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Gartenbau und Sonderkulturen
lich bei einem gleichzeitigen Umsatzrückgang les für eine Anpassung der Anbausysteme.
nach der Geisenheimer Marktanalyse von Parallel zur Umstellung auf den Betrieben
-4 % und einem Absatzrückgang von -10 %. sollte auch die sektorale Entwicklung voran-
Die Inflation geht aktuell zurück, aber die gebracht werden. Hier ist zwischen der Er-
Kostensteigerungen der letzten Jahre bleiben tragsreduzierung pro Hektar und der Redu-
noch bestehen. Die großen Kostentreiber der zierung der Fläche zu unterscheiden. Eine
kommenden Jahre werden nach Dr. Oberho- Reduktion des Ertrags pro Fläche würde eine
fer die Lohn- und Maschinenkosten darstel- gleichzeitige Preissteigerung bedingen – bei
len. derzeitig international hohem Wettbewerbs-
druck voraussichtlich nicht absehbar. Als of-
Die gestiegenen Preise für Strom, Gas und fene Frage bleibt, ob die kommende Flächen-
Treibstoff und viele Waren des alltäglichen reduktion geplant oder ungeplant verlaufen
Bedarfs wirken sich direkt auch beim Weinab- soll und welche sinnvollen Ideen für die wei-
satz aus. Hier gilt nicht der Slogan „Geiz ist tere Nutzung dieser Flächen gefunden und
geil“, sondern vielmehr „Geiz ist bei vielen gefördert werden können.
Konsumenten überlebensnotwendig gewor-
den“. Die wichtigste Altersgruppe der „Best
Ager“ mit hoher Weinaffinität, einem guten Modulberatung und Denkanstöße zur
Pro-Kopf-Einkommen und noch wenigen al- betrieblichen Weiterentwicklung
tersbedingten Leiden wird tendenziell weniger
und damit schrumpft der Markt an Konsu- Die Beratungsorganisation Bischoff und Ha-
mentinnen und Konsumenten. Daneben gibt ger mit Sitz in Freiburg lieferte im Anschluss
es den Europäischen Alkohol-Aktionsplan mögliche Denkanstöße für die Weiterent-
zur Verringerung des schädlichen Alkohol- wicklung und Diversifizierung von Weinbau-
konsums und die Generation Z mit Podcasts betrieben. Die Organisation kann die Betrie-
zum Thema „Alkoholfrei ist das neue vegan“. be von der Idee über die Analyse der Be-
triebszweige bis hin zur Datenbeschaffung
und Abschätzung einer späteren Rentabilität
Mögliche Anpassungsstrategien anhand von Investitionskonzepten begleiten.
Dr. Bodo-Wolfram Hager legte dar, dass es
Dr. Oberhofer zeigte auf, dass Wachstum al- hilfreich sein kann, die Opportunitätskosten
leine das Problem nicht lösen wird. Der Kos- seines Betriebes darzustellen, um Lösungsan-
tendruck wird somit den Strukturwandel be- sätze zu entwickeln und bei der Entschei-
schleunigen. Ein wichtiger Aspekt könnte dungsfindung zu helfen. Die rein rechneri-
zukünftig die Bewirtschaftung im Minimal- sche Aufteilung eines Weinbaubetriebes in
schnitt und der Anbau von pilzwiderstandsfä- Traubenproduktions- und Weinausbaube-
higen Rebsorten (PIWIs) werden. Mit Koste- trieb oder die Erstellung eines auszulagern-
neinsparungen im Bereich von 20-30 % bei den „Mechanisierungsblockes“ könnten hel-
gleichzeitiger Minimierung des Risikos für fen. Somit können Bereiche mit besserer und
Abb. 1: Ertragslage Garten- Frost und Hagel und Absicherung gegenüber schlechterer Wirtschaftlichkeit klarer defi-
und Weinbau; Quelle: BMEL der Steigerung beim Mindestlohn spricht vie- niert werden.
„Es gibt nicht einen Weg für alle, aber für alle einen
Weg!“
Andreas Oppermann zeigte mit der Modul-
beratung des Landes Baden-Württemberg
einen einfachen und sehr kostengünstigen
Einstieg, um erste betriebswirtschaftliche
Fragestellungen zu klären. www.beratung-bw.de
Erfolgsgeschichten aus der Praxis
Christian Kaiser, Geschäftsführer der Lem-
bergerland Kellerei Rosswag, stellte aus Sicht
der Praxis dar, wie mittels „Wertschöpfung
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