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Tierhaltung und Tierwohl
Bedingungen für „Weideochse vom Limpurger Rind g.U.
• Geburt, Aufzucht, Schlachtung im geografischen Gebiet; die Eingrenzung des Gebiets erfolgte auf Basis
der ursprünglichen Verbreitung der Rasse und der naturräumlichen Gegebenheiten und umfasst die
Landkreise Ostalb, Rems-Murr, Schwäbisch Hall, Hohenlohe, und Main-Tauber sowie die angrenzende
Gemeinden Löwenstein, Wüstenrot und Hardheim.
• Das Futter muss aus dem Gebiet stammen, zulässige Futtermittel sind in der Spezifikation genau defi-
niert,
• Weidehaltung in der Vegetationsperiode und Haltung im Laufstall mit Einstreu im Winter.
• Nur reinrassige Limpurger sind zugelassen.
Kontrollen:
Die Einhaltung der Bedingungen wird mit einem umfangreichen Kontrollsystem sichergestellt. Jeder Be-
trieb bekommt regelmäßig Besuch von einem „Bündler“, der im Auftrag der Schutzgemeinschaft die Hal-
tungsbedingungen kontrolliert. Die Bündlerkontrolle wird jährlich von ABCert zertifiziert, dabei werden
stichprobenartig die Bedingungen auf einzelnen Betrieben und die Dokumentation geprüft. Das Regie-
rungspräsidium in Karlsruhe überwacht als zuständige Behörde dieses Kontrollsystem und kann eigene
Kontrollen durchführen. Und schließlich ist auch die EU befugt die Einhaltung der Spezifikation zu kon- Weideochse vom
trollieren (Eine strenge Kontrolle durch die EU wurde im Juli 2017 bestanden). Limpurger Rind g.U.
Kommission als geschützte Ursprungsbe- Zukunftsperspektiven
zeichnung (g.U.) eingetragen und die Schutz- Die Stammheimat des Limpurger Rindes
und das geografische Gebiet des
Weideochsen vom Limpurger Rind g.U.
gemeinschaft Weideochse vom Limpurger Zu den Herausforderungen gehört die Wei- Hardheim Main-Tauber-Kreis
Rind g.U. gegründet, um die Aktivitäten zu terentwicklung der Vermarktungskonzepte, Bad Mergentheim
koordinieren. auch in Bezug auf die Fleischreifung. Ein
Problem ist der Verlust geeigneter Schlacht-
Künzelsau
und Zerlegebetriebe in der Region. Als Chan- Öhringen Hohenlohekreis Landkreis
Vermarktungssituation heute ce werden hier die Entwicklungen bezüglich Schwäbisch Hall Schwäbisch Hall Crailsheim
stressfreier Schlachtung gesehen. Aktuell Löwenstein Wüstenrot Limpurger Land
Für die Gastronomie wird es zunehmend wird das Angebot an schlachtreifen Ochsen Backnang Gaildorf Ellwangen
schwieriger, ganze Tiere abzunehmen und zu vom Markt gut aufgenommen. Im vergange- Rems-Murr-Kreis Lein Aalen Ostalbkreis
verwerten. Zeitmangel, Mangel an Arbeitska- nen Jahren wurden ca. 70 Ochsen vermarktet. Schwäbisch Gmünd
pazität und Know How für die Verarbeitung
begrenzen die Möglichkeiten. Seit einem Jahr Etwa 75 % der Limpurger Kühe werden in-
erfolgt praktisch keine Abnahme von Ochsen nerhalb des geografischen Gebiets gehalten. Karte des Stammgebiets vom
wegen Corona bedingten Schließungen. Die besten männlichen Tiere sollten für die Limpurger Rind g.U.; Quelle: Clara
Dompert, LRA SHA
Zucht aufgezogen werden (knapp 30 Deck-
Mehrere Metzgereien waren bereit, mit dem bullen sind jährlich im Einsatz), ein Teil wird
Ochsenfleisch eine neue Schiene einzufüh- von den Züchtern selbst gemästet, aber nicht
ren. Sie vermarkten ein- oder mehrmals im als Weideochsen vermarktet. Die Erzeuger
Jahr in einer Aktion einen Ochsen. EDEKA- von Weideochsen sind sowohl Mutterkuhhal-
Ueltzhöfer mit sechs inhabergeführten Märk- ter, die die eigenen männlichen Nachkom-
ten in Heilbronn und Umgebung bietet ganz- men ausmästen, als auch Betriebe, die Bullen-
jährig Frischfleisch in den Metzgertheken. kälber oder Absetzer von anderen Betrieben
Zudem werden verschiedene Gerichte im für die Ochsenmast zukaufen.
Weckglas und reine Ochsenmaultaschen an-
geboten. Noch gibt es Potenzial, mehr Tiere von den
Züchtern direkt an diese Betriebe zu vermit- Clara Dompert
Schon immer hat die Direktvermarktung eine teln. Langfristig wird die Populationsgröße Zuchtleitung Limpurger
große Rolle gespielt. In den letzten beiden jedoch das Angebot begrenzen. Angestrebt Rind
Jahren stiegen mehrere Betriebe mit einzel- wird ein rassespezifisches Markenprogramm LRA SHA
nen Ochsen in die Direktvermarktung ein für Färsenfleisch, mit dem das Angebot dann Tel.: 07904 / 7007 - 3519
und erfuhren rege Nachfrage. ergänzt werden kann. c.dompert@lrasha.de
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