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Pflanzen- und Tierproduktion





       sen Phytatkomplex spalten und damit den   Anteil an Stickstoff in der Gülle mit zuneh-
       gebundenen Phosphor verfügbar machen     mender Proteinmenge und sinkender Prote-
       können, deren Aktivität ist jedoch zu gering,   inqualität.
       um den Phosphorbedarf der Tiere decken zu
       können. Demgegenüber ist Phosphor, der   Ausschlaggebend für den Proteingehalt in der
       nicht als Phytatphosphor vorliegt, für das Tier   Ration ist der Lysingehalt im Futter, denn die-
       hoch verfügbar. Mit solchen Phosphorver-  se Aminosäure ist zumeist erstlimitierend.
       bindungen wird das Futter ergänzt.       Üblicherweise werden die Proteingehalte in
                                                der Ration über verschiedene Proteinträger
       Der über pflanzliche Futtermittel als Phytat-  soweit angehoben, bis der Lysinbedarf ge-
       phosphor in den Rationen vorliegende Phos-  deckt ist. Das Aminosäuremuster in diesen
       phor wird dabei vom Tier wieder ausgeschie-  Rationen ist jedoch nicht optimiert, wodurch
       den und gelangt auf diesem Weg in die Gülle.   die Verwertung des Proteins verringert ist
       Um den Eintrag von Phosphor in die Gülle   und eine unnötige Proteinüberversorgung
       zu reduzieren, muss die Verfügbarkeit des   vorliegt. Eine gezielte Ergänzung der Ration
       phytatgebundenen Phosphors für  das      mit Lysin sowie die Zufuhr der nachfolgend
       Schwein erhöht werden. Dies geschieht durch   limitierenden  Aminosäuren  Methionin  und
       den Einsatz von Phytase. Dieses Enzym kann   Cystein, Threonin und Tryptophan führt zu
       den Phytatkomplex spalten und somit den   einem optimierten Aminosäuremuster in der
       komplexgebundenen Phosphor verfügbar     Ration, wodurch die Verwertung des Proteins
       machen. Dadurch ist es möglich, den Einsatz   ebenfalls optimiert wird. Gleichzeitig wird
       mineralischer Phosphorträger zu reduzieren   hierdurch eine Absenkung des Rohproteinge-
       und den Eintrag von Phosphor in die Gülle   haltes in der Ration ermöglicht, der phasen-
       zu vermindern. Die kommerziell vertriebe-  weise für bestimmte Gewichtsabschnitte er-
       nen Phytasen werden in der Regel auf bio-  folgen kann.
       technischem Weg von phytaseproduzieren-
       den Organismen gewonnen. Im Bereich des   Bei dreiphasiger Fütterung und Einsatz freier
       Zusatzes von 0 - 1.000 Einheiten Phytase je   Aminosäuren lässt sich eine deutliche Redu-
       kg Futter liegt eine  klare Dosis-Wirkungs-  zierung der Stickstoffausscheidung erreichen.
       Beziehung vor. Die Effizienz des Phytasezu-  Zudem kann die Absenkung des Proteinge-
       satzes ist im Bereich niedriger Dosiermengen   haltes im Futter dazu führen, dass die Tiere
       am höchsten und wird mit steigendem Phyta-  weniger Trinkwasser aufnehmen, wodurch
       sezusatz geringer.                       die Güllemenge zurückgeht. Dadurch wird
                                                der benötigte Lagerraum und die Ausbrin-
                                                gungskosten vermindert.
       Verminderung der
       Stickstoffausscheidungen                 An der Landesanstalt in Boxberg werden be-
       Für die Reduktion der Stickstoffausschei-  reits seit mehreren Jahren Phytase und freie
       dungen ist die Steigerung der Effizienz in der   Aminosäuren in allen Rationen eingesetzt,
       Verwertung des zugeführten Rohproteins   um die oben genannten Effekte in der prakti-
       von zentraler Bedeutung. Hierfür ist eine   schen Fütterung zu nutzen.
       möglichst exakte Anpassung des Proteinge-
       haltes in der Ration an den sich ändernden
       physiologischen Bedarf sowie die Verbesse-  Einsatz von Nebenprodukten
       rung des Aminosäuremusters in Hinblick auf
       ein „ideales“ Aminosäuremuster durch Er-  Vom Schwein stammende Lebensmittel sind
       gänzung mit reinen Aminosäuren erforder-  ein bedeutsamer Bestandteil der menschli-
       lich. Bei einer bedarfsüberschreitenden Pro-  chen Ernährung. Um diese Lebensmittel be-
       teinaufnahme werden diejenigen Aminosäu-  reitstellen zu können, werden im Futter auch
       ren, die für den Erhaltungsumsatz und die   Komponenten eingesetzt, die direkt in der
       Neusynthese von Protein nicht mehr ver-  Ernährung des Menschen verwendbar wären.
       wendet werden können, vollständig desami-  Dies bedeutet, dass die Konkurrenz zwischen
       niert. Liegt zudem ein ungünstiges Amino-  Nahrungsmitteln und Futtermitteln um die
       säuremuster in der Ration vor, erfolgt eine   vorhandenen Ackerflächen und weitere Res-
       zusätzliche Desaminierung von Aminosäu-  sourcen steigt.
       ren. Der dabei anfallende Stickstoff gelangt
       über den Harn in die Gülle. Somit steigt der


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