Page 19 - Landinfo Heft 5/2017 - Schwerpunkt Klimawandel
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Schwerpunktthema





       Dr. Erich Unterseher


       Welche Erosionsschutzmaßnahmen im Ackerbau helfen

       bei Starkniederschlägen?



       Schäden durch Oberflächenabfluss und Bodenerosion nach Starkniederschlägen gehören nach wie
       vor  zu  den  negativen  Begleiterscheinungen  in  ackerbaulich  genutzten  Gebieten  –  auch  in  Baden-
       Württemberg. Im Zuge des Klimawandels ist mit einer Zunahme derartiger Ereignisse zu rechnen.
       Öffentliche Aufmerksamkeit erhalten diese meist erst dann, wenn gravierende Schäden nicht nur auf
       den Ackerschlägen  selbst  auftreten,  sondern  wenn  die  bauliche  Infrastruktur  und/oder  Häuser  im
       Siedlungskörper beeinträchtigt werden. So zuletzt im Jahr 2016 mit zum Teil dramatischen Bildern in
       den Print- und Filmmedien.


         Fachliche Grundlagen und               chen Grundlagen als auch die verwaltungs-
         Arbeitshilfen                          technischen Arbeitshilfen vorliegen. Die ein-
                                                fachste Lösung im Ackerbau wäre eine Um-
           ei der Analyse der Ursachen und zur Be-  nutzung, die eine permanente Bodenbede-
       Bantwortung der Frage, wie solche Schä-  ckung  gewährleistet.  Dies  würde  Grünland
       den vermieden oder zumindest deren Aus-  (Bild 1) oder die Wiederbelebung von Frucht-
       maß reduziert werden könnte, ist eine diffe-  folgegliedern bedeuten, die früher weit ver-
       renzierte  Sichtweise  angebracht. Diese be-  breitet waren – oder heute noch im Ökoland-  Bild 1: Schadensbild nach einem
       ginnt mit der Analyse der Nutzung im     bau eine Rolle spielen (Kleegras, Luzerne   Gewitterregen im Mai 2009.
       betreffenden Einzugsgebiet; d.h. der Beant-  etc.). Wenn diese Maßnahmen als zu weitge-  Während die dichte
                                                                                         Grünlandnarbe einen
       wortung der Frage welche Flächen welchen   hend angesehen werden, so ist die nächste   ausreichenden Schutz bietet,
       Abfluss bzw. welchen Bodenabtrag geliefert   Stellschraube  die  Bodenbearbeitung.  Schon   beginnt beim unbedeckten Acker
       haben. Danach ist ein Gesamtkonzept zu er-  damit lässt sich steuern, in welchem Ausmaß   ohne aktuellen Bewuchs und
                                                                                         Pflanzenreste der Vorfrucht der
       stellen, welches die einzelnen Handlungsbe-  landwirtschaftlich genutzte Einzugsgebiete   Prozess von Oberflächenabfluss/
       reiche anspricht. So hat die LUBW (2016) für   gerade in der Zeit der Starkniederschläge zum   Bodenerosion. Wasser und Boden
       die kommunale Akteursebene eine entspre-  Liefergebiet für abfließendes Wasser und ab-  fließen hangabwärts über eine
                                                                                         Straße (s. Verkehrsstau an der
       chende Anleitung erstellt.               getragenen Boden werden.                 Übertrittstelle) ins Tal.
       Für die agrarische Landnutzung besteht auf-
       grund der jahrzehntelangen Facharbeit eine
       systematische  Grundlage. Die bislang aus-
       führlichste Behandlung des Komplexes „Ver-
       meidung von Oberflächenabfluss/Boden-
       erosion im Ackerbau“ findet sich in DWA
       (2012). Dort werden nicht zuletzt 19 Einzel-
       maßnahmen auf 38 Seiten detailliert in Steck-
       briefform beschrieben und bewertet. Zum
       Vollzug der Erosionsbekämpfung nach Bo-
       denschutzrecht wurde für Baden-Württem-
       berg eine eigene Handreichung erarbeitet
       (LUBW 2011). Es bleibt also festzuhalten,
       dass für die Erosionsvermeidung im Acker-
       bau (ein Sonderfall ist der Gemüseanbau, wo                                                            Bilder: E. Unterseher
       nach wie vor große Kenntnislücken bezüglich
       erosionsmindernder Anbauverfahren klaffen;
       s. uNterseHer et al. 2012) sowohl die fachli-






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