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Betrieb und Markt
Nahrungssuche sind. und Hecken(-säume) Hauhechel-Bläuling (Polyomma-
Über diesen Zeit- benötigt (Westrich tus icarus);
Quelle: Dr. Anna Knuff
raum benötigen 2019), die nicht nur
blütenbesuchen- ein anderes Blüh-
de Insekten ein pflanzenspekt-
kontinuierli- rum enthalten,
ches Blütenan- sondern auch
gebot. Über- ein störungs-
oder mehrjäh- freies Über-
riger Blühflä- wintern von
chen, die Insekten bzw.
bereits im Früh- ihrer Larven er-
jahr blühende lauben. Da wir
Pflanzen bereit- auf den Blühflä-
stellen, sind da von chen Bienenarten
Vorteil. Mehrjährige mit speziellen Lebens-
Blühflächen bleiben au- raumansprüchen bezüg-
ßerdem verlässlich auch im lich ihrer Nistweise nachwei-
Herbst bestehen. Durch ein Ne- sen konnten, die auf Ackerflächen
beneinander verschiedener Blühflächenty- fehlten, liegt die Vermutung nahe, dass diese
pen in direkter räumlicher Nachbarschaft mit auch Nist- und Überwinterungsversuche auf
unterschiedlichen Aussaatzeiten lässt sich die den Blühflächen unternehmen. Bleiben Blüh-
Zeitspanne mit Blüten deutlich vergrößern. Die flächen über den Winter bestehen, unterstützen
Maßnahme E7 (mehrjährige Flächen) begüns- sie Arten, die auf der Fläche überwintern. Alle
tigt dies durch die Verpflichtung, im Wechsel Maßnahmen, bei denen die Fläche im Herbst
einen Teil der Blühfläche in jedem Frühjahr neu jedoch komplett gemäht und umgebrochen
zu bearbeiten und einzusäen und jeweils den wird, stellen wahrscheinlich eine „Brutfalle“
anderen über zwei volle Jahre stehen zu lassen. dar, weil die Nester und Larven beeinträchtigt
Kultivierte Leguminosen und Raps bieten auf- werden. Bisher sind die einjährigen Blühmi- Dr. Anna Knuff
grund ihrer geringen Pflanzenartenzahl nur für schungen bei Landwirtinnen und Landwirten Naturschutz und
eine begrenzte Auswahl an Insektenarten eine weitaus am beliebtesten. Es besteht die Aufga- Landschaftsökologie
Nahrungsquelle, welche aufgrund kurzer Blüte- be, über- und mehrjährige Mischungen verstärkt Universität Freiburg
zeit oder regelmäßiger Mahd nur von geringer in die Fläche zu bringen. Von der 2021 neu hin- Tennenbacher Straße 4
Dauer ist. zugekommenen Maßnahme E8 kann dazu ein 79106 Freiburg
weiterer wertvoller Beitrag zur Förderung von Tel: 0761 / 203 36 35
Bei den Untersuchungen fiel auf, dass einige Insekten erwartet werden, da die Flächen über Anna.Knuff@nature.
Blühflächen beträchtliche Anteile blühmi- mehrere Jahre nicht bearbeitet werden. uni-freiburg.de
schungsfremder Pflanzenarten aufwiesen wie
Ampfer, Melde und Flughafer oder auch Dis- Die Studie wurde ermöglicht durch die Förde-
teln. Disteln sind wegen ihres Nektarreichtums rung des MLR. Unser Dank gilt außerdem den
bei blütenbesuchenden Insekten generell sehr Landwirtinnen und Landwirten, die sich mit
beliebt, für die Landwirtschaft jedoch proble- ihren Flächen beteiligten, diversen unteren
matisch, wie auch die anderen genannten Arten. Landwirtschaftsbehörden und Landschaftser-
Dadurch besteht das Risiko, dass sich der Her- haltungsverbänden sowie dem Badischen Land-
bizideinsatz in der Folge erhöht, wenn die Flä- wirtschaftlichen Hauptverband, die bei der Flä-
chen anschließend für Folgekulturen vorberei- chensuche als Multiplikatoren unterstützten,
tet werden. Um dies zu vermeiden, muss eine und der Universtität Freiburg, die die Feldauf-
gute Etablierung der Blühflächen sichergestellt nahmen unter anderem durch eine Abschluss-
sein. arbeit ermöglichte.
Dipl.-Geoökol. Heike
Die untersuchten Insektengruppen benötigen Die Studie ist als pdf unter folgendem Link er- Nitsch
jedoch mehr als Pollen- und Nektar. So spielen hältlich: Institut für Ländliche
Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten für Strukturforschung
das Überleben und die Vermehrung der Insek- https://foerderung.landwirtschaft-bw.de/ Kurfürstenstr. 49
ten eine ebenso wichtige Rolle. Hierzu werden pb/,Lde/Startseite/Agrarpolitik/Begleitstudien 60486 Frankfurt/Main
Strukturen wie extensives Grünland oder Grün- Tel.: 069 / 972 668 313
landbrachen, unbewirtschaftete Randbereiche Literaturangaben nitsch@ifls.de
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