselegge. Dadurch wird die Transpi-  und ist beispielsweise für Tauberfranken inte-
       ration durch die Begrünung und bei flacher   ressant, weil dort häufiger mit Spätfrost zu
       Bodenbearbeitung durch das Brechen von   rechnen ist. Bereits vor Jahrzehnten wurden
       Kapillaren auch die Evaporation über die Bo-  dort Seen für die Wasserspeicherung ange-
       denoberfläche reduziert. In Hanglagen sollte   legt. Im Zusammenhang mit dem Klimawan-  Weitere Infos finden Sie
       zur Vermeidung von Trockenstress oder zur   del wird das Spätfrostrisiko voraussichtlich   unter:
       Lockerung von Bodenverdichtungen die Be-  auch an üblicherweise wärmeren Standorten   www.wbi-freiburg.de
       grünung nur in jeder zweiten Gasse z. B. mit   noch zunehmen, wie Spätfrostschäden im   - Stichwort Begrünung
       einem Flügelschargrubber unterfahren wer-  Jahr 2021 an Standorten in Südbaden mit frü-
       den, sodass der Boden weiterhin bedeckt ist.   hem Austrieb der Reben gezeigt haben.
       Wenn in Hanglagen eine Bearbeitung der Bo-
       denoberfläche erfolgt, sollte aus Gründen des
       Erosionsschutzes der Boden in grober Struk-  Wassereffizienz durch ausreichende Kalium-
       tur belassen, bald eingesät oder z.B. mit Stroh   versorgung und „Tiefgang“
       oder Heu bedeckt werden.                 Eine ausreichende Kaliumversorgung hilft
                                                Pflanzen mit relativ wenig Wasser auszukom-
                                                men. Kaliummangel wird problematischer,
         Bewässerung bei Trockenstress und      wenn Böden austrocknen. In trockenen Som-
         Frostschutzberegnung                   mern, wie beispielsweise 2003 und 2018 war
                                                häufiger Kaliummangel an Reben zu sehen
       Wassermangel ist häufig zuerst an jungen Re-  als in anderen Jahren. Wenn Oberböden aus-
       ben auf flachgründigen Standorten zu sehen   trocknen, wird auch die Durchwurzelung tie-
       (Bild 4). Auch nachgepflanzte Hochstammre-  ferer Bodenschichten und deren Beitrag zur
       ben in Ertragsanlagen leiden schnell unter   Versorgung mit Wasser, Kalium und weiteren
       Trockenstress.  Beginnender  Wassermangel   Nährstoffen bedeutender. Unter diesem As-
       kann bei Reben an „heruntergeklappten“   pekt könnte das Rigolen vor einer Neuanlage,
       Blättern, hängenden Ranken und einzelnen   das vor Jahrzehnten häufig im Weinbau prak-
       vertrockneten Blättern im Stammkopfbereich   tiziert wurde, eine Renaissance erfahren. Da-
       erkannt werden.                          durch würde jedoch das Risiko eines Nitra-
                                                taustrags in das Grundwasser erhöht. Ein   Dr. Monika Riedel
       Auch welke Begrünungspflanzen wie Löwen-  tiefes Vergraben frischer oder nicht ausrei-  WBI Freiburg, Ref. 33
       zahn und Klee können Alarmzeichen für Tro-  chend verrotteter organischer Massen, bei-  Tel: 0761 / 40165 - 3301
       ckenstress sein. Insbesondere auf „steinrei-  spielsweise aus einer Begrünung, muss dabei   monika.riedel@wbi.bwl.
       chen“, flachgründigen Böden, die nur wenig   vermieden werden.                   de



       Landinfo 1/2022                                                                                       31
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