Page 23 - Landinfo Heft 5/2017 - Schwerpunkt Klimawandel
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Schwerpunktthema







                                                                                         Bilderstapel links
                                                                                         Gewinner des Klimawandels sind
                                                                                         Arten wie die Große Holzbiene
                                                                                         (Xylocopa violaceae), der Admiral
                                                                                         (Vanessa atalanta) und die
                                                                                         Wespenspinne.


                                                                                         Bilderstapel rechts
                                                                                         Vögel, die spät aus ihren
                                                                                         Winterquartieren zurückkehren,
                                                                                         wie der Trauerschnäpper (Ficedula
                                                                                         hypoleuca) zählen zu den
                                                                                         „Verlierern“. Schmetterlings-
                                                                                         raupen, die Hauptnahrung seiner
                                                                                         Küken, stehen dann nur mehr
                                                                                         geschränkt zur Verfügung.
                                                                                         Verlierer sind auch die
                                                                                         Strauchflechten.








       nur schwer interpretierbare Trends. Bei den   zusagen liegt v.a. darin begründet, dass weder
       Flechten und Moosen gibt es vielfach positive   das Klima der einzige auf die Lebewesen ein-
       Bestandsentwicklungen, welche klimatischen   wirkende Faktor ist, noch die Lebewesen
       Faktoren zugeschrieben werden. Dies gilt   selbst isoliert von anderen in ihrer Umgebung
       aber auffallend häufig nicht für Strauchflech-  existieren. So existieren neben dem viel zitier-
       ten.                                     ten Klimawandel noch viele weitere anthro-
                                                pogene Einflussfaktoren wie Landnutzungs-
                                                wandel, Eutrophierung, Einschleppung von
         Mangelhafte Kenntnisse über            Arten, Fragmentierung von Habitaten u.v.m.
         grundlegende Vorgänge im               Diese Faktoren können sich zudem gegensei-
         Klimawandel                            tig in ihrer Wirkung beeinflussen. Mit ande-
                                                ren Worten, wir haben es in den allermeisten
       Neben eindeutigen Verlusten für die Biodi-  Fällen mit extrem komplexen Systemen zu
       versität, welche durch das Aussterben von   tun, die sich auf unvorhersehbare Weise ver-
       Arten entstehen, können auch Arealverände-  ändern können.
       rungen, Einwanderungen bzw. Einschlep-
       pungen oder Änderungen in der Zusammen-
       setzung von Artgemeinschaften aus ökologi-  Mangel an organismischen
       scher Sicht bedenklich sein. Diese Vorgänge   Kenntnissen und Experten in
       könnten Ökosysteme entscheidend verän-     Süddeutschland
       dern und auf diese Weise zu weiteren Aus-
       sterbeereignissen beitragen.             Ohne eine profunde Kenntnis von Arteigen-
       Jedoch wissen wir bislang erstaunlich wenig   schaften, -verbreitung und -ansprüchen sowie
       über die Rolle von Klimaveränderungen in   des Ökosystems als Ganzes lassen sich also
       diesem Zusammenhang. In über 100 Studien,   die Folgen einer Veränderung im Klima kaum
       die sich mit Artaussterben befassten, waren   abschätzen und gegenüber anderen Einflüs-
       nur in sieben unmittelbare Gründe für die   sen quantifizieren. Unsere Studie zeigt, dass
       Ursachen des  Aussterbens  angegeben. Die   in Süddeutschland an mehreren Stellen Nach-
       Begründungen unterschieden sich zudem    holbedarf an diesen grundlegenden Untersu-
       und keine der Studien gab mangelnde Tole-  chungen besteht. Zum ersten fehlt es für vie-
       ranz erhöhter Temperaturen als Auslöser an.   le, auch artenreiche Organismengruppen
       Die Schwierigkeit, die Auswirkungen von Kli-  eindeutig an Experten, welche sich eingehend
       maveränderungen auf Organismen vorher-   mit diesen in unserer Heimat beschäftigen.






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