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Problemstellungen und Lösungsansätze
Fallbeispiel 4:
Naturschutzorientierte Beweidung
Schutzgebiet FFH + NSG
Ausgangslage Seltene Pflanzen wegen Unterbeweidung im Bestand gefährdet, viele Pflanzenarten sind kleinwüchsig
und brauchen Licht; Fauna: Viele Arten, wie bspw. Schmetterlinge, benötigen offene Bodenstellen
Stark verfilzte Grasnarbe: Viele Pflanzenarten ersticken im Grasfilz
Lichtmangel für konkurrenzschwache Pflanzenarten
Arteninventar reduziert sich seit Jahren oder sogar Jahrzehnten
Fläche oft völlig „vergrast“, fast keine Blüten mehr zu sehen
Ziel Grasnarbe auflichten durch erhöhte Beweidungsintensität
Kräuter- und Orchideenwachstum fördern
Massnahme Allgemein: Schafkoppel oder sehr früher 1. Weidegang bzw. Vorweide (fließender Übergang)
1. Maßnahme: Sicherstellung einer Intensivierung der Beweidung mit Festzäunen (Koppel)
2. Maßnahme: Schäfereibetriebe stellt mit Mobilzäunen selbst eine Koppel auf
Umsetzung Variante 1 Variante 2 Variante 3
Weidegang sehr früh im Jahr Sehr hoher Beweidungsdruck: Arbeitspensum „Was kann der
vollziehen, wenn dieser in den „Kahlfressen lassen“, starke Schäfereibetrieb leisten, und was
Arbeitsablauf der Schäferei passt Verkotung (>2 Jahre, je nach ist sinnvoll?“
(Zwei Weidegänge sind für die Vegetation und Ergebnis)
Erhaltung einer lichtoffenen Zeitlich: Frühere Beweidung ist
Vegetation erforderlich) Stärkere Beweidung ist i.d.R. immer besser als spätere
meist weniger schädlich als zu Beweidung, zumindest ein
Problem: Erster Weidegang schwache gelegentliches frühes Weiden
oftmals zu einer Blütezeit einer sollte stattfinden;
seltenen Pflanze => i.d.R. bereits im Folgejahr ein
Blütenmeer zu erwarten Flexibler im Jahr: Ein Jahr früher,
=> Zwei Varianten: Blütenpflanzen überdauern in der nächstes Jahr später (ein Jahr
Davor oder danach: Brache i.d.R. deutlich länger als erst im 2. Weidegang, dafür im
in einer übernutzten Fläche nächsten Jahr ganz früh).
Danach: Weideresultat immer
mangelhaft, überständige =>Verfilzte Magerrasenflächen Räumlich (wenn zeitlich nicht
Vegetation können so wieder sehr gut möglich):
revitalisiert werden Weidebereiche auskoppeln
Besser sehr früh (wenn es in das (seltene Tiere und Pflanzen
Weidemanagement der Schäferei Die hohe Weideintensität wieder auskoppeln); nicht zu empfehlen:
passt, als „Vorweide“ zu rechtzeitig verringern Jedes Jahr identische Bereiche
bezeichnen): Gräser werden Gefahr: Unternutzung verursacht
stark geschwächt, Kräuter Fauna leidet eher unter dem einen stärkeren Schaden als
können sich im Regelfall Brachfallen Überbeweidung
regenerieren, Erhaltung des
Blühaspektes und der
Lichtoffenheit
Ergebnis Im betrachteten Fallbeispiel: Förderung/Ausbreitung der Bienen-Ragwurz (Orchidee)
=> besser wäre flexiblere Weideführung: Ein Jahr 1. Weidegang sehr früh, nächstes Jahr später
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