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Problemstellungen und Lösungsansätze





          lich schärfer und stärker beweidet waren. Viele hoch gefähr-  6.1.2  Hütehaltung
          dete typische Arten der Wacholderheiden und Kalkmager-  Für die Beweidung von naturschutzfachlich hochwertigem
          rasen reagieren positiv auf eine Verstärkung der Weidewir-  Grünland, hier Kalk-Magerrasen und Wacholderheiden,
          kungen. Zu intensiv beweidete Flächen sind in         wird die traditionelle Hüteschafhaltung in den meisten Fäl-
          Baden-Württemberg selten.




          Tabelle 7:  Begriffserläuterungen zur Beweidungstheorie
          (verändert nach http://www.anl.bayern.de/fachinformationen/beweidung/glossar_ziel.htm)


          Begriff              Erläuterung
            Besatzdichte         Zahl an Weidetieren, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einer Fläche, umgerechnet auf einen
                                 Hektar, befindet. Steht allen Weidetieren die gesamte Weidefläche als Standweide während der ganzen
                                 Vegetationsperiode zur Verfügung, entspricht die Besatzdichte der Besatzstärke. Ist die Weidefläche
                                 parzelliert, ist die Besatzdichte während der Beweidung höher als die Besatzstärke. Besatzdichte = Anzahl
                                 der Weidetiere in Großvieheinheit (GV) (1 GV = 500 kg Lebendmasse) je zugeteilte Weidefläche (ha).
            Besatzstärke         Mittlere Zahl an Tieren pro Hektar und Vegetationsperiode. Besatzstärke = Gesamt-Weidetier-GV auf die
                                 gesamte Weidefläche (ha).
            Besatzleistung       Besatzleistung = Besatzdichte mal Fresstage (GV-Tage je ha und Jahr).
            ~ Beweidungsdruck

            Großvieheinheit (GV)  Großvieheinheit; auf das Gewicht bezogen (1 GV = 500 kg); Schaf: 0,1 - 0,15 GV (je nach Gewicht).






          Fallbeispiel 3:


                    Große Schäferreviere, Artenschutz-Vorgaben, frühe 1. Beweidung sicherstellen


          Ausgangslage       •   ASP- und MaP-Vorgaben: 1. Weidegang sollte möglichst früh und intensiv  erfolgen zur Förderung
                                 kurzrasiger Heidevegetation (u.a. ASP-Arten bei Heuschrecken und Schmetterlinge) und zur Er-
                                 möglichung einer weniger intensiven Beweidung im Zeitraum Mitte Mai bis Juli (u.a. ASP-Arten bei
                                 Wildbienen
                             => ausreichendes Blütenangebot sicherstellen)
                             •   problematisch: Große oder sehr langgestreckte Schäferreviere: Naturschutzfachlich wertvolle Flä-
                                 chen werden zu spät beweidet, insbesondere wenn sie am Ende des 1. Weidegangs liegen
                             => Schäfereibetrieb kann nicht an beiden Enden gleichzeitig anfangen

          Ziel               frühzeitige, intensive Beweidung aller naturschutzfachlich wertvollen Flächen

          Massnahme          Angepasstes Weide- und Herdenmanagement: Zeitlich oder räumlich (vgl. Fallbeispiel 1)

          Umsetzung          1.  Beginn der Beweidung im Frühjahr jahresweise im Wechsel an verschiedenen Enden des
                                 Schäferreviers.
                             2.  Noch besser: Teilherden bilden, insbesondere April bis Juni (z.B. Mutterschafe & Lämmer in
                                 separater Herde), und frühes Bestoßen der Flächen, ggf. auch Kombination Hüten und Koppeln.
          Ergebnis           •   Flexible, frühe Beweidung möglich => Besseres Beweidungsresultat
                             •   Beweidung von mehreren Flächen gleichzeitig möglich
                             •   ASP-Arten profitieren von kurzrasiger Heidevegetation (z.B. Schwarzfleckiger Heidegrashüpfer,
                                 Berghexe, Graublauer Bläuling, Schwarzbrauner Würfel-Dickkopffalter) und von ausreichendem
                                 Blütenangebot in der Zeit Mai / Juli (Wildbienen, z.B. Frühe-Ziest-Schlürf-Biene)





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