Page 53 - Landinfo Heft 4/2017 - Schwerpunkt Ökolandbau
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Gartenbau und Sonderkulturen
den und es kommt zu typischen Verfärbungen gegeben. Die Büffelzikade wurde anfangs des 20.
(Chlorosen) des Laubes und schließlich zum Ab- Jahrhunderts aus Nordamerika nach Europa ein-
sterben (Nekrosen) des Blattgewebes. Solche geschleppt. Sie verursacht durch ihre Eiablage
Schäden werden im Englischen als „hopper burn“ Triebschäden an Obst- und Ziergehölzen.
und im Deutschen als Zikadenbrand bezeichnet. Wenn im Frühjahr die Larven in den Eiern heran-
Typisch ist der Zikadenbrand an der Weinrebe reifen, platzt die Rinde auf und es kommt zu typi-
(Vitis vinifera) (Bild 2), der durch die Kleinzikade schen Holzschäden an Ästen und Zweigen. Bei
Empoasca vitis verursacht wird. Auch die nahver- flüchtiger Betrachtung können die aufgeplatzten
wandte Art Empoasca decipiens kann Zikadenbrand Eiablagestellen für mechanische Verletzungen,
an verschiedenen Kulturen im Gemüse- und Zier- beispielsweise verursacht durch Hagel, gehalten
pflanzenbau verursachen. Besonders an Gurken werden.
im Gewächshaus und den nachfolgenden Kultu-
ren kann es bei einer Massenvermehrung zu teil-
weise starken Schäden kommen (Bild 3). Diese Natürliche Gegenspieler
Empoasca-Arten, aber auch die Arten anderer Die Büffelzikade hat sich zunächst im Süden
Kleinzikaden, lassen sich mit gelben Leimtafeln Deutschlands ausgebreitet. Noch vor wenigen
überwachen. Jahren konnte diese auffällige Zikade häufig an
Kulturpflanzen gefunden werden. Interessanter-
weise wurde gleichzeitig mit der Einschleppung
Eingeschleppte (gebietsfremde) der Büffelzikade auch ihr natürlicher Gegenspie-
Kleinzikadenarten (Neozoen) ler, die Zwergwespe Polynema striaticorne (Mymari-
dae, Hymenoptera) mit eingeschleppt. Diese
Neu eingeschleppte Zikadenarten erzeugen neu- Zwergwespe parasitiert mittlerweile die Eier der
artige Schäden oder Schadbilder an Kulturpflan- Büffelzikade so erfolgreich, dass diese in den letz- Bild 2 und 3
zen (siehe Tab. 3). ten Jahren deutlich weniger in Erscheinung getre- Zikadenbrand an Weinrebe und
ten ist. Hopper burn Syndrom an Gurke
Schrameyer, Heilbronn
Buckelzikaden
Die Bläulingszikade
In Deutschland kommen aus der Familie der Bu-
ckelzikaden oder Buckelzirpen (Membracidae) Die Bläulingszikade Metcalfa pruinosa wurde erst-
nur drei Arten vor: die Dornzikade Centrotus cornu- mals im Jahr 2012 im Weil am Rhein gesichtet, bis
tus, die Ginsterzikade Gargara genistae und die Büf- heute gibt es weitere Nachweise in Mannheim,
felzikade Stictocephala bisonia. Die erwachsene Büf- Stuttgart und Speyer. In Europa ist die Bläulings-
felzikade ist mit ihrem markanten Aussehen un- zikade erstmals 1979 in Venetien (Italien) aufge-
verwechselbar. Ihr Äußeres hat ihr den Namen treten. Mittlerweile ist sie flächendeckend in ganz
Deutscher Name Wissenschaftliche Pflanzenart / Tabelle 3
Bezeichnung Schäden Eingeschleppte Zikadenarten
(Neozoen) (Beispiele)
Büffelzikade Stictocephala bisonia Kopp. & Weinrebe, Obstbäume
Yonke
(Büffelzirpe oder Buckelzirpen (Membraxidae), Triebschäden durch Eiablage
Amerikanische Büffelzikade) aus Nordamerika; einge-
schleppt nach Europa anfang
des 20. Jahrhunderts, in Ba-
den-Württemberg seit 1966
Bläulingszikade Metcalfa pruinosa (Say, 1830) extrem polyphag; sehr großer
Wirtspflanzenkreis
Schmetterlingszikade (Flati- (Götterbaum, wilder Hopfen,
dae), aus Nordamerika stam- Brombeeren, Weinreben,
mend; eingeschleppt erstmals Kirschlorbeer und viele ande-
1979 nach Venetien (Italien), in re); Phloemsaftsauger, Honig-
Baden-Württemberg erstmals tauausscheidungen, Rußtau-
nachgewiesen seit 2012 bildung
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