Page 54 - Landinfo Heft 4/2017 - Schwerpunkt Ökolandbau
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Gartenbau und Sonderkulturen





                                   Südeuropa verbreitet. Ursprünglich stammt die   Natürliche Gegenspieler
                                   Bläulingszikade M. pruinosa aus Nordamerika. Sie   Ähnlich der Büffelzikade wurde auch der natürli-
                                   gehört zur Familie der Schmetterlingszikaden   che Gegenspieler der Bläulingszikade, die Zika-
                                   (Flatidae) und ist bei uns der einzige Vertreter aus   denwespe  Neodryinus typhlocybae  (Familie: Dyini-
                                   dieser Familie. Sie ist nur etwa 5 – 8 mm groß, und   dae) Bild 4, ebenfalls mit nach Europa verschleppt.
                                   hat durch eine Schicht von Wachspartikeln eine   In Südeuropa wird die aus Nordamerika stam-
                                   Färbung, die von weiß-grau nach bläulich variieren   mende Zikadenwespe N. typholcybae in den Befalls-
                                   kann.                                    gebieten des Obst- und Weinbaus freigelassen, um
                                                                            die Schädlingspopulation mittelfristig zu reduzie-
                                   Das Schadpotential dieser neuen Zikadenart ist im   ren. Die Zikadenwespe parasitiert die Larven der
                                   Moment schwer abschätzbar. Die Bläulingszikade   Bläulingszikade und entwickelt sich an ihr, so dass
                                   ist extrem polyphag (in Österreich wurde sie an   sich die Larve der Bläulingszikade nicht bis zum
                                   über 290 Wirtspflanzen nachgewiesen) und könn-  erwachsenen Tier entwickeln kann. Im Frühjahr
                                   te neben vielen Wildpflanzen auch an Kultur-  schlüpft dann die neue Generation von Zikaden-
          Bild 4                   pflanzen wie Strauchbeeren, Äpfel, Pfirsich, Wein   wespen.
          Zikadenwespe Neodryinus   und Zierpflanzen schädlich werden. Als Phloem-
          typhlocybae              saftsauger nimmt die Bläulingszikade viel Zucker-  Weitere  Informationen  können  dem  Merkblatt
          Schrameyer, Heilbronn
                                   saft auf, den sie als Honigtau wieder ausscheidet.   des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums
                                                                            LTZ Augustenberg unter www.ltz-augustenberg.
                                   Durch den starken Honigtau und der sich an-  de entnommen werden.
                                   schließenden Bildung von Schwärzepilzen ent-
                                   steht der eigentliche Schaden an den Pflanzen.
                                   Andererseits wird der Honigtau gerne von Honig-  Kleinzikaden als Überträger von
                                   bienen eingetragen. Es entsteht der „Metcalfa-Ho-  Pflanzenkrankheiten
                                   nig“ der scheinbar von den Imkern in Italien ge-
          Tabelle 4                schätzt wird (Zimmermann, 2014).         Einige Kleinzikadenarten können durch ihre
          Kleinzikaden als Verursacher von
          Pflanzenkrankheiten                                               Saugtätigkeit Pflanzenkrankheiten übertragen, die






          Deutscher Name                Wissenschaftliche Bezeichnung        Krankheit/ Pflanze(n)
          Rhododendronzikade            Graphocephala fennahi                Mykose / Knospenfäule;
                                        Young                                Rhododendron
          Schilf-Glasflügelzikade       Pentastiridius leporinus             Bakteriose; „Basses richesses“;
                                        (L.)                                 Zuckerrübe
          Wandersandzirpe               Psammotettix alienus                 Virose; Weizenverzwergungsvirus
                                        (Dhlb.)                              (WDV);
                                                                             Gerste
          Wanderspornzikade             Laodelphax striatella                Virosen/ verschiedene Virosen;
                                        (Fall.)                              Getreide
          Himbeer-Maskenzikade          Macropsis fuscula                    Phytoplasmose/ Rubus-Stauche „rubus
                                        (Zett.)                              stunt“;
                                                                             Himbeeren, Brombeeren
          Ackerwanderzirpe              Macrosteles laevis                   Phytoplasmosen; Chrysanthemum yellows,
                                        (Rib.)                               Aster yellows u.a.; Chrysanthemen, Möhren
                                                                             u.a.
          Sandwanderzirpe               Macrosteles quadripunctulatus
                                        (Kbm.)

          Wiesenwanderzirpe             Macrosteles sexnotatus
                                        (Fall.)

          Kammwanderzirpe               Macrosteles cristatus
                                        (Rib.)




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