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Analyse der Buchführungsergebnisse für das Wirtschaftsjahr 2022/23 59
So muss der Unternehmergewinn nur in unter- typisches Merkmal der Nebenerwerbsbetriebe,
geordnetem Umfang für den Lebensunterhalt wie auch die geringere Fremdkapitalbelastung
der Familie sorgen. Es können also Abstriche je Hektar. Letzteres lässt darauf schließen,
bei der Gewinnerwartung gemacht werden. dass Landwirte im Nebenerwerb eher vorsich-
Trotzdem sollten Erhaltungsinvestitionen aus tig mit einer Belastung des Betriebes umgehen
der Abschreibung und dem Gewinn finanzier- und andererseits auch außerlandwirtschaftli-
bar sein. Der starke Cashflow III (über 110 % ches Einkommen oder Kapital für Investitionen
des Ordentlichen Ergebnisses) ermöglicht je- im Betrieb heranziehen. Zu beklagen ist, dass
denfalls auch Finanzierungen im Betrieb. Dar- im letzten Wirtschaftsjahr eine negative Eigen-
über hinaus sollte aber auch die eingesetzte kapitalveränderung verzeichnet wurde. Auch in
Arbeitsleistung ausreichend entlohnt sein. Bei Nebenerwerbsbetrieben, die zukunftssicher
kritischer Betrachtung zeigt sich, dass für die aufgestellt sein wollen, muss das die Aus-
Entlohnung der Arbeitskraft nur wenig übrig- nahme bleiben, da ansonsten der Substanz-
bleibt. Der Arbeitsertrag der nicht entlohnten verlust nicht mehr ohne überproportionale Ein-
Arbeitskraft, also das finanzielle Ergebnis nach lagen aus außerlandwirtschaftlichem Kapital
Abzug von Zins- und Pachtansatz für Eigenka- oder Einnahmen ausgeglichen werden kann.
pital und Bodenvermögen, liegt naturgemäß Ackerbaubetriebe sind bei den Nebenerwerbs-
deutlich unter dem der Haupterwerbsbetriebe. betrieben in der Mehrzahl, gefolgt von Futter-
Der Arbeitsertrag beträgt rund 45 % des Or- bau-, Verbund- und Dauerkulturbetrieben. Die
dentlichen Ergebnisses und liegt aber immer- Tierhaltung spielt also eine untergeordnete
hin bei über 80 % des Arbeitsertrags der Haupt- Rolle. Hintergrund ist, dass Tierhaltung zeitin-
erwerbsbetriebe (ca. 51 %). Andere Kennzah- tensiv ist und dauerhaft die Anwesenheit auf
len unterstreichen, dass das Wirtschaftsjahr dem Betrieb erfordert, was das Spektrum mög-
2022/23 ein positives Jahr für die identischen licher außerlandwirtschaftlicher Tätigkeiten
Nebenerwerbsbetriebe war. Die Gewinnrate einschränkt, ebenso wie Urlaubsplanungen.
stieg weiter leicht an, und zwar auf über 13 %.
Der Umgang mit dieser Tatsache zeigt sich
Vergleicht man die insgesamt 155 ausgewerte- selbst bei den Futterbaubetrieben, denn nur die
ten Abschlüsse von Nebenerwerbsbetrieben wenigsten Nebenerwerbsbetriebe halten ar-
mit denen der Haupterwerbsbetriebe, dann zei- beitsintensive Milchkühe, sondern eher Mutter-
gen sich weitere typische Merkmale in den kühe oder Schafe. Allerdings ergibt sich bei
Kennzahlen. Die Gewinnrate bleibt mit 13,2 % diesen Betrieben ein Viehbesatz, der sogar
um 5,7 Prozentpunkte bzw. ein Drittel unter noch über dem der spezialisierten Milchviehbe-
der der Haupterwerbsbetriebe – ebenso ein triebe mit bis zu 75 Milchkühen liegt.