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Problemstellungen und Lösungsansätze





       se gespannt werden. Auch eine Befestigung der Litzen an
       Bäumen ist denkbar (Abstandhalter einbauen).
       Sofern die gesamte Herde gekoppelt wird (maximal einen
       Tag), ist ein nächtliches Auspferchen notwendig. Wird eine
       Gruppe Ziegen mehrere Tage auf einer Fläche gekoppelt,
       so ist ein nächtliches Auspferchen praktisch nicht umsetz-
       bar. Der Verbiss ist hier wichtiger als die Aushagerung (wei-
       tere Informationen bezüglich Koppeln siehe Kapitel 6.1.3
       und 6.1.4).

       In einem LPR-Vertrag sollten bei entsprechendem Standort
       die geeigneten Optionen für eine flexible, bedarfsangepass-
       te Weidepflege von vornherein berücksichtigt sein, so dass
       der Vertrag während der Laufzeit nicht geändert werden
       muss.



       6.2 Pferch

       Problemstellung                                        Abbildung 32:  Zeit zum Wiederkäuen im Pferch - im Schatten
                                                              wäre es angenehmer; Foto: Strobl
       Die Nichtverfügbarkeit von Pferchflächen stellt für Schäfe-
       reien eines der bedeutendsten und folgenreichsten Proble-  derum ca. 25 % auf dem Pferch (Nachtlagerplatz) abgege-
       me dar. Aufgrund des „Eigenbedarfs“ potenzieller Pferch-  ben (ANL 1991).
       flächen durch die Landwirtschaft tritt der Mangel verstärkt
       im Frühjahr bis Vorsommer auf. Ist im Umfeld naturschutz-  Es ist darauf zu achten, dass die Fläche gut drainiert und
       fachlich hochwertiger Fläche kein ausreichend großer   somit möglichst trocken ist. Die Lage sollte zur Ruhe und
       Pferchbereich vorhanden, kann ein solches Schutzgebiet   Sicherheit für die Schafherde nicht unmittelbar an Verkehrs-
       nicht im angemessenen Umfang beweidet werden.          wegen sowie zur Vermeidung von Immissionen nicht in
                                                              Natur- oder Wasserschutzgebieten gewählt werden. Eine
                                                              Integration der Pferchflächen in das Triebwegenetz ist un-
       6.2.1  Pferch auf Acker und Grünland                   abdingbar (vgl. MLR BW 2012).

       Als Pferch wird im Allgemeinen eine naheliegende landwirt-  Der zeitliche Aufwand (Zeitbedarf) für das tägliche Abste-
       schaftliche Fläche (nicht bestellter Acker oder Grünland)   cken eines Nachtpferches (Auf- und Abbau) wird nach dem
       bezeichnet, welche für die Zeit zwischen den Weidegängen   KTBL (2014) mit 0,67 AKh/d (Arbeitskraftstunden pro
       (dem Wiederkäuen) und bei Nacht benötigt wird. Diese   Tag) bei 200 Weidetagen / Jahr angegeben.
       Pferchflächen müssen den Schäfereien zusätzlich zu den
       hochwertigen  Naturschutzflächen zur  Verfügung  stehen   Pferchen auf  Ackerflächen
       bzw. gestellt werden.
                                                              Das Pferchen auf Ackerflächen ist i.d.R. am besten. Auf-
       Kriterien eines Pferches                               grund der offenen Bodenstruktur durch lockernde Boden-
                                                              bearbeitung (Grubbern) sind eher trockene Bodeneigen-
       Hinsichtlich seiner Größe sollte der Pferch zwischen 3 und   schaften gegeben und es kommt bspw. weniger zu feuchte-
       5 m2 pro Mutterschaf bereitstellen, wobei der absolute Flä-  bedingten Klauenproblemen (vgl. Kapitel 8.4 Tiergesund-
       chenbedarf von der Pferchdauer, Bodenbeschaffenheit und   heit). Allerdings ist bei starkem Regen eine Verschlämmung
       bearbeitung sowie der Witterung abhängt. Die Nutzungs-  des Ackers möglich, weshalb bei lang anhaltendem oder
       dauer eines (Acker-) Pferches beträgt meist nur ein bis zwei   starkem Regenwetter einer Grünlandfläche als Pferch der
       Nächte, wobei sich dies nach der Beanspruchung der     Vorzug zu geben ist.
       Ackeroberfläche (Kot, Harn, Tritt) richtet, ob der Pferch
       noch länger genutzt werden kann (Mendel 2008, MLR BW   Die Größe eines Ackerpferches sollte laut Leitfaden Schaf-
       2012).                                                 haltung in Baden-Württemberg bei einer Herdengröße von
                                                              etwa 500 Mutterschafen mit mind. 50 x 50 m (0,25 ha) aus-
       Pro Tag kann von einer Kotmenge je Schaf von ca. 0,58 kg   gewiesen werden (MLR BW 2012). Bei einem 20 ha großen,
       Trockengewicht ausgegangen werden. Hiervon werden wie-  zu beweidenden Schutzgebiet ergibt sich bei einer 500-köp-
                                                              figen Herde und einer Verweilzeit von 20 Weidetagen pro



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