Page 24 - Landinfo_ 1_2022_Klimawandel
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verfügbarkeit und damit die Resistenz der
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                                                                             In älteren Wäldern geht es darum, den Kro-
                                                                            nen der geförderten Bäume je nach Lichtbe-
                                                                            darf ausreichend Raum zu schaffen. Zudem
                                                                            können möglichst früh kleinflächige Verjün-
                                                                            gungsflächen durch eine punktuelle Auflich-
                                                                            tung des Kronendachs geschaffen werden
                                                                            oder im Schutz der alten Bäume schattentole-
                                                                            rante Baumarten, wie die Rotbuche oder
                                                                            Weißtanne, eingebracht werden. So kann un-
                                                                            ter dem schützenden Schirm des alten Waldes
          Bild 2: Buchenkrone mit starken
          Dürreschäden neben einer                                          die nachkommende Waldgeneration heran-
          vollbelaubten Krone kurz nach                                     wachsen. Sollten die Altbäume Schadereignis-
          dem Laubaustrieb. Auch   „Resilienz“ wird in der Ökosystemforschung   sen zum Opfer fallen, steht die nächste Wald-
          Laubwälder sind von den
          Auswirkungen der Witterungsext-  die Fähigkeit eines Ökosystems verstanden,   generation bereits in den Startlöchern und
          reme betroffen. Die Schäden   sich nach einer Störung wieder zu erholen.   verhindert somit das Auftreten negativer
          treten jedoch meist nicht flächig   Die „Resistenz“ bezeichnet die Widerstands-  Auswirkungen von Kahlflächen, wie Tempe-
          auf; Quelle: Ulrich Hipler
                                   fähigkeit gegen schädliche Umwelteinflüsse.   raturextreme und Erosion.
                                   Die „Anpassungsfähigkeit“ beschreibt die
                                   Fähigkeit des Waldes sich an Umweltverände-  Altbäume und Totholz bieten vielen Arten
                                   rungen anzupassen. Hierfür spielt die geneti-  einen Lebensraum, die als Teil des komplexen
          Bild 3: Vielfältige Mischwälder mit   sche Vielfalt eine wichtige Rolle.  Geflechts im Ökosystem Wald dazu beitra-
          mehreren Kronenschichten                                          gen, die Vitalität zu erhalten. Daher sollte ins-
          können das Risiko vor schädlichen   Die notwendigen Maßnahmen unterscheiden   besondere in Altbeständen ein Anteil an Alt-
          Umwelteinflüssen minimieren;
          Quelle: LFV BW, Ulrike Klumpp  sich je nach der Altersphase des Waldbestan-  und Totholz im Wald belassen werden.
                                                        des und hängen na-
                                                        türlich von der Ziel-  In allen Altersphasen sollte die Heterogenität
                                                        setzung des Wald-   durch den Erhalt einer Mischung von mehr
                                                        besitzes ab.        als drei Baumarten und durch den Aufbau
                                                                            höhen und –durchmesserdifferenzierter Wäl-
                                                        In jungen  Waldbe-  der gefördert werden. Sollte es zu Schadereig-
                                                        ständen richten sich   nissen kommen, treffen diese meist die ver-
                                                        die Maßnahmen       schiedenen Baumarten oder Bestandsschich-
                                                        auf den Erhalt zu-  ten in unterschiedlichem Ausmaß. Somit
                                                        kunftsfähiger       kann durch einen heterogenen Waldaufbau
                                                        Mischbaumarten,     das Risiko von großflächigen Schadereignis-
                                                        damit diese nicht   sen minimiert werden.
                                                        durch wuchskräfti-
                                                        gere   Baumarten
                                                        überwachsen wer-      Der „Wunderbaum“ oder die „Mi-
                                                        den und es somit zu   schung macht‘s“
                                                        einem Verlust an
                                                        Baumartenvielfalt
                                                        kommt.              Allen Wünschen zum Trotz – es existiert
                                                                            nicht der „Baum der Zukunft“.
                                                        In mittelalten Wäl-  In Baden-Württemberg sind etwa 50 ver-
                                                        dern ist die Waldbe-  schiedene Baumarten heimisch, die auf eine
                                                        handlung auf die    breite Palette an Standorten angepasst sind.
                                                        konsequente Frei-   Als Folge des Klimawandels werden sich die
                                                        stellung der Ziel-  Waldstandorte vor allem hinsichtlich der
                                                        bäume ausgerichtet.   Temperatur und Länge der Vegetationsperio-
                                                        Hierdurch    kann   de, sowie der Wasserverfügbarkeit im Jahres-
                                                        aufgrund der gerin-  verlauf verändern. Während die Richtung der
                                                        geren  Wurzelkon-   Klimaveränderungen bekannt ist, sind die
                                                        kurrenz die Wasser-  Details, wie beispielsweise das Auftreten von



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