Page 16 - Landinfo Heft 5/2017 - Schwerpunkt Klimawandel
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Schwerpunktthema
Der Sensor Aquaflex erfasst die Bodenfeuch-
tigkeit im Vergleich zu den anderen Sensoren
nicht punktuell sondern entlang eines 3 m
langen Kabels und damit in einem viel größe-
ren Messvolumen. Natürlich kann es nicht
den Feuchtigkeitsstatus der ganzen Fläche
abbilden, aber die Fehlerquellen einer Punkt-
messung können ausgeschlossen werden. So-
mit könnte dieser Sensor eine interessante
Alternative zu anderen Sensoren sein und
wird weiterhin im Fokus von Untersuchun-
gen zur Bewässerung bei der LVG Heidel-
berg stehen.
Des Weiteren ist bei der Verwendung von
Standardsensoren der Arbeitsaufwand für das
Ablesen auf einer größeren Fläche nicht zu
unterschätzen und bei bestimmten Kulturar-
beiten können die Sensoren sowie mögliche
Kabel hinderlich sein.
All dies tritt bei der Verwendung der klimati-
schen Wasserbilanz nicht auf. Zwar bedeutet
die tägliche Datenpflege auch ein gewisses
Abbildung 2 Fazit Maß an Arbeitsaufwand, dafür muss das Büro
Beispielhafter Verlauf zweier aber meist nicht verlassen werden. Allerdings
unterschiedlicher Sensoren In der praktischen Eignung der drei Bewässe- spielt auch hier die Standortfrage eine erheb-
(Tensiometer in 30 cm und
Aquaflex in 20 cm Bodentiefe) zur rungsverfahren zeigten sich keine Unterschie- liche Rolle. Für die Verdunstungsrate fließen,
Feuchtigkeitsbestimmung im de. Allein bei der Tropfbewässerung besteht wie oben bereits erwähnt, unterschiedliche
Boden. Einheit des Messbandes in das bekannte Problem einer erschwerten Bo- Witterungsfaktoren mit ein. Diese werden
Counts, die Kalibrierfunktion für
die Angaben in Vol. % wird noch denbearbeitung. Hier wurde das Instrument zur Vereinfachung oft von einer naheliegen-
erstellt. Klimatische Wasserbilanz auch nicht zur Er- den Wetterstation übernommen. Dabei gibt
fassung des optimalen Bewässerungszeit- es nicht selten sehr große regionale Unter-
punktes genutzt, sondern nur als Kontrolle schiede, wodurch die Beregnungsvorhersagen
einer ausreichend ausgebrachten Wassermen- für einen spezifischen Standort nicht präzise
ge. getroffen werden können. Abhilfe bietet da-
bei die Erfahrung des Betriebsleiters nach
Beide Systeme zur bedarfsgerechten Bewäs- langer Einarbeitung in das Programm oder
serung, die Bodenfeuchtemessungen und die eine eigene Wetterstation auf den Flächen des
Klimatische Wasserbilanz, haben ihre Vor- Betriebes. Dabei bedeutet diese Möglichkeit
und Nachteile. Die Bodenfeuchtemessung jedoch einen großen Kostenaufwand.
misst das verfügbare Wasser direkt auf der
Fläche und versucht dieses nicht indirekt zu Zukünftig werden eine Zunahme der Tempe-
ermitteln. Dies funktioniert nur bei fachge- ratur, längere Hitzewellen sowie häufigere
rechtem Einbau der Sensoren. Weitere Prob- Extremwetterereignisse, wie z.B. Starkregen
leme können zum einen die Genauigkeit und erwartet (Dt. Wetterdienst (Hrsg.) 2016). Un-
Zuverlässigkeit der Messtechnik sein und tersuchungen der Praxistauglichkeit von Me-
zum anderen das Auffinden des repräsentati- thoden zur Bestimmung des optimalen Be-
ven Messortes auf der Kulturfläche. Eine Flä- wässerungszeitpunktes und der optimalen
che ist nie so homogen, dass die eine Stelle kulturabhängigen Wasserausbringung werden
Dr. Thorsten Bornwaßer ausfindig gemacht werden kann. Mehrere auch weiterhin eine große Rolle bei der be-
LVG Heidelberg Sensoren sind da nur scheinbar eine Lösung. darfsgerechten Bewässerung spielen, weshalb
Tel. 06221/ 7484-18 Für eine Bewässerungsentscheidung stiften weitere Untersuchungen der Praxistauglich-
Thorsten.Bornwasser@ unterschiedlichste Werte auf einer Fläche keit der Sensortechnik an der LVG Heidel-
lvg.bwl.de dann eher Verwirrung. berg vorgesehen sind.
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