Page 21 - Landinfo Heft 5/2017 - Schwerpunkt Klimawandel
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Schwerpunktthema
schränkt sich auf den Säschlitz – und in
Kombination mit einem abgestimmten
Zwischenfruchtmanagement sowie einer
passenden Fruchtfolge ist eine permanente
Bodenbedeckung gewährleistet (s. Bild 4).
Durch die hohe Oberflächenrauigkeit wird
dem Niederschlag ein Teil der zerstöreri-
schen Energie geraubt, mit der er unge-
schützte Bodenaggregate zerschlägt und
die Fragmente dann hangabwärts mitreißt.
• Der Boden wird durch das Wurzelwerk
festgehalten; auch abgestorbene Wurzeln
wirken bis zu ihrer Zersetzung stabilisie-
rend.
• Durch das Belassen von Pflanzenrückstän-
den an der Bodenoberfläche werden insbe-
sondere die Tiefgräber unter den Regen- steht nach wie vor das größte Defizit in der Bild 4
würmern gefördert (eHrMANN & uNterse- unzureichenden Verbreitung von Bodenbear- Direktsaat bietet durch die stabile
Her 2016). Durch das ungestörte Arbeiten beitungsverfahren, die ein hohes Schutzni- Bodenoberfläche und den hohen
Bedeckungsgrad eine
können sie ein durchgängiges Drainagenetz veau gegen die Folgen von Starkniederschlä- Schutzschicht gegen Starkregen.
anlegen, durch welches Oberflächenwasser gen bieten. Die Kernfrage dabei ist, wie sich
eindringen und in tiefere Schichten versi- deren Akzeptanz erhöhen lässt. Dies betrifft
ckern kann. vor allem die Direktsaat, die in Mitteleuropa,
in Deutschland und in Baden-Württemberg
So gesehen ist die Direktsaat das ackerbaulich immer noch ein Nischendasein fristet, wäh-
maximal mögliche Verfahren gegen Boden- rend konservierende Verfahren mit einer zu-
erosion. Innerhalb der Direktsaat gibt es Ver- mindest leichten Bodenbearbeitung Landwir-
fahrensunterschiede, die auch für den Erosi- te eher überzeugen. Aber diese Verfahren,
onsschutz relevant sind (etwa Säschar-Typen). wie sie etwa im westlichen Teil des Kraich-
Das Für und Wider kann jedoch an dieser gaus schon weit verbreitet sind (uNterseHer
Stelle aus Platzgründen nicht diskutiert & KerN 2010), bergen eben ein Restrisiko bei
werden. Extremniederschlägen; so sind in diesen Fäl-
len auch in Mulchsaatregionen Schäden durch
Bodenabtrag und Oberflächenabfluss zu ver-
Zusammenfassung und Ausblick zeichnen (etwa in Bretten/Kraichgau im Jahr
2015).
Erfolgversprechende Schutzmaßnahmen ge-
gen Bodenerosion/Oberflächenabfluss im Bei der Diskussion um geeignete Vermei-
Ackerbau sind durch die jahrzehntelange dungsmaßnahmen dürfen neben Bodenbear-
fachliche Grundlagenarbeit weitgehend be- beitungsvarianten auch sehr grundsätzliche
kannt (wobei im Detail bzw. bei manchen Überlegungen zu Änderungen in der Flä-
Kulturen/Verfahrenstechniken noch Wis- chennutzung nicht verboten sein. So könnten
senslücken bestehen). Auch die nötigen ver- Risikoflächen in exponierten Hanglagen
waltungstechnischen Handreichungen zum oberhalb von Schutzgütern/Siedlungen
Vollzug des Bodenschutzrechts liegen vor. durch Anbau von permanent stark decken-
den Kulturen entschärft werden. Isolierte
Dauerhafte Lösungen müssen auf die spezi- „kosmetische Korrekturen“ wie temporäre
fischen Naturraumbedingungen und die Nut- Hang- und Schlagteilungen können allenfalls
zung im jeweiligen Einzugsgebiet maßge- einen Aufschub nötiger Maßnahmen bewir- Dr. Erich Unterseher
schneidert werden. Hierzu gehören auch die ken – denn der nächste Starkniederschlag LTZ Augustenberg
bereits versiegelten Bereiche im Verantwor- kommt bestimmt. Tel. 0721/9468-175
tungsbereich der Kommunen. Für die Umset- Erich.Unterseher@ltz.
zung auf landwirtschaftlichen Flächen be- Literatur bwl.de
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