Page 44 - Handlungsleitfaden_Schafbeweidung_18-10-02.indd
P. 44
Problemstellungen und Lösungsansätze
lich schärfer und stärker beweidet waren. Viele hoch gefähr- 6.1.2 Hütehaltung
dete typische Arten der Wacholderheiden und Kalkmager- Für die Beweidung von naturschutzfachlich hochwertigem
rasen reagieren positiv auf eine Verstärkung der Weidewir- Grünland, hier Kalk-Magerrasen und Wacholderheiden,
kungen. Zu intensiv beweidete Flächen sind in wird die traditionelle Hüteschafhaltung in den meisten Fäl-
Baden-Württemberg selten.
Tabelle 7: Begriffserläuterungen zur Beweidungstheorie
(verändert nach http://www.anl.bayern.de/fachinformationen/beweidung/glossar_ziel.htm)
Begriff Erläuterung
Besatzdichte Zahl an Weidetieren, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt auf einer Fläche, umgerechnet auf einen
Hektar, befindet. Steht allen Weidetieren die gesamte Weidefläche als Standweide während der ganzen
Vegetationsperiode zur Verfügung, entspricht die Besatzdichte der Besatzstärke. Ist die Weidefläche
parzelliert, ist die Besatzdichte während der Beweidung höher als die Besatzstärke. Besatzdichte = Anzahl
der Weidetiere in Großvieheinheit (GV) (1 GV = 500 kg Lebendmasse) je zugeteilte Weidefläche (ha).
Besatzstärke Mittlere Zahl an Tieren pro Hektar und Vegetationsperiode. Besatzstärke = Gesamt-Weidetier-GV auf die
gesamte Weidefläche (ha).
Besatzleistung Besatzleistung = Besatzdichte mal Fresstage (GV-Tage je ha und Jahr).
~ Beweidungsdruck
Großvieheinheit (GV) Großvieheinheit; auf das Gewicht bezogen (1 GV = 500 kg); Schaf: 0,1 - 0,15 GV (je nach Gewicht).
Fallbeispiel 3:
Große Schäferreviere, Artenschutz-Vorgaben, frühe 1. Beweidung sicherstellen
Ausgangslage • ASP- und MaP-Vorgaben: 1. Weidegang sollte möglichst früh und intensiv erfolgen zur Förderung
kurzrasiger Heidevegetation (u.a. ASP-Arten bei Heuschrecken und Schmetterlinge) und zur Er-
möglichung einer weniger intensiven Beweidung im Zeitraum Mitte Mai bis Juli (u.a. ASP-Arten bei
Wildbienen
=> ausreichendes Blütenangebot sicherstellen)
• problematisch: Große oder sehr langgestreckte Schäferreviere: Naturschutzfachlich wertvolle Flä-
chen werden zu spät beweidet, insbesondere wenn sie am Ende des 1. Weidegangs liegen
=> Schäfereibetrieb kann nicht an beiden Enden gleichzeitig anfangen
Ziel frühzeitige, intensive Beweidung aller naturschutzfachlich wertvollen Flächen
Massnahme Angepasstes Weide- und Herdenmanagement: Zeitlich oder räumlich (vgl. Fallbeispiel 1)
Umsetzung 1. Beginn der Beweidung im Frühjahr jahresweise im Wechsel an verschiedenen Enden des
Schäferreviers.
2. Noch besser: Teilherden bilden, insbesondere April bis Juni (z.B. Mutterschafe & Lämmer in
separater Herde), und frühes Bestoßen der Flächen, ggf. auch Kombination Hüten und Koppeln.
Ergebnis • Flexible, frühe Beweidung möglich => Besseres Beweidungsresultat
• Beweidung von mehreren Flächen gleichzeitig möglich
• ASP-Arten profitieren von kurzrasiger Heidevegetation (z.B. Schwarzfleckiger Heidegrashüpfer,
Berghexe, Graublauer Bläuling, Schwarzbrauner Würfel-Dickkopffalter) und von ausreichendem
Blütenangebot in der Zeit Mai / Juli (Wildbienen, z.B. Frühe-Ziest-Schlürf-Biene)
44