Page 47 - Landinfo Heft 4/2017 - Schwerpunkt Ökolandbau
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Bild: S. Mezger

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       Theresa Bezler

       Varroa im Fokus des Weissacher Imkertages




       Knapp 400 Imker aus ganz Baden-Württemberg besuchten den vom Regierungspräsidium Stuttgart
       organisierten 44. Weissacher Imkertag. Ursachen des Bienensterbens und Handlungsmöglichkeiten,
       Varroatoleranz, Biologische Bienenhaltung sowie das Imkern im angepassten Brutraum standen im
       Mittelpunkt der Fachtagung.





         Ursachen des Bienensterbens            nen Biene als auch aus den Larven und Puppen,   In Gärten kann ein großes
                                                wodurch das Immunsystem geschwächt wird. Die   Nahrungsangebot für Bienen und
           obbyimker Prof. Dr. Friedrich Hainbuch star-  Varroamilbe entwickelt und vermehrt sich in den   andere Insekten geschaffen
       Htete mit seinem Vortrag „Ursachen des Bie-  verdeckelten Brutzellen, weshalb an der Brut der   werden
       nensterbens“ die Beiträge des Imkertags.  Prof.   größte Schaden zu verzeichnen ist. Durch große
       Hainbuch studierte Katholische Theologie, Sport-  Bienenbewegungen werden die Probleme immer
       wissenschaften und Medizinische Wissenschaften.   größer. Rosenkranz spricht von „jedem Bienen-
       Er ist außerordentlicher Professor an der Univer-  volk auf der Welt, das von der Varroamilbe befal-
       sität Oradea/Rumänien. Als Hobby-Imker befasst   len ist.“
       er sich seit vielen Jahren mit den Ursachen des
       weltweiten Bienensterbens.               Die Varroatoleranz bezeichnet die Fähigkeit der   Langfristige
                                                Biene, mit dem Parasit ohne Schaden leben zu   Varroatoleranz ist bisher
       Als Ursachen des Bienensterbens kritisiert er ne-  können. Eine langfristige Varroatoleranz sei bis-  fast nur bei wildlebenden
       ben der Varroamilbe menschliches Fehlverhalten   her fast ausschließlich bei wildlebenden Honigbie-  Honigbienen in tropischen
       und auch die Großkonzerne und das Agribusi-  nenpopulationen, besonders in tropischen Gebie-  Gebieten bekannt.
       ness. Gegen die Varroamilbe könne man laut   ten Afrikas und Südamerikas, bekannt. Dies sei
       Hainbuch vorbeugen, in dem man für mehr Rein-  offensichtlich die Folge einer natürlichen Auslese
       lichkeit und Hygiene im Bienenvolk sorge, was   von widerstandsfähigen Bienenvölkern, so Rosen-
       durch eine höhere Bienenzahl als auch durch klei-  kranz. Er berichtete in diesem Rahmen von sei-
       nere Rahmenmaße erfolgen könne.          nem Projekt auf der schwedischen Insel Gotland.
       Er appellierte, dass sich die Imker mit den Land-  Dort wurden 1999 150 Bienenvölker aufgestellt,
       wirten zusammenschließen und aufeinander zuge-  um herauszufinden, wie die Bienen mit der Varroa
       hen sollten, um ein besseres Bewusstsein bezüg-  ohne Eingreifen des Menschen zurechtkämen. Im
       lich des Bienensterbens zu erreichen. Auch der   ersten Versuchsjahr lag der Winterverlust der Völ-
       Einzelne könne mit der richtigen Bepflanzung   ker noch unter 10%, jedoch musste im 3. Jahr ein
       seines Gartens ein großes Nahrungsangebot für   Verlust von 80% festgestellt werden. In den Fol-
       Bienen schaffen und somit zu deren Erhalt und   gejahren verkleinerten sich die Populationen und   In Europa und
       Schutz beitragen.                        wiesen nur noch stabil geringe Verluste auf. Dabei   Nordamerika ist erhöhte
                                                begründe sich diese Varroatoleranz auf eine gerin-  Varroatoleranz bisher mit
                                                gere Nachkommen Entwicklung, nicht etwa auf   kleineren, leistungs-
         Varroatoleranz                         ein erhöhtes Hygieneverhalten der Bienen. Auch   ärmeren Völkern
                                                andere varroatolerante Völker aus Frankreich und   gekoppelt.
       Es folgte Dr. rer. nat. Peter Rosenkranz, Leiter der   Norwegen seien kleiner. Ein verstärktes Hygiene-
       Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität   verhalten dagegen finde man in einer Züchtungs-
       Hohenheim, mit dem Vortrag „Natürliche Selek-  linie aus den USA (Varroa Sensitive Hygiene).
       tion und Varroatoleranz - Lehren für die Imker-  Diese Biene räume bevorzugt befallene Brutzellen
       praxis“. Die Varroamilbe ist ein Parasit der Honig-  aus, lebe allerdings ebenfalls in kleineren und da-
       biene. Sie überträgt zum einen Viren und saugt   mit leistungsärmeren Völkern und sollte mög-
       zum anderen Hämolymphe aus der ausgewachse-  lichst einzeln aufgestellt werden.



       Landinfo 4 | 2017                                                                                     45
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