Page 18 - Landinfo Biodiversität
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Schwerpunktthema
zogen zu bekommen, ist verständlicherweise äu- seiner Unschärfe liegt. Der Aufwuchs einer Streu-
ßerst gering. Weiterhin wird die oft noch gängige obstwiese oder artenreichen Grünlands lässt sich
Praxis von Gemeinden kritisiert, Kompensations- theoretisch bis zu einem gewissen Grade verwer-
maßnahmen ohne planerische Einbeziehung der ten. Dafür bedarf es jedoch einer entsprechenden
Bewirtschafter samt ihrer Interessen durchzufüh- Agrarstruktur und bestehender Wertschöpfungs-
ren. Das große Interesse an Informationen zum ketten am Ort des Ausgleichs. Ohne Raufutterver-
MLR-PiK Projekt und an der Teilnahme zur werter, ohne Saft- und Mostproduzenten oder
Durchführung von Modelvorhaben, wie auch be- ausreichend Kunden, die regionales Obst nachfra-
reits vorbildlich auf diesem Gebiet handelnde gen, lässt sich der Aufwuchs oder die Ernte
Kommunen, zeugen jedoch von einem Umden- schlecht vermarkten. Auf alle Fälle sinken sowohl
ken. Kommunen, Landwirtschafts- und Natur- die Naturalerträge als auch die Produktionswerte
schutzbehörden sowie die Bewirtschafter nehmen in Euro deutlich.
das Angebot, mit Hilfe des PiK-Projekts neue
Wege in der Kompensationspraxis zu gehen, sehr Hier ist also nicht von produktionsintegrierter
gut an und zeigen Engagement und Ideenreich- Kompensation im engeren Sinn zu sprechen. Au-
tum bei der Planung. ßerdem verursacht die Pflege der Maßnahme sehr
hohe Kosten und verteuert eine Maßnahme relativ
Die Vorgabe, landwirtschaftliche Flächen mög- zu einer, welche entweder nicht so pflegeintensiv
lichst zu schonen und Kompensation über geeig- ist oder die örtliche Agrarstruktur berücksichtigt.
nete Bewirtschaftungsmaßnahmen zu erzielen, Produktionsintegrierte Kompensation bedeutet
ergibt sich aus § 15 (3) des BNatSchG. immer eine Extensivierung/Änderung der wirt-
schaftlichen Nutzung. Die Anlage von mehrjähri-
Abb 3.: Mehrjähriger Blühstreifen, Der Begriff „Produktionsintegrierte Kompensa- gen Blühstreifen, Blüh-, Stoppel- und Schwarz-
Wassergut Canitz, Thallwitz,
Sachsen tion“ ist nicht unumstritten, was insbesondere an brachen oder das Belassen von Getreide auf dem
Quelle: Mössner Acker als Nahrungsquelle und Deckung im Win-
ter sind Ausprägungen starker Extensivierung.
Erweiterter Saatreihenabstand oder verminderte
Aussaatdichte, Verzicht auf Pflanzenschutzmittel,
angepasste Düngung, reduzierte mechanische
Beikrautregulierung können eine artenreiche
Wildkrautflora fördern und dennoch kann weiter-
hin ein bestimmter Ertrag an Marktfrüchten er-
wirtschaftet werden. Von solchen Maßnahmen
profitieren insbesondere auch Insekten (BASF
SE, 2017). Zum spezifischen Artenschutz müssen
solche Maßnahmen nur noch auf die jeweilige
Zielart angepasst werden. So lassen sich nach dem
Baukastenprinzip Maßnahmenkomplexe für einen
Standort entwerfen.
Welche Kriterien bedingen die
Eigenschaft „produktionsintegriert“?
Aus unserer Sicht das Zusammenspiel folgender
Kriterien:
• Die Maßnahmenplanung erfolgt in enger Ab-
stimmung mit dem Flächenbewirtschafter. Eine
erfolgreiche Pflege der Maßnahme gelingt umso
mehr, je angepasster die Umsetzung der Maß-
nahme auf die Arbeitsabläufe für die jeweiligen
Ackerkulturen ist.
• Die Fläche bleibt in der Bewirtschaftung des
Eigentümers/Pächters.
18 Landinfo 3 | 2019