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Problemstellungen und Lösungsansätze
Problemstellungen und Lösungsansätze
Zu beachten ist allerdings: Eine (frühe) Mahd muss mit den
jeweiligen naturschutzfachlichen Zielen (NSG-Verordnung,
Natura 2000-MaP, ASP etc.) (vgl. Kapitel 6.1.1) vereinbart
sein.
6.1.6 Weidepflege
Je nach Gehölzdruck auf einer Fläche durch Gehölzstock-
ausschläge und Ausläufer sowie Naturverjüngung ist eine
jährliche oder weniger häufige mechanische Nachpflege mit
Freischneider oder Mulchgerät notwendig. Ohne diese
Nachpflege können viele Magerrasen und Wacholderheiden
nicht offengehalten werden.
Der früher sehr starke Beweidungsdruck, der zum Entste-
hen der gehölzarmen Weiden geführt hat, ist heute nicht
mehr zu erreichen. Auch auf lange Zeit unterbeweideten
Flächen kann das Mähen oder Mulchen des Grasfilzes vor-
teilhaft sein, um eine bessere Beweidung und kurzrasige
Abbildung 31: Bedarf für eine Nachweidepflege aufgrund von
sich ausbreitenden Schlehen; Foto: LEV Heidenheim Vegetation zu fördern.
Eine Nachpflege sollte immer im Anschluss an einen mög-
6.1.5 Mähweide lichst intensiven Beweidungsgang erfolgen. Aufkommende
Gehölze sind dann besser zu erkennen und es wird nicht
Auf wüchsigen Magerrasen, teilweise z.B. ehemaligen Wie- unnötig Gras gemäht oder gemulcht. Die Weidepflege soll-
sen und Ackerflächen, kann ein Wechsel von Beweidung te im besten Fall durch die Bewirtschaftenden erfolgen, da
und Mahd in Betracht kommen. Durch eine derartige Dop- diese flexibel auf den Nachpflegebedarf reagieren kann.
pelnutzung gibt es eine gleichmäßig kurze Vegetation ohne Für fest definierte Teilflächen kann hierzu im LPR-Vertrag
überständiges Gras, welches von den Schafen verschmäht die Zulage „mechanische Nachpflege (bei Beweidung)“ ge-
wird. währt werden.
Die kürzere, öfter beanspruchte Vegetation wächst gleich- In schwierigem Gelände ist für die mechanische Nachpflege
mäßiger nach und garantiert somit auch im Spätsommer der Einsatz eines Hangmulchers sinnvoll. Neben den klas-
noch eine gut zu beweidende Fläche. sischen Hangmulchern kommen zunehmend auch fernge-
steuerte Mulchraupen zum Einsatz. Sie sind kleiner und
Gerade bei großen Schäferrevieren (>400 Mutterschafe wendiger und können selbst in steilem Gelände eingesetzt
(MS)) ist eine Nutzung von Teilflächen als Mähweide sinn- werden.
voll. In einem weiträumigen, großen Revier kann nicht auf
allen Weiden gleichzeitig im Frühjahr / Frühsommer mit Optimal ist der Zeitraum Mai / Juni, da hier die Gehölze
der Beweidung begonnen werden. So wird durch eine erste, „im Saft stehen“ und somit die beste effektive Schädigung
frühe Mahd auf Teilflächen die Vegetation nicht zu hoch, erreicht werden kann. Geprüft werden muss, ob für die re-
sodass später mit der Schafherde eine gute Beweidung mög- levanten Flächen Hinweise auf naturschutzfachlich bedeut-
lich ist. same Arten vorliegen, die ein Ausweichen auf einen ande-
ren Zeitraum ratsam machen.
Ein weiterer Vorteil für die Schäferei ergibt sich durch zu-
sätzliches Futter für die Wintermonate, in denen die Schaf- Ist der Gehölzdruck auf einer Weide partiell sehr groß -
herde im Stall untergestellt ist und gefüttert werden muss. beispielsweise auf ehemals ausgestockten Flächen oder am
Rand von Hecken - so können insbesondere Ziegen oder
Voraussetzung für die Nutzbarkeit einer Fläche als Mähflä- die gesamte Herde einschließlich Ziegen auch gezielt auf
che ist eine nicht zu große Hangneigung (abhängig von der abgegrenzten Teilflächen gekoppelt werden, um einen grö-
zur Verfügung stehenden Technik (Hangschlepper)). Zu- ßeren Verbiss der Gehölze zu erreichen. Zum Koppeln eig-
dem dürfen keine Steine / Felsen die Mähtechnik beschädi- nen sich mobile Netz- oder Litzenzäune, wobei Litzenzäune
gen und allzu viele Bäume auf einer Fläche (Sukzession oder gerade in unebenem und steilem Gelände vorteilhaft sind.
Streuobst im engen Stand und mit tiefen Ästen) stören die In steinigem Gelände können Pfosten ggf. dauerhaft im
Futtergewinnung. Boden verankert werden und die Litzen können bedarfswei-
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