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Pflanzen- und Tierproduktion
Bislang wurde die Futterverwertung als quan- nur in sehr geringem Umfang genutzt werden
titative Größe zur Beurteilung der Effizienz können. Im Vordergrund steht hier der Ein-
der Umsetzung von Futtermitteln in tierische satz von Nebenprodukten die als „Non
Leistungen herangezogen. In dieser Größe Food“ nicht unmittelbar für die Ernährung
wird allerdings die Konkurrenz um die Res- des Menschen geeignet sind, wie Rüben-
sourcen zwischen Nutztier und Mensch nicht schnitzel, Kleien oder Schlempen.
berücksichtigt. In der Fütterung der Wieder-
käuer liegen zu dieser Thematik bereits ver- Ein weiterer Ansatzpunkt ist der Einsatz von
schiedene Arbeiten u. a. von Ertl (2015), Proteinfuttermitteln, die Sojaextraktions-
Karlsson (2018), Wilkinson (2018) und Rouil- schrot als klassischen Proteinträger ersetzen
le (2023) vor. können. Hier bieten sich Extraktionsschrote
von Ölsaaten wie Raps oder Sonnenblumen
Steinwidder et al. (2017) definiert in diesem an sowie Nebenprodukte der Herstellung von
Zusammenhang den Begriff Lebensmittel- Bioethanol (distillers dried grains with solub-
Konversionseffizienz (LKE). Diese Größe ist les). Zusammen mit dem gezielten Einsatz
ein geeigneter Maßstab, um die Effizienz der freier Aminosäuren und der damit verbunde-
Fütterung bei gleichzeitiger Berücksichtigung nen Absenkung des Rohproteingehaltes in
der genannten Ressourcenkonkurrenz zu be- den Rationen, der bereits im vorangehenden
werten (s. Abb. 2). Abschnitt angesprochen wurde, ermöglicht
Abb. 2: Definition der dies die LKE auch beim Schwein zu verbes-
Lebensmittelkonversionseffi- sern.
zienz (LKE); Quelle: Steinwid-
der An der Landesanstalt in Boxberg wurden bis-
lang an Mastschweinen mehrere Untersu-
Tab. 1: Lebensmittelkonversionseffizienz (LKE) verschiedener Produktionsrichtungen chungen zum Ersatz von Sojaextraktions-
in der Tierhaltung schrot durch alternative Proteinträger wie
Erbsen oder Ackerbohnen bei gleichzeitigem
LKE für Protein LKE für Energie
Einsatz freier Aminosäuren durchgeführt.
Milchkühe 1,98 1,44 Die Ergebnisse belegen, dass Sojaextrakti-
Mastschweine 0,36 0,35 onsschrot als alleinige Proteinkomponente in
Legehennen 0,63 0,31 der Fütterung von Schweinen durchaus er-
Masthähnchen 0,52 0,30 setzt werden kann (Zacharias, 2015; Zacha-
Truthühner 0,50 0,17 rias, 2016; Zacharias, 2019).
Quelle: Ertl
Weiterführende Untersuchungen sind erfor-
Bei der Berechnung der LKE wird der für die derlich, um den Einsatz alternativer Protein-
Ernährung des Menschen nutzbare Output träger durch Nebenprodukte zu ergänzen
tierischer Produkte dem Input an Futtermit- und diese Fütterungsstrategien in der prakti-
teln, die auch für die Humanernährung taug- schen Schweinefütterung als zusätzliche
lich wären, gegenübergestellt. In der Regel Möglichkeiten der Rationsgestaltung umzu-
wird die LKE für Energie und die LKE für setzen.
Protein getrennt angegeben (s. Tab. 1).
Die höchsten Werte für die LKE weisen Wie- Fazit
derkäuer auf. Mastschweine liegen deutlich
darunter, ebenso wie das Geflügel. Die Nah- Es bleibt festzuhalten, dass neben den ge-
rungskonkurrenz zum Menschen ist beim nannten Punkten weitere Herausforderungen
Wiederkäuer somit wesentlich geringer als bei existieren, wie steigende Futterkosten, die
monogastrischen Tieren. Dies ist durch das Abhängigkeit von Importen und die damit
Vormagensystem der Wiederkäuer bedingt, verbundene Verschlechterung des CO -Foot-
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das die Nutzung großer Mengen an Grün- prints, denen die Schweinefütterung
landaufwuchs ermöglicht. gegenübersteht. Der Einsatz nährstoffredu-
Dr. Bernhard Zacharias zierter Rationen und die vermehrte Nutzung
LSZ Boxberg Bei Schweinen kann die Nahrungskonkur- von Nebenprodukten kann hier einen An-
Tel.: 07930 / 9928 - 131 renz zum Menschen nur verringert werden, satzpunkt bieten, die vorhandenen Ressour-
Bernhard.Zacharias@lsz. wenn verstärkt Komponenten im Futter ein- cen effizient zu nutzen.
bwl.de gesetzt werden, die vom Menschen nicht oder Literaturhinweise
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