Page 59 - Landinfo Heft 4/2017 - Schwerpunkt Ökolandbau
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Gartenbau und Sonderkulturen





       ten gegen Schadorganismen. „Unsere Erfahrung   Die Versuche an Impatiens Neuguinea, aber auch
       zeigt, dass die Bestände an innerer und äußerer   an Cyclamen persicum sowie Viola zeigten, dass
       Qualität sowie an Homogenität gewinnen“, so   als Grunddüngung eine Gabe von 25 mg P O
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       Stockmann. Sich in die Pflanzen hinein fühlen,   pro Liter Substrat völlig ausreichend ist. Der Blü-
       verschiedene Produkte anwenden und ausprobie-  tenbesatz aller untersuchter Kulturen zeigte auch,
       ren sowie die Bestände und ihre Reaktionen beob-  dass „Phosphor für die Blüte“ als Märchen in der
       achten, gehören mit zu diesem neuen Weg in der   Pflanzenernährung interpretiert werden kann. Be-
       Produktion. „Und ich nehme hier auch gleich die   reits bei einer Nachdüngung von 25 mg P O   pro
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       Züchtung in die Mitverantwortung, denn wenn   Liter Nährlösung waren die Pflanzen optisch nicht
       man den Mutterpflanzen mehr Zähigkeit bei-  mehr von höher versorgten Kandidaten zu unter-
       bringt, kommt das den nächsten Generationen zur   scheiden. „Wer hier mehr Augenmerk darauf legt,
       Hilfe“, erklärt Stockmann. Ein Zuviel hilft auch   kann Phosphoranreicherung im Substrat vermei-
       bei Pflanzenstärkungsmitteln nicht, die die Exper-  den und somit den Pflanzen Stress ersparen.“ Die
       tin vor allem als Impulsgeber beschreibt. „Neben   Industrie hat bereits reagiert und Dünger mit 5%
       den üblichen Faktoren für eine erfolgreiche Kul-  P O   auf den Markt gebracht. „Mit Phosphor
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       turführung wie Hygiene, Lüftung sowie optimale   „spielen“ lässt sich allerdings nur in Torfproduk-
       Wasser- und Nährstoffgaben sind auch die Mitar-  ten. Bei Torfersatz liegen oft schon automatisch
       beiter ein ausschlaggebender Punkt für den Er-  höhere Werte vor, die entsprechend mit einge-
       folg, denn sie kennen die Pflanzen am besten und   plant werden müssen“, so Degens abschließender
       wissen, wann welches Mittel einzusetzen ist“, er-  Hinweis an die Produzenten.
       klärt Stockmann, die verdeutlicht, dass die Bran-
       che mit diesem Wissen noch ziemlich am Anfang
       steht. Deshalb ist hier zukünftig eine enge Zusam-  Petunien-Krimi: Aufklärung in Sicht?
       menarbeit von Wissenschaft, Praktikern und Be-
       ratern dringend notwendig.               Die transgenen orangefarbenen Petunien, die En-
                                                de April in Finnland auftauchten und das Interes-
                                                se einer finnische Arbeitsgruppe aufgrund dieser
         Die Besten unter den Guten             unnatürlichen Farbe erregten, ziehen mittlerweile
                                                große Kreise in der Petunienzüchtung. Professor
       Überraschendes und Überzeugendes präsentierte   Dr. Heiko Mibus-Schoppe, Leiter des Instituts für
       Rainer Koch aus  dem gartenbaulichen Versuchs-  urbanen Gartenbau & Zierpflanzenforschung an
       wesens der LVG. Näheres zum Sortiment und den   der Hochschule Geisenheim University, erklärte,
       Neuheiten ist hier  zusammengefasst.     dass Petunien in den Neunziger Jahren die Blüten-
                                                farbenpflanzen in der Forschung schlechthin wa-
       Ein umfangreicher Sortimentsvergleich und Kul-  ren. So könnten tatsächlich die Versuche  am Max
       turversuche zu Angelonien findet sich über den   Plank-Institut in Köln aus dem Jahr 1987 die mög-
       Arbeitskreis Beet und Balkon unter www.arbeits-  liche Herkunft dieser orangen- und karminroten
       kreisbeetundbalkonpflanzen.de.           Petunien erklären.
                                                „Wie geht man mit diesen Varianten um? Werden
         Praxisempfehlungen zur                 die Züchter Sonderzulassungen beantragen und
         Phosphordüngung                        wie reagieren die zuständigen Behörden?, das sind
                                                die Fragen, die die Branche zurzeit beschäftigen.“
       Barbara Degen, stellvertretende Leiterin der LVG,   „Wir gehen davon aus, dass die Züchter nun sen-
       stellte die Ergebnisse des seit 2013 bundesweit   sibilisiert sind und ihr Material entsprechenden
       tätigen Arbeitskreises zur Aktualisierung der   Tests vor der Weiterzucht unterziehen“, erläutert
       Richtwerte für die Phosphordüngung im Zier-  Mibus-Schoppe.
       pflanzenbau vor. „Phosphor ist ein knapper Roh-
       stoff, weshalb hochwertige Phosphordünger ihren   Die Bewertung der neuen Sorten durch die LVG,
       Preis haben. Gemeinsame Versuchsreihen an   die Sortenschau der anwesenden Züchter, Subst-
       sechs verschiedenen Standorten, aber auch viele   ratanbieter, Dünger-Hersteller und Anbieter von
       Einzelversuche sowie die Analysen der Trocken-  Kulturgefäßen, aber auch die möglichen Rund-
       substanz gut ernährter Pflanzen zeigten, dass eine   gänge im Freiland zu den unterschiedlichsten
       deutliche Reduzierung des Phosphoreinsatzes völ-  Feldversuchen, ermöglichten einen aktuellen und   Petra Reidel
       lig risikolos möglich ist“, erklärt Degen, die ein   praxistauglichen Einblick in die Vielfalt des aktu-  blaetterwerk-
       N : P O -Verhältnis von 1 : 0,2 bis 1 : 0,3 als erstre-  ellen Produkt- und Sorten-Angebotes.   redaktionsbuero@t-
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       benswert empfiehlt.                                                               online.de

       Landinfo 4 | 2017                                                                                     57
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