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Problemstellungen und Lösungsansätze
len als wichtige Erhaltungsmaßnahme angesehen und emp- ment dar und wird in Zukunft vermutlich zunehmen. Sie
fohlen (siehe bspw. MaP „Hungerbrunnen- Sacken- und muss jedoch richtig umgesetzt werden. Die Koppelhaltung
Lonetal“ oder MaP „Steinheimer Becken“). Durch diese hat Vorteile bei der Pflege verbuschender oder schlecht zu
Form der Weideführung ist der Nährstoffentzug aus der hütender Flächen.
Weidefläche am größten, da sich die Tiere nur zur Bewei-
dung auf der Naturschutzfläche befinden. Die Zeiten mit Zu beachten ist allerdings, dass große Schafherden nicht
gehäuftem Abkoten - also während dem Wiederkäuen und über Nacht in einer großen Koppel verbleiben sollten. Hier
der Nacht - werden im naheliegenden Pferch (vgl. Kapitel ist ein nächtliches Pferchen innerhalb oder außerhalb der
6.2 Pferch) verbracht. Koppel wichtig, um großflächiges Niedertreten des Grün-
landbestandes zu vermeiden. Die Einzäunung kann finanzi-
Ein weiterer Vorteil bei der Hütehaltung, insbesondere der ell gefördert werden (s. Kapitel 6.5.3 oder Kapitel 7).
Wanderschäferei, ist die Funktion als „lebender Biotopver-
bund“. Der Austausch von Tieren und Pflanzen zwischen
Lebensräumen ist in der heutigen zersiedelten Landschaft 6.1.4 Koppelhaltung auf Naturschutzflächen
von enormer Bedeutung. Mehr Informationen hierzu sind
dem Kapitel 2.3 Biotopverbund zu entnehmen. Die klassische Hütehaltung wird aus familiären, finanziellen
und arbeitswirtschaftlichen Gründen zukünftig immer
Allerdings ist die traditionelle Hütehaltung oder gar die schwerer einzufordern sein. Aus diesem Grund dürfte der
Wanderschäferei in ihrer Ausübung rückläufig. Zum einen Koppelhaltung in Form einer Umtriebsweide auf Natur-
ist die Transhumanz mit mehrmonatiger Abwesenheit von schutzflächen eine größere Bedeutung zukommen. Dies
Zuhause bei Schäferninnen und Schäfer in der Form nicht kann in Einzelfällen auch Vorteile bringen, wenn z.B. eine
mehr zeitgemäß, zum anderen ist das Hüten der Schafherde höhere Beweidungsintensität gefordert wird, um Gehölz-
finanziell und arbeitstechnisch oftmals nicht mehr tragbar. sukzessionen oder Verfilzungen der Grasnarbe entgegen zu
wirken.
6.1.3 Koppelhaltung Die Koppeln sollten hierbei nicht zu groß angelegt und öf-
ters gewechselt werden, um negative Auswirkungen auf die
Unter Koppelhaltung wird die Schafhaltung in einer um- zu schützenden Pflanzen- und Tierarten gering zu halten.
zäunten Grünlandfläche verstanden. Die Tiere verbleiben Zu nennen ist die Gefahr einer größeren Trittbelastung als
hierbei Tag und Nacht auf der Weide (Koppel). Der Zeit- beim Hüten und ggf. ein höherer Nährstoffeintrag auf der
aufwand ist im Vergleich zu der Hütehaltung geringer, da gleichen Fläche, falls kein Nachtpferch außerhalb der Kop-
eine ständige Beaufsichtigung der Schafherde (das Hüten) pelfläche machbar ist.
nicht notwendig ist. Jedoch steigt der Arbeitsaufwand bei
einer Umtriebsweide wieder an, da die mobilen Zäune um- Im Landkreis Ostalbkreis wird die Koppelschafhaltung mit
gesetzt werden müssen. Ein Überblick über verschiedenen Nachtpferch auf naturschutzfachlich hochwertigen Schaf-
Formen der Koppelhaltung ist in Tabelle 6 (Kapitel 6.1.1) weiden durch verschiedene Schäfereien erfolgreich ausge-
gegeben. übt. Die Koppelhaltung mit nächtlichem Pferch außerhalb
der Weideflächen ist eine Möglichkeit, naturschutzfachlich
Situationsabhängig können auch Teile einer Schafweide per- hochwertige Biotope zu beweiden, ohne negative Auswir-
manent eingezäunt werden, wodurch das Abstecken mit kungen auf zu schützende Tier- und Pflanzenarten hervor-
mobilen Zäunen, bspw. in Hanglage (fester Zaun in Fallli- zurufen.
nie), erleichtert wird. Ebenfalls wird in bestimmten Fällen
die gesamte Weide mit so genannten Festzäunen eingezäunt. Weiterführende Literatur:
Vor dem Aufstellen von festen Weidezäunen ist die Rück-
sprache mit der UNB, in Naturschutzgebieten mit der HNB, Zum angepassten Weidemanagement und zur Koppelschaf-
erforderlich. Die Rücksprache mit anderen Landnutzenden haltung in der Landschaftspflege wird auf Leucht, Fischer,
wie beispielsweise Jagdpächterinnen und Jagdpächtern wird Stier (1995) oder den Infodienst Landwirtschaft BW (2016a)
empfohlen (rechtlich vorgeschrieben ist sie nicht). verwiesen. Bezüglich Untersuchungen zur erfolgreichen
Koppelschafhaltung auf mageren Grünlandflächen ist auf
Den Tieren muss auf den Koppeln Wasser zur Verfügung den Beitrag „Pflege von Kalkmagerrasen im NSG Weper“
stehen. Ggf. kann der koppelschafhaltende Betrieb mit der (Infodienst Landwirtschaft BW 2016b) hinzuweisen.
Forderung nach einem Witterungsschutz (Bäume, Hecken,
Waldbereiche oder fahrbare Weidehütten) konfrontiert sein.
Die Koppelhaltung stellt neben der Hütehaltung in der na-
turschutzfachlichen Landschaftspflege ein wichtiges Instru-
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