Page 15 - Landinfo Heft 4/2017 - Schwerpunkt Ökolandbau
P. 15

Schwerpunktthema





       Mulchauflage fehlt und sich die Unkräuter leichter
       etablieren können. Im konventionellen Anbau
       könnte hier mit Vorauflaufherbiziden gearbeitet
       werden. Bei dem System mit der Messerwalze
       kann mit einer geeigneten Direktsämaschine im
       Heckanbau im selben Arbeitsgang die Sojabohne
       ausgesät werden. In beiden Anbausystemen ist ein
       dichter Bestand von Wintergetreide die Grundla-
       ge des Verfahrens.

       Kriterien für die Wahl des Wintergetreides sind
       neben einem dichten Bestand mit ausreichender
       Bodenbedeckung auch ein möglichst früher Blüh-
       zeitpunkt. Die Blüte der Winterung sollte vor Mit-
       te Mai erfolgen, so dass der Sojabohne noch genü-
       gend Vegetationszeit verbleibt. Walzt man die
       Winterung vor der Vollblüte, besteht die Gefahr,
       dass sich diese wieder aufrichtet und die Sojaboh-
       ne mehr oder weniger beschattet. Beim Walzen zu
       Blühbeginn richtet sich das gewalzte Wintergetrei-
       de teilweise wieder auf, was ziemlich wild aussieht,
       in der Praxis aber tolerierbar ist, da das Getreide
       weder die Ertragsbildung noch die Ernte ernsthaft   den Versuchen an der Universität Hohenheim   Abbildung 1
       stört. Biomassebetonte Bestände, die in der Voll-  wurde das Auflaufen der Unkräuter im Direkt-  Verunkrautung in Abhängigkeit
       blüte gewalzt werden, zeigen das beste Ergebnis.   saatsystem mit einer herkömmlichen Pflugvarian-  vom Säverfahren (Weber)
       Vorzugsweise kommen früh blühender Grünrog-  te  verglichen  (Abb.  1).  Hierbei  ist  festzuhalten,
       gen, teilweise auch normaler Winterroggen oder   dass in der Direktsaatvariante nach der Saat keine
       Wintergerste zum Einsatz. Aufgrund des im Öko-  Maßnahmen zur Kontrolle der Unkräuter durch-
       landbau vor Leguminosen in der Regel niedrigen   geführt wurden. In der gepflügten Variante hinge-
       Angebots an pflanzenverfügbarem Stickstoff lässt   gen wurde 3-mal gehackt. Am Standort A wurden
       die Entwicklung der später zu walzenden Winte-  10% weniger Unkräuter im Direktsaatsystem ge-
       rung manchmal zu wünschen übrig. Bei der Dün-  funden als in der Pflugvariante. Betrachtet man
       gung mit Kleegras (cut & carry) oder Kleegrassi-  Standort B, so ist jedoch festzustellen, dass hier im
       lage besteht jedoch die Gefahr, dass der Winterge-  Direktsaatsystem 15% mehr Unkräuter zu finden
       treidebestand  durch  Schneckenfraß  vernichtet   waren. An beiden Standorten hatten im Direkt-
       wird. Eine Getreidenachsaat mit Hafer im Früh-  saatsystem über 80% der vorgefunden Unkräuter
       jahr ist nicht in der Lage, rechtzeitig genügend   bereits unter der Winterung gekeimt – also schon
       Biomasse zur Bodenbedeckung zu bilden. Es be-  vor dem Walzen der Winterung bzw. der Aussaat
       steht die Gefahr, dass der Hafer durchwächst, wie   der Sojabohne. Dies zeigt, wie wichtig eine dichte
       im Jahr 2014 geschehen. Der Hafer ließ sich nach-  und wüchsige Winterung als Zwischenfrucht für
       her nicht vollständig aus den Sojabohnen heraus-  den Erfolg des Systems ist.
       reinigen, so dass diese nicht mehr für die Lebens-
       mittelherstellung tauglich waren.        In der Praxis sind große Unterschiede zwischen   Für das Gelingen des
                                                den verschiedenen Sämaschinen zu beobachten:   Verfahrens ist
                                                bezüglich der Gleichmäßigkeit, der Ablage in der   entscheidend, dass die
         Aussaattechnik ist entscheidend        Reihe und in der Tiefe, bezüglich der Breite des   Getreidematte
                                                bearbeiteten Streifens in der Reihe, sowie bezüg-  durchschnitten wird und
       Für das Gelingen des Verfahrens ist, neben der   lich der Wiederverschließung der Säreihe (Bild 2).   die Sojabohnen in
       Bodenbedeckung durch die Zwischenfrüchte, die   Diese Faktoren entscheiden über den Erfolg der   gleichmäßiger Tiefe von
       Aussaattechnik von entscheidender Bedeutung.   Etablierung und somit den Ertrag der Sojaboh-  ca. 4 cm abgelegt werden.
       Bei der Saat muss gewährleistet sein, dass die Ge-  nen. In den Versuchen an der Universität Hohen-
       treidematte durchschnitten wird und die Sojaboh-  heim zeigte sich deutlich, dass die Auflaufrate
       nen in gleichmäßiger Tiefe von ca. 4 cm in den   entscheidend für den Ertrag ist. In dem Versuchs-
       noch feuchten Boden gelegt und wieder mit Erde   jahr 2015 wurden im Direktsaatsystem 22% weni-
       bedeckt werden. Dies mit möglichst geringer Erd-  ger Sojabohnen bonitiert, was einen Ertragsver-
       bewegung an der Bodenfläche, um das Auflaufen   lust von 1,4 t gegenüber der Pflugvariante zur
       von Unkräutern in der Saatreihe zu minimieren. In   Folge hatte. Im Versuchsjahr 2014 hingegen wa-



       Landinfo 4 | 2017                                                                                     13
   10   11   12   13   14   15   16   17   18   19   20