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verfügbarkeit und damit die Resistenz der
Einzelbäume erhöht werden.
In älteren Wäldern geht es darum, den Kro-
nen der geförderten Bäume je nach Lichtbe-
darf ausreichend Raum zu schaffen. Zudem
können möglichst früh kleinflächige Verjün-
gungsflächen durch eine punktuelle Auflich-
tung des Kronendachs geschaffen werden
oder im Schutz der alten Bäume schattentole-
rante Baumarten, wie die Rotbuche oder
Weißtanne, eingebracht werden. So kann un-
ter dem schützenden Schirm des alten Waldes
Bild 2: Buchenkrone mit starken
Dürreschäden neben einer die nachkommende Waldgeneration heran-
vollbelaubten Krone kurz nach wachsen. Sollten die Altbäume Schadereignis-
dem Laubaustrieb. Auch „Resilienz“ wird in der Ökosystemforschung sen zum Opfer fallen, steht die nächste Wald-
Laubwälder sind von den
Auswirkungen der Witterungsext- die Fähigkeit eines Ökosystems verstanden, generation bereits in den Startlöchern und
reme betroffen. Die Schäden sich nach einer Störung wieder zu erholen. verhindert somit das Auftreten negativer
treten jedoch meist nicht flächig Die „Resistenz“ bezeichnet die Widerstands- Auswirkungen von Kahlflächen, wie Tempe-
auf; Quelle: Ulrich Hipler
fähigkeit gegen schädliche Umwelteinflüsse. raturextreme und Erosion.
Die „Anpassungsfähigkeit“ beschreibt die
Fähigkeit des Waldes sich an Umweltverände- Altbäume und Totholz bieten vielen Arten
rungen anzupassen. Hierfür spielt die geneti- einen Lebensraum, die als Teil des komplexen
Bild 3: Vielfältige Mischwälder mit sche Vielfalt eine wichtige Rolle. Geflechts im Ökosystem Wald dazu beitra-
mehreren Kronenschichten gen, die Vitalität zu erhalten. Daher sollte ins-
können das Risiko vor schädlichen Die notwendigen Maßnahmen unterscheiden besondere in Altbeständen ein Anteil an Alt-
Umwelteinflüssen minimieren;
Quelle: LFV BW, Ulrike Klumpp sich je nach der Altersphase des Waldbestan- und Totholz im Wald belassen werden.
des und hängen na-
türlich von der Ziel- In allen Altersphasen sollte die Heterogenität
setzung des Wald- durch den Erhalt einer Mischung von mehr
besitzes ab. als drei Baumarten und durch den Aufbau
höhen und –durchmesserdifferenzierter Wäl-
In jungen Waldbe- der gefördert werden. Sollte es zu Schadereig-
ständen richten sich nissen kommen, treffen diese meist die ver-
die Maßnahmen schiedenen Baumarten oder Bestandsschich-
auf den Erhalt zu- ten in unterschiedlichem Ausmaß. Somit
kunftsfähiger kann durch einen heterogenen Waldaufbau
Mischbaumarten, das Risiko von großflächigen Schadereignis-
damit diese nicht sen minimiert werden.
durch wuchskräfti-
gere Baumarten
überwachsen wer- Der „Wunderbaum“ oder die „Mi-
den und es somit zu schung macht‘s“
einem Verlust an
Baumartenvielfalt
kommt. Allen Wünschen zum Trotz – es existiert
nicht der „Baum der Zukunft“.
In mittelalten Wäl- In Baden-Württemberg sind etwa 50 ver-
dern ist die Waldbe- schiedene Baumarten heimisch, die auf eine
handlung auf die breite Palette an Standorten angepasst sind.
konsequente Frei- Als Folge des Klimawandels werden sich die
stellung der Ziel- Waldstandorte vor allem hinsichtlich der
bäume ausgerichtet. Temperatur und Länge der Vegetationsperio-
Hierdurch kann de, sowie der Wasserverfügbarkeit im Jahres-
aufgrund der gerin- verlauf verändern. Während die Richtung der
geren Wurzelkon- Klimaveränderungen bekannt ist, sind die
kurrenz die Wasser- Details, wie beispielsweise das Auftreten von
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